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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Schaudern lief durch ihren Körper, sie fühlte kalten Schweiß auf ihrer Stirn. Er war so nahe daran und doch noch weit entfernt. Er war nicht im Geringsten auf die Piratin vorbereitet, das war es, weswegen er sie nicht erkannte. Für ihn war sie tot. Aber Erinnerungen starben nicht so schnell. Sie wurde in diesem Moment so erbarmungslos mit ihnen konfrontiert wie selten zuvor. Vielleicht lag es daran, dass sie plötzlich wieder den jungen Mann in ihm sah, den sie zum ersten Mal erblickt hatte. Diesen verfluchten Tag, an den sie sich trotz ihres damaligen Geisteszustandes in jeder Einzelheit erinnerte. Die ungeheure Schuld war in ihre Seele gebrannt wie ein Brandzeichen. Sie stöhnte gequält auf. Er beugte sich zu ihr und das brachte sie in die Gegenwart zurück, in der er der skrupellose Mann war, der eigensüchtig seine Gelüste befriedigte. Das durfte sie nicht vergessen. Aber warum ging sie dann nicht? Jetzt wollte er sogar ihren Schleier beiseiteschieben.
    "Was habt Ihr? Leidet Ihr an Schmerzen?"
    Sie schob eilig seine Hand weg und drückte ihn vor die Brust, um Platz zwischen ihnen zu schaffen.
    "Es reicht!" , krächzte sie und rang nach Luft.
    Sie wollte an ihm vorbei, fiel dabei jedoch über seinen Fuß. Ob er ihn ihr mit Absicht in den Weg gestellt hatte, war nicht ersichtlich. Sie landete im nächsten Blumenbeet zwischen abbrechenden Blüten und Stengeln. Ehe sie sich umgedreht hatte, war er bei ihr und zog sie grob an sich. Er schien sie verschlingen zu wollen, seine Hände waren plötzlich überall, auch an ihrem Schleier, der sich hartnäckig verknotet hatte und nicht weichen wollte. Sie wurde von etwas überrollt, über das sie keine Kontrolle mehr hatte. Die Warnsignale in ihrem Kopf verhallten ungehört. Sie wollte nur noch seinen Körper an sich spüren, konnte an nichts anderes mehr denken. Wie zwei Kämpfende rollten sie sich ein paar Mal herum, bis er auf ihr zu liegen kam. Atemlos zerrte er an ihren und seinen Kleidern. Ramis klammerte sich an seinem Hemd fest und keuchte gleich einer Ertrinkenden, über ihre Lippen kamen unzusammenhängende Sätze, deren Sinn ihr entging. Schließlich hatte er seine Hose aufbekommen und schob ihre Unterröcke und den Rock hoch. Da traf Ramis in ihrem Taumel die Erkenntnis wie ein Schlag. Brutal schoss sie ihr ins Bewusstsein. Ehe der Lord sich versah, hatte sie ihn von sich heruntergestoßen und war schwankend aufgesprungen. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit, ihre Kleider zu sortieren, so eilig hatte sie es, davonzukommen. Im Laufen schob sie sich das Kleid wieder über die Schultern und umklammerte ihren Schleier, damit er nicht rutschte. Fayford saß noch ein paar Sekunden mit heruntergelassener Hose im Beet und starrte ihr nach.
     

Tagebuch
     
    August 1721 , Beauvert
    Ich wollte sofort abreisen, aber nicht einmal dazu war ich noch fähig. Meine Selbstbeherrschung reichte gerade eben dazu aus, meine Gefühle zu verbergen und unter einer Schicht Fatalismus zu begraben. Dennoch sch eine ich innerlich und äußerlich zu glühen. Leider konnte ich diese Szene genauso wenig vergessen wie alles andere. Die Art, wie mein Körper auf seinen reagiert hatte... Seine harten Muskeln, die Begierde, ihn zu spüren... Jetzt reicht es! Das geht zu weit! Ich kann mir nicht mehr helfen, ich schaudere und fühle ein Brennen im Unterleib, das mich aufs Schändlichste anklagt. Wenn ich in den Spiegel sehe, sehe ich nur seine Augen. Ich bin rettungslos verloren, ein Zerrbild von ihm. Er kam zu mir und entschuldigte sich für sein Verhalten. Wäre er doch nur stillschweigend darüber hinweggegangen.
    "Ihr bedeutet mir sehr viel."
    Das Geständnis trieb mir die Röte in die Wangen und wenn es auch nur erlogen sein konnte, so erwartete ich, auf der Stelle in Ohnmacht zu fallen. In jeder Ader meines Körpers hallten die Warnungen, brüllten die Ironie heraus, doch ich achtete nicht mehr darauf.
    "Ich werde auf Euch warten, wenn es sein muss, ewig."
    War er es, der diese Worte zu mir sagte? Ich schluckte und gestattete mir zum ersten Mal, ihn zu berühren. Vorsichtig fuhren meine Fingerspitzen über seine Hand, doch gleich darauf riss ich mich wieder los. Ich wollte das Feuer nicht sehen, das in seinen Augen brannte.
    "Meint Ihr nicht, Mylady, dass Ihr mich nicht auch begehrt, wenigstens ein bisschen?" , flüsterte er mir mit heißen Atem ins Ohr und ich spürte seinen Körper an mir, der sich gegen mich lehnte.
    Ja, ich begehrte ihn und das mehr als nur ein bisschen. Meine

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