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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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sie unangenehm. Und den Marquis auch.
    "Dreckskerl!" , schimpfte er. "Madame, würdet Ihr bitte aus dem Weg gehen und mir meinen Degen zurückgeben? Das ist eine Sache zwischen uns!"
    "Nein, Marquis. Wenn ich richtig informiert bin, ist auch meine Ehre in den Schmutz gezogen worden und nicht nur die Eure. Aber Ihr müsst meine Ehre nicht schützen. Das kann ich selbst. Deshalb werde ich hier nicht weggehen, nicht ehe diese Versammlung ohne Tote aufgelöst worden ist."
    Dann richtete sie den Blick auf Lord Fayford.
    "Wie kommt Ihr dazu, mich zu beleidigen, Monsieur?"
    Er wirkte keineswegs reuevoll und bestritt die Tat auch nicht. Wie immer war mehr als nur eine Spur Herablassung in seinem Lächeln.
    "Wollt Ihr Euch nun eigenhändig dafür rächen? Oder warum haltet Ihr den Degen sonst auf mich gerichtet?"
    Seine Stimme wurde leise, so dass nur noch sie und der Marquis die nächsten Worte hörten.
    "Waffen und Ehre sind nichts für Damen, Herzogin. Bleibt Ihr in Eurer glitzernden Welt und tändelt mit der Macht über die willfährige Hofsippe. Doch von mehr habt Ihr keine Ahnung. Oder wollt Ihr mich an seiner Statt herausfordern?"
    Sämtliche Ohren im Raum wurden gespitzt, um etwas von dem hitzigen Gespräch mitzubekommen.
    "Seid Ihr so wenig Gentleman, um gegen eine Frau zu kämpfen?" , höhnte sie mit nur mühsam gedämpfter Stimme.
    Etwas in seinen Augen gefror.
    "Es wäre nicht das erste Mal. Manchmal muss man eben tun, was man tun muss. Und sagt mir, weshalb sollte man sich nicht verteidigen dürfen, wenn eine Frau einen angreift? Ich kenne einige Eurer Ansichten und finde sie lächerlich. Doch wenn Ihr meint, dass Frauen nicht so schwach sind, wie sie tun, dann habt Ihr recht. Aber Ihr, Ihr könnt wohl kaum mehr, als dieses Ding in der Hand halten. Wollt Ihr Euch diese Blamage nicht ersparen?"
    Ihr schwante auf einmal, dass er sie reizen wollte. Er wollte sie dazu bringen, gegen ihn zu kämpfen!
    Er weiß, dass ich zumindest so sehr mit dem Degen vertraut bin, um ihn sofort richtig in der Hand zu halten. Jetzt will er herausfinden, wie viel ich kann.
    Sie durfte sich auf keinen Fall zu etwas hinreißen lassen.
    "Ihr seid ein Rüpel!"
    "Das ist mir gleich. Und nun geht mir aus dem Weg, bevor ich Euch wegschaffen lasse! Nicht einmal Euer Buhle will Euren Schutz."
    Wütend wollte der Marquis sich wieder auf ihn stürzen, konnte aber nicht so recht an Ramis vorbei. Während dieses Gerangels schwang die Tür ein weiteres Mal auf. Ein Raunen ging durch die Zuschauer, als man die Hereintretenden erkannte. Es waren der kleine König in Begleitung des Regenten und einem Trupp Gardisten. Was tat der König hier?
    "Sofort aufhören!" , befahl der Hauptmann der Garde.
    Die Duellanten stellten ihre Streitereien vorerst ein und warteten. Louis kam näher. Sogar Ramis wunderte sich, dass er tatsächlich persönlich gekommen war. Er beugte sich über ihre Hand, als wäre sie eine hochstehende Dame. Der Regent dagegen ließ sich nicht dazu herab, sie zu begrüßen. In der Zwischenzeit trieben die Gardisten die Anwesenden zusammen. Ein Mann notierte sich die Namen der Adligen, die in die Sache verwickelt waren. Dies war schließlich eine illegale Zusammenkunft. Louis wandte sich indessen an Fayford.
    "Ich weiß nicht, wie es bei Euch in England Sitte ist, Monsieur Botschafter , aber bei uns sind Duelle strengstens verboten. Ihr habt Euch strafbar gemacht, alle beide! Eigentlich solltet Ihr es besser wissen, Marquis d'Agny. Nehmt sie fest!"
    Sprachlos musste Ramis zusehen, wie man die beiden Männer fasste und abführte. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Außerdem fand sie Louis Auftreten verwirrend, es passte irgendwie nicht zu ihm. Ihre Augen trafen die des Regenten, der sie kühl beobachtete. Er hätte gar nichts erfahren dürfen. Hatte er Louis seine Worte eingegeben? Die nervösen Zuschauer nahm man ebenfalls in Gewahrsam. Keiner forderte Ramis auf, ihnen zu folgen, als alle hinausgingen. Dem Regenten wäre es sicherlich recht gewesen, wenn sie hier versauern würde. Ramis hatte allerdings nicht vor, in diesem Haus zurückzubleiben. Sie folgte ihnen die Treppe hinunter. Bevor sie den Tross jedoch erreichte, der schon draußen war, krallten sich spitze Fingernägel in ihre Schulter und hielten sie fest.
    "Nicht so voreilig, Schätzchen!" , schnurrte eine melodiöse Stimme dicht an ihrem Ohr. "Ich bin noch nicht fertig mit dir!"
    Ramis verharrte angespannt.
    "Ach, die Comtesse! Ihr habt mich erschreckt. Was wollt Ihr

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