Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
abstreiten.
Nun hing er also in der Sache drin. Er konnte es ruhig zugeben. Nachdem sein Buch endlich abgeschlossen war, konnte er seine ganze Energie, seine Zeit und sein Geschick darauf verwenden, die Geisterfrau zu identifizieren, die – vorgeblich – seit über einhundert Jahren in Harper House umging.
Es mussten nur noch ein paar Formalitäten erledigt werden; dann konnte er loslegen.
Er fuhr auf den Parkplatz des Gartencenters.
Interessant, dachte er, dass ein Ort, dessen Hochsaison sicherlich im Frühling und Sommer war, mitten im Dezember so anziehend, so einladend aussehen konnte.
Am Himmel hingen schwere Wolken, die gewiss noch vor dem Monatsende kalten, unangenehmen Regen bringen würden. Dennoch wuchsen immer noch Pflanzen. Mitch hatte keine Ahnung, was für welche es waren, doch sie sahen ansprechend aus. Rostrote Sträucher, üppige immergrüne Gewächse mit dicken Beeren, silbrig graue Blätter, leuchtend helle Stiefmütterchen. Wenigstens Stiefmütterchen konnte er beim Namen nennen.
Außerdem waren dort Haufen von Werkstoffen, die nach Arbeit aussahen – er nahm an, dass man sie zum Gärtnern oder zur Landschaftsgestaltung brauchte. An der Seite standen Tische mit Pflanzen, die vermutlich die eisige Kälte vertragen konnten, ein kleines Wäldchen aus Bäumen und Sträuchern.
Vor dem niedrigen Gebäude befand sich eine Veranda.
Dort erblickte Mitch Weihnachtssterne und einen kleinen, hübschen Weihnachtsbaum mit vielen Lichtern.
Auf dem Parkplatz standen weitere Fahrzeuge. Mitch beobachtete, wie ein paar Männer einen Baum mit einem riesigen, in Sackleinen gehüllten Wurzelballen auf die Ladefläche eines Lastwagens hievten. Eine Frau schob einen roten Wagen voller Weihnachtssterne und Einkaufstüten heraus.
Mitch ging die Rampe hinauf und überquerte die Veranda, um einzutreten.
Im Laden gab es ein reichhaltiges Angebot, stellte er fest. Größer, als er gedacht hatte. Töpfe, Zierstäbe für den Garten, fertig geschmückte Bäumchen für den Tisch, Bücher, Samen, Gartengeräte. Manches war in Geschenkkörben arrangiert, ein cleverer Gedanke.
Mitch vergaß seine Absicht, sich sofort auf die Suche nach Roz zu machen, und begann umherzuschlendern. Als ihn eine
der Angestellten fragte, ob er Hilfe brauche, schüttelte er den Kopf und stöberte weiter herum.
Es erforderte eine Menge, so etwas aufzubauen, sinnierte er, während er die Regale mit Nährstoffen für den Boden, Düngestäbchen mit Depotwirkung und Schädlingsbekämpfungsmitteln musterte. Zeit, Arbeit, Know-how und, dachte er, Mut.
Das war kein Hobby und kein kleiner Betrieb, den eine Südstaatenaristokratin sich nebenbei genehmigte. Das hier war ein knallhartes Geschäft. Noch eine andere Schicht dieser Frau, vermutete Mitch, und er war noch nicht bis zu ihrem Inneren vorgedrungen.
Die schöne, rätselhafte Rosalind Harper. Welcher Mann würde sich nicht die Gelegenheit wünschen, ihre Schichten abzutragen und zu erkennen, wer sie wirklich war?
Im Grunde verdienten seine Schwester und seine Nichte ein dickes, sentimentales Dankeschön dafür, dass sie ihn zum Einkaufen motiviert hatten.
Dass er mit Roz zusammengeprallt war, sie mit ihrem Einkaufswagen gesehen hatte und eine Stunde allein mit ihr verbringen durfte – so etwas Interessantes hatte es in seinem Privatleben seit Monaten nicht mehr gegeben.
Kein Wunder, dass er auf mehr hoffte und in erster Linie zu ihrem Gartencenter hinausgefahren war, um eine weitere Seite von Roz kennen zu lernen.
Er spazierte durch breite Glastüren und stieß auf eine exotische Vielfalt von Zimmerpflanzen. Es gab auch Zimmer- und Gartenspringbrunnen sowie Körbe mit farnartigem Zeug und rankenden Pflanzen, die an Haken hingen oder auf Säulen standen.
Durch eine weitere Doppeltür gelangte man in eine Art Gewächshaus mit Dutzenden langer Holztische. Die meisten davon waren leer, doch auf einigen standen Pflanzen. Die Stiefmütterchen erkannte er, andere dagegen nicht. Ihm fiel jedoch auf, dass sie auf ihrem Etikett als »winterhart« bezeichnet wurden.
Gerade überlegte er, ob er weitergehen oder umkehren und nach Roz fragen sollte, als ihr Sohn Harper von draußen hereinkam.
»Tag. Kann ich Ihnen behilflich sein?« Als er auf Mitch zuging, war ihm anzusehen, dass er ihn wiedererkannte. »Oh, hallo, Dr. Carnagie.«
»Mitch. Schön, Sie wiederzusehen, Harper«, sagte Mitch, als sie einander die Hand reichten.
»Gleichfalls. War das letzte Woche ein Spiel gegen Little
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