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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Dodger bemerkte, dass es eins jener kleinen Bücher war, in die gewisse Leute etwas hineinzuschreiben pflegten: ein Notizbuch mit einem Bleistift an einem Bindfaden. Demnach erhoffte sich Missus Sharples eine Gelegenheit, das eine oder andere zu Papier zu bringen. Dodger, der bisher immer großen Abstand zum Alphabet gewahrt hatte, bedauerte zum ersten Mal, nicht mehr Zeit und Mühe investiert zu haben, um richtig lesen zu lernen, statt mühselig Buchstabe für Buchstabe einzelne Wörter zusammenzusetzen. Zu spät, zu spät, und dann bewegte sich oben etwas, und Missus Mayhew stieg die Treppe herunter, wobei sie Simplicitys Hand hielt, ganz vorsichtig ging und darauf achtete, dass der eine Fuß festen Halt gefunden hatte, bevor sie den anderen folgen ließ. Es dauerte eine Weile – etwa ein Jahr nach Dodgers Schätzung –, bis die beiden schließlich den Flur erreichten.
    Missus Mayhew schenkte ihm einen Gesichtsausdruck, den man ein gezwungenes Lächeln nennen konnte, doch Dodgers Aufmerksamkeit galt allein Simplicity. Er stellte fest, dass Missus Mayhew sie mit einer Haube und einem Schal ausgestattet hatte, wodurch ein großer Teil des Gesichts und damit auch die vielen blauen Flecken bedeckt waren, die allmählich verblassten. Simplicity strahlte, als Dodger sie ansah, und sie strahlte wirklich, denn die Haube umgab ihren Kopf wie ein Schirm, der das Gesicht zu erhellen schien.
    Dodger streckte die Hand aus und sagte: »Hallo, Simplicity! Ich freue mich, dass du meine Einladung zu einem Spaziergang angenommen hast.«
    Simplicity streckte ebenfalls die Hand aus, ergriff die seine, ganz sanft, und sagte … nichts, was an Dodgers Ohr gedrungen wäre. Sie wandte den Kopf ein wenig, woraufhin er die Striemen am Hals sah, und die Bürde, die er fast unmerklich trug, flüsterte ihm zu: Du wirst dafür sorgen, dass die Kerle bitter büßen müssen. In diesem Moment glaubte er, in Simplicitys Augen ein Glitzern wie von einer Sternschnuppe zu erkennen, die zur Erde herabfiel. Er hatte nur einmal eine zu Gesicht bekommen, vor langer Zeit und weit entfernt, in Hampstead Heath. Es war das einzige Mal gewesen, denn als Tosher sah man nicht jeden Tag Sternschnuppen. Simplicity ließ seine Hand nicht los, was sehr angenehm war, aber auch unpraktisch, es sei denn, sie wollte rückwärts gehen.
    Schließlich ließ Dodger vorsichtig los, eilte um Simplicity herum und ergriff ihre andere Hand, alles in einer fließenden Bewegung und behutsam. Langsam führte er sie zum Tor und ging auf Zehenspitzen durch den winzigen Vorgarten, in dem einige Rosen ein wenig Schönheit zu verbreiten suchten. Dergleichen sah Dodger in letzter Zeit immer öfter. Leute, die genug Geld besaßen und in einem anständigen Viertel wohnten, wollten ihr kleines Stück Land in eine winzige Version des Buckingham Palace verwandeln.
    Er ging nicht oft in London spazieren. Immerhin war er Dodger, der ständig hierhin und dorthin eilte und nicht lange genug an einer Stelle verweilte, um geschnappt zu werden. Aber nun hielt Simplicity seinen Arm, und er begriff, dass er sie stützen musste. Dadurch kam er nur langsam voran, und auch seine Gedanken wurden langsamer, sodass die einzelnen Teile sauber zusammenpassten, anstatt sich hastig und überstürzt zusammenfügen zu wollen. Er wandte sich um und blickte zu Missus Sharples zurück, die ihnen folgte. Es war früher Nachmittag, und in dieser Gegend ließ es sich angenehm umherschlendern. In dem hellen Licht fühlte er sich sonderbar froh und wohl mit der jungen Frau an seiner Seite. Sie hielt mit ihm Schritt, und wenn er sie ansah, lächelte sie jedes Mal, und es herrschte ein Friede, der sich in seinen Stadtvierteln nur früh am Morgen ausbreitete, wenn die Sterbenden nicht länger schrien und die Lebenden so betrunken waren, dass sie sich um nichts mehr scherten. Plötzlich schien es keine Rolle mehr zu spielen, ob Simplicity etwas Wichtiges wiedererkannte oder nicht; es genügte, dass sie beide zusammen spazieren gingen.
    Doch irgendwie blieb Dodger auch immer Dodger, der Augen und Ohren offen hielt, jedem Schritt lauschte, jedes Gesicht und jeden Schatten beobachtete, immerzu einschätzte, beurteilte und bewertete. Im Augenblick wandte er seine Aufmerksamkeit der Sanften Molly zu, die ihm entgegenkam.
    Lange Zeit war ihm die Sanfte Molly ein Rätsel gewesen, denn er hatte nicht gewusst, woher sie die Blumen hatte, die sie in den Straßen verkaufte: kleine Sträuße, gut gebunden und hübsch anzusehen. Bis

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