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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der soll dich untersuchen.« Cam ließ seinen Blick über die Menge wandern. »Ihr verzieht euch jetzt auch.«
    Unter leisem Protestgemurmel wichen die Männer zurück, doch die meisten blieben in der Tür stehen. Sie wollten
sich die Auseinandersetzung zwischen Cam und seinem Stiefvater nicht entgehen lassen.
    »Spielst jetzt den starken Mann, wie?« Biffs rauhe Stimme lallte bereits, auf seinem Gesicht lag dasselbe höhnische Grinsen, das er immer aufgesetzt hatte, wenn er Cam eine Tracht Prügel verpassen wollte. »Kommst dir wohl unheimlich groß vor mit deiner Dienstmarke am Hemd und deinem Haufen Geld im Rücken, dabei bist und bleibst du nur ein kleiner Scheißer.«
    Cams Finger krallten sich um das Queue. Er war bereit. Mehr als bereit. »Zeit, nach Hause zu gehen, Biff.«
    »Hast du keine Augen im Kopf? Ich trinke! He, Clyde, du Arschloch, wo bleibt mein Whiskey?«
    »Du kriegst hier nichts mehr«, sagte Cam mit unverminderter Ruhe. »Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder gehst du freiwillig vorne raus, oder ich setze dich durch die Hintertür an die Luft.«
    Biffs Grinsen wurde breiter. Er warf den zerbrochenen Stuhl beiseite und hob seine schinkenförmigen Fäuste. Eigentlich hatte er sich Less als Opfer auserkoren, aber so war es entschieden besser. Seit Jahren schon wollte er Cam wieder einmal eine Abreibung verpassen, und nun war offensichtlich der Zeitpunkt gekommen.
    »Dann komm doch her und versuch’s.«
    Als Biff sich nach vorne warf, zögerte Cam nur einen Augenblick. Der Wunsch, das Queue mit aller Kraft gegen Biffs dicken Schädel zu schmettern, wurde schier übermächtig. Er konnte das befriedigende Geräusch, mit dem Holz auf Knochen traf, förmlich hören, doch in letzter Sekunde riß er sich zusammen und ließ das Queue fallen. Ein harter Schlag traf ihn in die Magengrube, so daß er zischend die Luft ausstieß. Dem nächsten, gegen seinen Unterkiefer gerichteten Hieb konnte er gerade noch ausweichen, die Faust traf seine Schläfe und ließ bunte Sterne vor seinen Augen tanzen. Die Menge hinter ihm feuerte die Kämpfer lauthals brüllend an, so wie einst die alten Römer ihre Gladiatoren bejubelt haben mochten.
    Als seine blanke Faust das erstemal in Biffs Gesicht
krachte, durchzuckte ein scharfer Schmerz seinen Arm. Trotzdem erfüllte ihn eine tiefe Befriedigung; die Schläge, die weiter auf ihn niederprasselten, nahm er kaum wahr. Auf einmal wurde die Erinnerung an all die Prügel, die er schon von seinem Stiefvater bezogen hatte, wieder wach.
    Damals war er ein kleiner Junge gewesen, schwach, mager und hilflos. Er hatte nur zwei Möglichkeiten gehabt – weglaufen und sich verstecken oder stehenbleiben und die Schläge über sich ergehen lassen. Aber die Dinge hatten sich geändert. Die heutige Nacht war längst überfällig gewesen. Cam fühlte einen wilden Triumph in sich aufsteigen, als er sah, wie seine eigene Faust Biffs hämisch verzogenen Mund zerschmetterte. Die Lippe platzte sofort auf. So mußten sich Soldaten fühlen, wenn zur Schlacht geblasen wurde, schoß es ihm durch den Kopf.
    Der Geruch von Blut – seinem eigenen und dem von Biff – stieg ihm in die Nase. Glas zerschellte am Boden, und gleichzeitig schien seine eigene Selbstbeherrschung in tausend Stücke zu zerspringen. Wie ein Berserker stürzte er sich in den Kampf, drosch wieder und wieder auf den Mann ein, den er schon als Kind fürchten und hassen gelernt hatte.
    Er wollte ihn vernichten. Zerstören. Auslöschen. Mit seinen zerschundenen, blutverschmierten Händen packte er Biff am Hemd und donnerte das verhaßte Gesicht immer wieder gegen die Wand.
    »Um Gottes willen, Cam! Hör auf! Laß ihn los! O Gott!«
    Flüssiges Feuer rann durch Cams Lungen. Wild schüttelte er die Hände, die nach seinen Schultern griffen, ab, fuhr herum – und hätte beinahe Bud eine schallende Ohrfeige versetzt.
    Langsam löste sich der Nebel vor seinen Augen auf, und er sah das bleiche, entsetzte Gesicht seines Deputys vor sich. Die Zuschauer, die die Kämpfenden umringt hatten, starrten ihn aus großen, neugierigen Augen an. Mit dem Handrücken wischte er sich das Blut vom Mund. Dort lag Biff in seinem eigenen Erbrochenen bewußtlos am Boden, ein verkrümmtes, zerschlagenes, gebrochenes Häuflein Mensch.
    »Clyde hat angerufen.« Buds Stimme zitterte leicht. »Er
hat gesagt, daß die Dinge hier außer Kontrolle geraten.« Er leckte sich über die Lippen und blickte sich in dem verwüsteten Billardzimmer um. »Was soll ich denn mit

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