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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ich habe wirklich alles versucht, um dich davor zu bewahren.«
    »Nein.« Clare versuchte sich loszureißen, doch ihr Blick trübte sich bereits. »O Gott, nein!«

Zweites Kapitel
    Es mußte ein Traum sein. Im Traum fühlte man keinen echten Schmerz, und alle Stimmen klangen wie durch Watte. Sie mußte die Augen öffnen und aufwachen. Dann würde sie sich zusammengerollt auf ihrem Sofa wiederfinden, von dem Nachmittagsschläfchen noch leicht beduselt.
    Doch als es ihr gelang, ihre bleischweren Lider zu heben, sah sie einen kleinen, mit schwarzen Vorhängen verkleideten Raum, und die Fratze Baphomets starrte auf sie herab. Voller Entsetzen versuchte sie, gegen die Wirkung der Droge anzukämpfen und die Beine zu bewegen, aber sie war an Hand- und Fußgelenken gefesselt worden. Der gellende Schrei, der ihren Verstand durchzuckte, kam als schwaches
Stöhnen von ihren Lippen. Da man sie nicht hören konnte, blieb ihr keine andere Wahl als stillzuliegen und zu lauschen.
    »Hier kann sie jedenfalls nicht bleiben.« Charlie Griffith lief unruhig im Raum auf und ab. Er hatte die Kapuze abgenommen, die sein hellbraunes Haar und die sorgenvollen Augen verborgen hatte. »Solange sie hier ist, sind wir alle nicht sicher.«
    »Laß unsere Sicherheit getrost meine Sorge sein. Habe ich mich nicht immer darum gekümmert?« Der Bürgermeister strich mit den langen, knochigen Fingern über sein silbernes Pentagramm. Um seine Lippen spielte ein leises, spöttisches Lächeln, aber Charlie war zu erregt, als daß es ihm aufgefallen wäre.
    »Wenn sich der Doc nicht zufällig verspätet und sie draußen abgefangen hätte, dann …«
    »Er war aber zur rechten Zeit am rechten Ort«, schnarrte Atherton. »Wir stehen unter Seinem Schutz. Wie kannst du es wagen, daran zu zweifeln?«
    »Ich … das tue ich ja gar nicht … es ist nur so, daß …«
    »Dein Vater war einer der Mitbegründer unserer Bruderschaft.« Atherton legte Charlie die Hand auf die Schulter, doch diese Geste war weniger tröstend als vielmehr drohend gemeint. »Du bist der erste Vertreter der neuen Generation, und ich verlasse mich auf deine Loyalität und Diskretion, Charles.«
    »Gewiß, gewiß. Ich stelle diese Räume auch gerne für ein Ritual zur Verfügung, aber Clare hier gefangenzuhalten, das geht zu weit. Ich muß an meine Familie denken.«
    »Wir alle denken an unsere Familien und an die unserer Brüder. Sie wird fortgeschafft werden.«
    »Wann?«
    »Heute nacht. Ich werde persönlich dafür sorgen.«
    »James …« Charlie zögerte, da er fürchtete, seine Worte könnten nicht nur seine Furcht, sondern auch seine geheimen Zweifel verraten. »Ich stehe treu zu dir, seit mein Vater mich vor über zehn Jahren zu euch gebracht hat. Aber Clare … ich bin mit ihr zusammen aufgewachsen.«
    Mit einer Bewegung, die einem Segen gleichkam, legte Atherton beide Hände auf Charlies Schultern. »Vernichte, ehe du selbst vernichtet wirst. So lautet das Gebot.«
    »Ja, aber … gibt es denn keinen anderen Weg?«
    »Es gibt nur einen Weg – den Seinen. Ich glaube fest daran, daß sie für uns bestimmt ist. Wir wissen, daß es keine Zufälle gibt, Charles. Sie kam heute abend her, weil es so vorbestimmt war, und ihr Blut wird uns läutern, wird das Mal auslöschen, mit dem ihr Vater uns vor vielen Jahren brandmarken wollte. Sie wird das Opfer sein, das Ihn für den Verrat eines der Unsrigen versöhnt.« Athertons Augen glitzerten in dem schummrigen Licht. Freude und nackte Gier waren darin zu lesen. »Dein Sohn wird bald in unsere Gemeinschaft aufgenommen werden.«
    Charlie leckte sich über die Lippen. »Ja.«
    »Suche Trost in dem Wissen, daß die kommende Generation durch Seine Macht zu Wohlstand und Erfolg gelangen wird. Geh jetzt und überlaß diese Angelegenheit mir. Ich möchte, daß du die anderen beruhigst. In der Nacht der Sonnenwende werden wir zusammenkommen, das Opfer darbringen und stärker werden.«
    »Gut.« Es gab keinen anderen Weg, und das Gebot ließ keinen Raum für Schuldgefühle oder Gewissensbisse. »Brauchst du noch Hilfe?«
    Atherton lächelte, zufrieden, daß die Kraft seines Willens wieder einmal einen Wankelmütigen besiegt hatte. Andere zu beherrschen, das war seine ganz persönliche Droge. »Nein, Mick wird mir zur Hand gehen.«
    Er wartete, bis Charlie hinter dem Vorhang verschwunden war, ehe er sich an Clare wandte. Er wußte, daß sie bei Bewußtsein war und zuhörte, und diese Tatsache erfüllte ihn mit tiefer Befriedigung. »Du

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