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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihm eine Gänsehaut, und er fragte sich unwillkürlich, was in diesem Feuer wohl verzehrt worden sein mochte.
    Kommentarlos wandte er sich zu dem tönernen Arm, den Clare erst am Vortag gebrannt hatte. Jung und trotzig, grübelte er. Mit Anlagen zum Heldentum oder zur Brutalität. Wieder zupfte er an seiner Lippe, ehe er zum nächsten Stück überging.
    Clare trat von einem Fuß auf den anderen, schob die Hände in die Hosentaschen und zog sie wieder heraus. Warum tat sie sich das nur an, fragte sie sich. Jedesmal kam sie sich so vor, als würden ihre Gefühle, ihre Gedanken
und ihre geheimsten Ängste aus ihr herausgerissen und öffentlich zur Schau gestellt werden. Und es war im Laufe der Zeit nicht besser und auch nicht leichter geworden. Clare wischte ihre feuchten Handflächen an ihren Jeans ab. Wenn sie nur einen Funken Verstand hätte, dann würde sie Tupperware verkaufen.
    Die LeBeaus widmeten sich jetzt voll und ganz der Metallskulptur, die Clares schlimmsten Alpträumen entsprungen war. Sie hatten noch kein einziges Wort miteinander gewechselt, doch auch ihre wortlose Kommunikation war an Clare verschwendet. Ihr stockte der Atem, als Jean-Paul sich umdrehte. Mit ernster Miene legte er ihr die Hände auf die Schultern, beugte sich vor und küßte sie auf beide Wangen.
    »Unglaublich!«
    Zischend stieß Clare den Atem aus. »Gott sei Dank.«
    »Ich hasse es, mich zu irren.« In Angies Stimme schwang eine unterschwellige Erregung mit. »Wirklich, es gibt nichts auf der Welt, was ich mehr hasse, als einen Irrtum eingestehen zu müssen. Aber hierhin zurückzukehren und hier zu arbeiten war das beste, was du tun konntest. Himmel, Clare, ich bin einfach sprachlos.«
    Clare legte jedem der beiden einen Arm um die Schulter. Sie wußte nicht, ob sie weinen oder schallend loslachen sollte. Tief in ihrem Herzen hatte sie geahnt, daß die Skulpturen gut waren, aber die kleine, häßliche Stimme des Zweifels in ihrem Kopf hatte sich nicht zum Schweigen bringen lassen wollen.
    »Kommt, jetzt trinken wir erst mal einen Schluck Wein«, schlug sie vor.
     
    Bob Meese eilte auf dem schnellsten Weg nach Hause. Er betrat seinen Laden durch die Hintertür, um etwaigen Kunden aus dem Weg zu gehen. Sorgfältig schloß er sämtliche Türen, ehe er zum Telefonhörer griff. Während er die Nummer wählte, versuchte er, etwas Speichel zu sammeln. Wenn er sich am hellichten Tag mit dem konfrontiert sah, was er des nachts tat, bekam er unweigerlich einen strohtrockenen Mund.
    »Ich habe sie gesehen«, sagte er im selben Moment, als sich der Teilnehmer meldete.
    »Und?«
    »Sie beschäftigt sich in Gedanken mit ihrem alten Herrn, das ist ganz offensichtlich.« Bob schwieg einen Moment und dankte insgeheim sämtlichen Göttern, daß er, als Jack Kimball sich zu Tode gestürzt hatte, noch zu jung gewesen war, um in den Zirkel aufgenommen zu werden. »Ich glaube nicht, daß sie ahnt, in was er verwickelt war. Sie läßt sich nicht das geringste anmerken. Trotzdem, was die Statue anbelangt, hatte ich recht. Ich konnte sie mir heute genauer ansehen.«
    »Beschreib sie mir.«
    Bob wünschte, er hätte sich die Zeit genommen, sich vor dem Telefonat noch einen schönen kalten Drink zu genehmigen. »Sie sieht genauso aus, wie ich gesagt habe.« Er preßte die Lippen zusammen. Hier in seinem Büro, wo Fotos seiner Frau und seiner Kinder auf dem überladenen Schreibtisch standen und ihm der Geruch von Leinöl in die Nase drang, fiel es ihm immer schwer zu glauben, daß er einer von ihnen war.
    Daß er es genoß, zu ihnen zu gehören.
    »Die Zeremonienmaske und das lange Gewand. Ein Tierkopf auf menschlichem Körper.« Seine Stimme erstarb zu einem Flüstern, obwohl keiner da war, der ihn hätte hören können. »Es könnte jeder von uns sein. Ich weiß nicht, wen sie gesehen hat, aber ich glaube nicht, daß sie sich genau erinnert, oder sie weiß selber nicht, daß sie sich überhaupt erinnert.«
    »Ein Teil von ihr weiß es schon. Man darf das Unterbewußtsein nicht unterschätzen.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang tonlos und eiskalt. »Sie könnte uns gefährlich werden. Wir werden sie im Auge behalten und ihr gegebenenfalls eine sanfte Warnung zukommen lassen.«
    Das Wörtchen ›sanft‹ beruhigte Bob nur wenig. »Hör zu, ich glaube wirklich nicht, daß sie sich erinnern wird. Uns kann gar nichts passieren. Außerdem, wenn sie etwas wüßte, dann hätte sie es längst dem Sheriff erzählt. Doch so,
wie’s aussieht, sind die

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