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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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den geschäftlichen Teil meiner Arbeit – sie und ihr Mann.« Mit gespreizten Fingern fuhr sich Clare durch ihr flachgedrücktes Haar. »So, und weshalb bist du – ach du lieber Gott!« Zum ersten Mal sah sie ihn voll an. Sein linkes Auge war halb zugeschwollen und schillerte in allen Regenbogenfarben, und über seine Wange verlief eine häßliche Schnittwunde. »Was zum Teufel ist denn mit dir passiert?«
    »Samstagabend.«
    Rasch streifte sie die Handschuhe ab, um mit einem Finger sacht über die Wunde zu streichen. »Ich dachte, aus so was wärst du inzwischen herausgewachsen. Warst du damit schon beim Arzt? Ich hol’ dir erst mal ein bißchen Eis für dein Auge.«
    »Alles halb so schlimm«, protestierte er, doch sie eilte bereits in die Küche.
    »Und so was nennt sich nun Sheriff«, schimpfte sie, als sie nach einem Tuch suchte, um das Eis einzuwickeln. »Du solltest
eigentlich der letzte sein, der öffentlich Rabatz macht. Setz dich hin. Vielleicht geht die Schwellung ja zurück. Rafferty, ich stelle fest, du bist immer noch ein Rabauke.«
    »Vielen Dank für die Blumen.« Vorsichtig ließ er sich auf dem Stuhl mit der leiterförmigen Rückenlehne nieder, den sie in die Küche geschleppt hatte.
    »Hier, drück das gegen dein Auge.« Clare setzte sich lässig auf den Tisch und faßte unter sein Kinn, um sein Gesicht zwecks genauerer Inspektion zum Licht zu drehen. »Wenn du Pech hast, verunziert bald eine Narbe dein hübsches Gesicht.«
    Da sich das Eis himmlisch anfühlte, gab Cam nur einen vagen Grunzlaut von sich.
    Clare mußte lächeln, doch der besorgte Ausdruck wich nicht aus ihren Augen. Sacht strich sie ihm das Haar aus der Stirn. Nur zu gut erinnerte sie sich an die vielen – viel zu vielen – Kämpfe, in die sich Blair während seiner letzten Jahre an der High School hatte verwickeln lassen.
    Wenn ihr Gedächtnis sie nicht sehr trog, wollte ein Mann unter diesen Umständen verhätschelt und gelobt werden.
    »Darf man fragen, wie der andere Typ aussieht?«
    Cam schmunzelte. »Ich hab’ ihm seine gottverdammte Nase gebrochen.«
    »Ach, ich liebe dieses Machogehabe.« Mit einem Ende des Tuches tupfte sie seine Wunde ab. »Mit wem hast du dich eigentlich geprügelt?«
    »Mit Biff.«
    Die Hand auf seinem Gesicht verharrte mitten in der Bewegung. Voller Verständnis blickte Clare ihn an. »Tut mir leid. Offenbar liegt hier immer noch so einiges im argen.«
    »Es war eine offizielle Angelegenheit. Er hat bei Clyde betrunken randaliert und …« Cam brach ab und lehnte sich zurück. »Scheiße.«
    Die sanfte Hand strich erneut über sein Gesicht. »Hey, möchtest du ein Schokoladentörtchen?«
    Er lächelte leicht. »Meine Großmutter hat mich immer mit Milch und Keksen getröstet, wenn Biff mich mal wieder grün und blau geschlagen hatte.«
    Clares Magen krampfte sich zusammen, doch sie zwang sich zu einem Lächeln, als sie nach seiner Hand griff. »Dem Zustand deiner Hände nach zu urteilen ist Biff in entschieden schlechterer Verfassung als du.« Aus einem Impuls heraus hauchte sie einen Kuß auf seine zerschundenen Knöchel. Cam fand diese Geste unglaublich liebenswert.
    »Hier tut’s auch weh«, klagte er, mit dem Finger auf seine Lippen deutend.
    »Du solltest dein Glück nicht herausfordern.« Sachlich entfernte sie den Eisbeutel und musterte sein Auge prüfend. »Ausgesprochen farbenprächtig. Ist deine Sicht getrübt?«
    »Ich kann dich ganz klar erkennen. Du bist viel hübscher als früher.«
    Sie legte den Kopf schief. »Da ich früher ausgesehen habe wie eine Vogelscheuche mit Überbiß, will das nicht viel heißen.«
    »Laß das Schmerzmittel erst mal wirken, dann fällt mir garantiert noch was Besseres ein.«
    »Okay, ich laß mich überraschen. Aber jetzt flitze ich mal eben zur Apotheke und besorge dir eine Salbe.«
    »Dann nehme ich lieber das Schokoladentörtchen.«
    Cam schloß für einen Moment die Augen und lauschte dem Rumoren in der Küche. Sie öffnete den Kühlschrank und goß offensichtlich etwas in ein Glas. Gedämpfte Musik klang aus der Garage herüber, und obwohl Cam noch nie ein großer Klassikfan gewesen war, empfand er die Musik heute als angenehm. Als Clare Teller und Gläser auf den Tisch stellte und ihm gegenüber Platz nahm, schlug er die Augen wieder auf. In ihrem Gesicht las er Verständnis, Geduld und das Angebot, sich bei ihr auszusprechen. Es war so leicht, seinem Herzen Luft zu machen.
    »Slim, ich wollte ihn umbringen«, begann Cam ruhig, doch in seinen

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