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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Schwärmerei war! Kommt, lasst uns jetzt zurückgehen."
    Eilig erhob sie sich. Der Marquis starrte sie wie ein verwundetes Lamm an und folgte ihr. Still kehrten sie zum Schloss zurück.
    "Ihr seht wie zwei begossene Pudel aus!" , begrüßte Adélaide sie spöttisch.
    Der Marquis brummte etwas Unverständliches und verschwand. Zögernd blieb Ramis bei Adélaide stehen. Der Gefühlsausbruch des Marquis hatte sie kalt erwischt. Wie hatte es nur so weit kommen können? Nun war ihr noch elender zumute. Der Marquis machte ihr fast Angst. Er sollte doch ihr Freund sein und nicht mehr...
     

Tagebuch
     
    25.Mai 1715, Versailles
    Heute traf ich zum ersten Mal meinen Bräutigam.
    Fertig angekleidet wartete ich mit Adélaide in meinem Zimmer auf die Nachricht seiner Ankunft. Unruhig wie ein Sack Flöhe geisterten meine Gedanken herum. Was wohl alle, die Ramis gekannt hatten, denken würden, wenn sie sie hier sehen könnten? Ab und zu lächelte Adélaide mir aufmunternd zu. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, zu fragen:
    "Wie könnt Ihr nur so ruhig sein, Anne?"
    Tatsächlich saß ich steif wie ein Stockfisch auf einem Stuhl und kam mir vor wie ein für den Altar geschmücktes Opfer, das sich nicht bewegen darf, damit nichts kaputtgeht. Der Marquis war nicht hier. Er hatte gesagt, er könne es nicht ertragen, neben mir auf den Herzog zu warten. Ich wünschte, ich hätte mich auch so einfach aus der Affäre ziehen können. Stattdessen saß ich hier, von Henriette wie eine junge, brave Braut ausstaffiert, also gänzlich unpassend.
    "Schließlich soll er wissen, dass e r eine anständige Frau heiratet", war ihr Kommentar gewesen.
    Daraufhin musste ich unweigerlich lachen. Zum einen war ich nicht anständig und zum anderen wäre es dem Herzog sicherlich egal, ob ich eine alte Vettel war. Ich musste an das denken, was Adélaide mir am Abend zuvor kurz vor dem Schlafengehen zugeflüstert hatte:
    "Seid nicht traurig, Anne. Es gibt so ziemlich niemanden, der seine große Liebe heiratet."
    "Na schön ", hatte ich trocken erwidert. "So etwas wie die große Liebe gibt es doch gar nicht."
    Zwischen Männern und Frauen kann nicht diese Art der Harmonie sein. Freundschaft kann es geben und platonische Liebe, aber nicht das . Bei der körperlichen Liebe - soll das Liebe sein? - erhebt sich immer einer über den anderen und der Drang, andere zu beherrschen, lebt in jedem Menschen.
    Während ich so saß, haderte ich mit mir und sagte mir: Ich mache einen riesigen Fehler. Ich habe gehört, dass die Frau in Frankreich noch weniger Rechte hat als in England. Mit dieser Heirat begab ich mich in die Gewalt eines unbekannten Mannes und das wollte mir ganz und gar nicht gefallen. Doch konnte ich jetzt noch einen Rückzieher machen? Nein, beschloss ich zu diesem Zeitpunkt, ich würde das durchstehen und eines Tages würde mir der Herzog von Orléans nichts mehr anhaben können. Dann würde ich für immer von hier verschwinden. Trotz dieses Entschlusses wünschte ich mir sehnlichst, ich könnte mich irgendwohin verkriechen und die ganze Welt ausschließen. Meine Hände schwitzten in den Handschuhen. Dann kam Henriette ins Zimmer gestürzt.
    "Madame! Seine Kutsche ist angekommen!"
    Unbewusst ballte ich die Hände, entspannte sie aber sofort wieder und stand auf. Da ich nicht wusste, ob er mir gleich einen Besuch abstatten würde, wollte ich die Initiative ergreifen und es hinter mich bringen. Mit Adélaide und Henriette im Schlepptau marschierte ich durch die Flure, um ihm zuvorzukommen. Als ich auf den Hof trat, stand er wirklich noch bei der Kutsche und beaufsichtigte das Abladen. Ich sah einen Mann Mitte vierzig, nicht gerade schlank, jedoch fast übertrieben gepflegt. Er entdeckte uns, ließ kurz seinen Blick über uns schweifen und an uns vorbei, als suche er jemand anderes. Schließlich kehrte er zu uns zurück und richtete sich auf mich. Der Mann kam auf mich zu.
    "Ihr müsst Madame Anne sein?" , stellte er fragend fest.
    Ich nickte beklommen. Sein Verhalten und seine Person waren nicht dazu angetan, meine Sympathie zu erwecken, was ich allerdings zu verbergen suchte. Pflichtbewusst küsste er meine Hand.
    "Es ist sehr freundlich, mich zu empfangen, auch wenn ich Euch hätte später selbst aufsuchen können", erklärte er sehr förmlich. "Leider kann ich Euch nicht mehr soviel Zeit widmen. Wenn Ihr mich entschuldigen würdet, ich muss noch einiges erledigen."
    Er wartete gar nicht erst auf mein Einverständnis und da wurde mir klar, dass er

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