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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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beiden viel zu sehr damit beschäftigt, die Bettfedern quietschen zu lassen, um noch Zeit für tiefgründige Gespräche zu haben.«
    »Sehr bildhaft ausgedrückt.« Der kühle Ekel, der in der Stimme des anderen mitschwang, ließ Bob zusammenzukken. »Ich werde mir deine Ansichten durch den Kopf gehen lassen.«
    »Ich möchte nicht, daß ihr irgend etwas zustößt. Sie ist eine gute Freundin.«
    »Du hast außerhalb der Bruderschaft keine Freunde.« Es war keine Feststellung, sondern eine Warnung. »Wenn wir uns um sie kümmern müssen, dann wird das auch geschehen. Denk an deinen Eid.«
    »Ich denke daran«, stammelte Bob, als es in der Leitung klickte. »Ich denke daran.«
     
    Sarah Hewitt schlenderte, hocherfreut über den lauen Abend, die Main Street hinunter. Die milden Temperaturen lieferten ihr einen guten Vorwand, Shorts zu tragen und zu beobachten, wie den alten Böcken vor dem Postamt fast die Augen aus dem Kopf fielen. Die dünnen Jeansshorts saßen so eng, daß sie sich der Länge nach auf das Bett legen mußte, um den Reißverschluß zuzubekommen. Die Pobacken zeichneten sich verführerisch darunter ab. Ihre vollen, festen Brüste schwangen leicht beim Gehen. Sie trug ein knappes T-Shirt, auf dessen Vorderseite Wild Thing zu lesen stand.
    Sarah hatte sich großzügig mit billigem Parfüm eingesprüht und die Lippen tiefrot geschminkt. Langsam ging sie mit wiegenden Schritten die Straße entlang, wohl wissend, daß alle Augen auf ihr wohlgerundetes Hinterteil gerichtet waren. Nichts liebte sie mehr, als Aufmerksamkeit zu erregen, und dabei war es ihr vollkommen gleichgültig, ob diese mißbilligender oder anerkennender Natur war.
    Seit der sechsten Klasse spielte sie dieses Spielchen schon. Damals war sie während eines Schulausfluges mit Bucky Knight im Gebüsch verschwunden und hatte ihm
gestattet, ihr die Bluse auszuziehen. Da Bucky drei Jahre älter als sie gewesen war, hatte sich der Zorn der alten Hexe Gladys Finch vornehmlich über sein Haupt ergossen, eine Tatsache, die Sarah auch heute noch amüsierte, denn sie hatte ihn zu diesem kleinen Experiment angestiftet.
    Drei Jahre später durfte dann der Vater der kleinen Marylou Wilson sehr viel mehr tun als lediglich hinschauen. Sarah hatte fast jeden Samstagabend für fünfzig Cents pro Stunde auf Marylou aufgepaßt, als eines Abends der alte Lustmolch Sam Wilson auf die Idee gekommen war, sie nach Hause zu fahren. Hinterher hatte er ihr dann zwanzig Dollar in die Hand gedrückt, damit sie den Mund hielt.
    Das Geld hatte sie gern genommen, doch schon bald war sie Sams schweißiger Hände und seines wabbeligen Bauches überdrüssig geworden. Also hatte sie einen Jungen ihres Alters verführt, einen der Hawbakers – der Teufel sollte sie holen, wenn sie heute noch wußte, welcher es eigentlich gewesen war.
    Außerdem machte es sowieso keinen Unterschied, dachte sie. Alle Hawbaker-Jungs waren mittlerweile mit adleräugigen, frühzeitig aus dem Leim gegangenen Matronen verheiratet.
    Langsam begann Sarah selbst, mit dem Gedanken an Heirat zu spielen, obwohl sie beileibe nicht vorhatte, es dann mit der Treue genauer zu nehmen. Die Idee, für den Rest ihres Lebens an ein und denselben Mann gekettet zu sein, stieß sie ab, doch sie war inzwischen über dreißig, hatte weniger als dreihundert Dollar auf der Bank und war es leid, in dem winzigen, vollgestopften Zimmer über Clyde’s Tavern zu hausen.
    Die Vorstellung eines eigenen Hauses und gemeinsamen Kontos gefiel ihr ausnehmend gut. Aber wenn sie schon den entscheidenden Schritt wagte und sich auf Dauer mit einem Mann zusammentat, dann mußte sie einen finden, der sie im Bett zumindest annähernd befriedigen konnte und dessen Anblick sie auch noch am darauffolgenden Morgen zu ertragen vermochte. Abgesehen davon sollte
der Kandidat auch noch über andere Vorzüge wie ein dickes Aktienpaket, vielleicht ein paar Wertpapiere und über eine Reihe von Kreditkarten verfügen.
    Sarah lächelte in sich hinein, als sie vor dem Büro des Sheriffs stehenblieb. Dort drinnen saß ein Mann, der all ihren Anforderungen genügte.
    Cam blickte hoch, als sie das Büro betrat, nahm ihre Anwesenheit mit einem knappen Kopfnicken zur Kenntnis und setzte sein Telefongespräch fort. Eine Wolke ihres schweren Parfüms hüllte ihn ein und überlagerte den Geruch nach Kaffee und Staub. Cam vermutete, es war nur allzu menschlich, daß sich sein Magen vor Widerwillen zusammenzog  – genau wie es nur allzu menschlich war, daß

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