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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Licht. Eine Katze huschte unter dem Fenster durch, ihre Augen leuchteten fluoreszierend auf, als sie hinaufsah. Einen Moment glich das Tier so verblüffend ihrer toten Katze Bonny, dass es ihr einen Stich versetzte. Aber vermutlich sah man die Toten in allem, wenn man nur genug an sie dachte. Ebenso die Lebenden. Mein Gott, wieso muss ich alles falsch machen? Gibt es jemanden, den ich glücklich gemacht habe? Die Katze rührte sich nun wieder, verschwand so geisterhaft, wie sie gekommen war und ging ihrer eigenen Wege. Ramis schloss das Fenster und bereitete sich für die Nacht vor, obwohl sie nicht würde schlafen können. Ihr unausweichliches Schicksal hatte sie wieder einmal eingeholt.
     
    Als sie am nächsten Morgen alle zusammen in einem hübschen, kleinen Saal speisten, saß Ramis wie auf Kohlen. Sogar der junge König war bei ihnen, sprach allerdings wie gewöhnlich nicht viel. Ab und zu warf er Ramis einen Blick zu. Die rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum und wünschte sich, ganz weit weg zu sein. Lord Fayford war wie selbstverständlich hereingekommen, hatte den König und die Anwesenden begrüßt und sich gesetzt. Er schenkte ihr nicht mehr Aufmerksamkeit als den anderen und Ramis wäre für diesen Augenblick sehr froh gewesen, wenn sie seine Gefühlskälte gehabt hätte. Sie war grenzenlos erleichtert, dem schließlich zu entkommen und begab sich mit ihrem Mann auf ihre Zimmer. Henriette stand schon bereit, falls sie noch einen Spaziergang machen wollte, doch das unterließ die Herzogin lieber. Sie spielte noch eine Partie Schach mit Guillaume, die sie haushoch verlor. Er fragte nicht, was sie so konfus machte und sie war sehr dankbar dafür. Vermutlich wusste er es ohnehin schon, von Blicken hinter Schleiern verraten.
     
    Am darauffolgenden Tag wurde in aller Frühe eine Jagd veranstaltet, an der Ramis jedoch nicht teilnahm, weil sie nicht reiten konnte. Ganz im Gegensatz zu Fayford, der im Sattel saß, als wäre er darin geboren. Er machte eine elegante Figur auf seinem temperamentvollen Pferd und in der schnittigen Reitkleidung. Ramis konnte nicht anders, als seine Reitpeitsche anzustarren und sich an einen Vorfall zu erinnern, der nun schon Jahrzehnte zurücklag.
    Mit einer Spur Neid sah Ramis zu, wie die Herrschaften lachend davon galoppierten und sie ohne Bedauern zurückließen. Sie nutzte trotzdem die Zeit zu einem langen Spaziergang durch die Gärten und erkundete jeden Winkel. Nach ein paar Stunden, in denen sie herumgewandert war, entdeckte sie einen verzauberten Ort inmitten des Gartens. Von einem felsigen Abhang plätscherte ein kleiner Wasserfall, ob künstlich oder nicht, er vermittelte die Natürlichkeit, die sie vermisste. Ein ovales Bassin fing das klare Wasser auf. Die Felsen bildeten sogar eine Art beengten Talkessel, sie zogen sich in einem Halbkreis um eine zierliche Bank, die in der Mitte stand. Es war genug Platz für mehrere Hecken und Bäume; und eine Vielzahl verschiedenster Blumen verschönerte die kleine Welt. Wer auch immer diesen Platz so gestaltet hatte, er musste einen Sinn für Romantik gehabt haben. Ramis setzte sich auf die Bank und ließ die Seele baumeln, inmitten dieses angenehmen Friedens. Wie schön ruhig es hier war! In Paris war es immer laut, es gab keine Zeit, in der es anders war, auch in der Nacht klangen von draußen Stimmen und das Gebell von Hunden oder das Schreien von Katzen herein. Das eintönige Rauschen des Wasserfalls machte sie schläfrig und stahl ihr jegliches Zeitgefühl.
    Als sie wieder nach der Sonne sah, stand diese schon tief. Wie üblich bemerkte sie Lord Fayford erst, als es zu spät war. Musste man als Lord und Staatsmann denn schleichen können wie ein Meuchelmörder? Sie erhob sich hastig und wollte gehen. Alles, nur nicht mit ihm reden müssen! Sollte er ruhig glauben, sie meide seine Gesellschaft.
    "Wohin so schnell?"
    Sie ging weiter, ohne sich umzudrehen.
    "Muss man Euch jedes Mal festhalten, wenn man mit Euch reden will?"
    Sie blieb stehen. Er versuchte, hinter ihren Schleier sehen zu können, als sie sich langsam umdrehte.
    "Ihr lauft immer noch davon?"
    "Ich laufe nicht davon!" , widersprach sie rau. "Ich will Euch nur nicht sehen."
    "Also lauft Ihr doch davon. Was verbergt Ihr unter diesem Schleier, dass Ihr mich so wenig ausstehen könnt, Mylady? Ich glaube nicht, Euch jemals zuvor getroffen zu haben."
    "Solltet Ihr nicht auf der Jagd sein, Monsieur?" , versuchte sie abzulenken.
    "Die ist längst vorbei..."
    Ein

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