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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Gartenzaun hinweg oder bei Veranstaltungen des Frauenvereins aufschnappte, getreulich an ihn weiter. Oft
tätschelte er dann ihre Hand und versicherte ihr, sie sei besser informiert als der CIA.
    Min benötigte weder Wanzen noch versteckte Kameras, sie konnte Klatschgeschichten wittern wie ein Hund einen Knochen. Und wie ein Hund war sie imstande, einen Knochen eine Zeitlang zu vergraben, ehe sie ihn verschlang.
    Schließlich war es ihr gutes Recht als Frau des Bürgermeisters, über alles, was sich in der Stadt abspielte, Bescheid zu wissen.
    Ihr neugieriger Blick überflog die Menge.
    Da stand Sue Ann Reeder, die jetzt Bowers hieß. Im siebten Monat schwanger war sie, aber erst vier Monate verheiratet. Diese Ehe würde unter Garantie nicht länger halten als ihre erste.
    Peggy Knight kaufte ihren drei Rangen Cola und Zukkerwatte. Na, der Zahnarzt würde sich freuen!
    Mitzi Hawbaker hatte sich ihren Jüngsten auf die Hüfte gesetzt und küßte ihren Mann – auch noch mit Zungenschlag, stellte Min angeekelt fest – ungeniert in aller Öffentlichkeit.
    Verstimmt wandte sie sich ab, nicht nur, um den öffentlichen Speichelaustausch nicht mehr sehen zu müssen, sondern auch wegen der Kinder. Vor allem wegen der Kinder. Wenn sie den Kindern zusah, breitete sich unweigerlich eine tiefe innere Leere in ihr aus. Da halfen auch zwei Portionen Krapfen nichts.
    Es war einfach nicht fair. Warum nur brachten all diese leichtfertigen jungen Dinger Jahr für Jahr ein Kind zur Welt, so wie eine Katze Junge warf? Das brachte ihr ihre eigene Unfruchtbarkeit noch stärker zu Bewußtsein.
    Manchmal wurde sie von ihrem Haß auf all diese jungen Mütter geradezu erdrückt.
    »Möchtest du noch einen kühlen Drink, ehe es losgeht, Min?«
    Atherton legte seiner Frau die Hand auf die Schulter. Min tätschelte sie liebevoll – mehr Zuneigung sollte eine Frau auf offener Straße nicht zeigen – und lächelte ihn an. »Gerne.«
    Er liebte sie, dachte Min, als ihr Mann davoneilte, um ihr das Gewünschte zu besorgen. Und er ersetzte ihr eine große Familie.
    Gestützt von der helfenden Hand eines Gemeinderatsmitgliedes erklomm Gladys Finch, die Vorsitzende der Historischen Gesellschaft, in ihren Laufschuhen die Tribüne. »Diesmal haben wir wirklich Glück mit dem Wetter. Weißt du noch, wie es im letzten Jahr gegossen hat?«
    »Ich finde es ein bißchen zu warm.«
    Gladys nickte, obwohl sie sich in ihrem luftigen blaugestreiften Leinenkreppkleid ausgesprochen wohl fühlte. »Unsere Band hat gute Gewinnchancen.«
    »Na ja.« Min mißfiel der Hang des neuen Bandleaders zu allzu heißen Rhythmen anstelle der altbewährten Stükke. Sie entdeckte die Cramptons in der Menge und winkte ihnen zu – hoheitsvoll, wie sie fand. »Lucy Crampton sieht ziemlich verhärmt aus.«
    »Sie probiert eine neue Diät«, bemerkte Gladys, was Min verdroß, da sie es nicht als erste erfahren hatte.
    »Da ist Sarah Hewitt. Jetzt schau dir bloß das mal an.« Min schlug eine weißbehandschuhte Hand vor den Mund – nicht vor Erschütterung, sondern um ihre Worte zu dämpfen. »Stöckelschuhe und ein Rock, der kaum bis übers Hinterteil reicht. Ich verstehe nicht, wie ihre arme Mutter überhaupt noch jemandem in die Augen sehen kann.«
    »Mary hat ihr Bestes getan.«
    »Sie hätte lieber ab und an mal zum Rohrstock greifen sollen. Nanu, das ist doch Blair Kimball.«
    »Ganz recht. Gut sieht er aus.«
    »Ist vermutlich hergekommen, weil seine Schwester in Schwierigkeiten steckt. Also das ist ja wirklich eine Schande«, fuhr sie empört fort, noch ehe Gladys das Wort ergreifen konnte. »Uns diese Leute in die Stadt zu schleppen!«
    »Was für Leute denn?« Gladys folgte neugierig Mins ausgestrecktem Zeigefinger und sah die LeBeaus an Clares Seite. »Min, das geht zu weit.«
    »Ich sage dir, es ist widernatürlich. Da kannst du dich
aufplustern, soviel du willst, Gladys Finch, wenn es sich einer deiner Jungs in den Kopf gesetzt hätte, eine Negerin zu heiraten, dann würdest du jetzt ein anderes Liedchen singen. Ich weiß noch, was es für einen Skandal gegeben hat, als der junge Poffenburger nach dem Krieg mit dieser Vietnamesin ankam.«
    »Ihre Älteste ist eine ausgezeichnete Schülerin«, entgegnete Gladys trocken.
    »Das ist keine Rechtfertigung«, schnüffelte Min beleidigt und drehte sich zu ihrem Mann um, der wieder auf die Tribüne kletterte. »Vielen Dank, James. Ich habe Gladys gerade auf Blair Kimball aufmerksam gemacht. Ist es nicht nett, daß er zu

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