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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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stürzen.
    »Dann wollen wir uns mal darüber unterhalten, was ich mit dir vorhabe«, sagte ich und griff mir ein Schwert, das jemand auf dem Boden hatte liegen lassen. Eine Bewegung auf der Anhöhe lenkte mich kurz ab, aber dann fuhr ich fort.
    »Ich denke, ich greife deine Idee auf, den Sieg mit einer Exe-kution zu feiern. Eine kleine Abweichung gibt's allerdings in der Frage, wessen Kopf abgehackt wird.«
    Apollyon schaute hoch und zeigte mir die Zähne. »Selbst wenn du mich umbringst, werden meine Leute die deinen bis zum Tode bekämpfen«, knurrte er. »Dein Sieg ist Schall und ...«
    Als ich anfing zu lachen, unterbrach er sich mit beinahe hektischen Flecken im Gesicht. Ich sagte nichts, sondern deutete nur auf die Anhöhe hinter ihm.

    Als er sich in die Richtung wandte, wirkte er dann gleich ein bisschen unglücklicher. Irgendjemand - wer, wusste ich nicht genau - hatte die restlichen Ghule zusammengetrie-ben und hergebracht. Grob geschätzt waren es etwas über zwanzig, die die Hände in einer universellen Geste der Ka-pitulation über den Köpfen verschränkt hielten.
    »Sieht aus, als wüssten deine Leute, wann sie verloren haben«, sagte ich und genoss den verdutzten Ausdruck auf dem Gesicht des Ghul-Führers. Der allerdings gleich wieder verschwand, als er seine Untergebenen böse anfunkelte, wobei der Zorn, den er empfand, nicht nur seinem Gesichtsausdruck, sondern auch dem herben Geruch zu entnehmen war, der von ihm ausging.
    »Wie könnt ihr es wagen, mich so schmählich im Stich zu lassen!«, brüllte er sie an.
    Ich tippte ihm mit der Spitze meines geborgten Schwerts auf die Schulter. »Ich will dich nicht unterbrechen«, bemerkte ich voll eisiger Genugtuung, »aber wir beide haben noch ein Hühnchen zu rupfen.«
    Apollyon musterte erst das Schwert und dann mich, bevor er wieder seine Untergebenen ansah. Ich ließ ihn weder aus den Augen, noch lockerte ich meinen Griff um das Schwert-heft. Ich würde erst zuschlagen, wenn er darauf gefasst war, aber ich würde ihm auch nicht den Gefallen tun, mich ablenken zu lassen. Wenn Apollyon mit fairen Mitteln kämpfen würde, wären wir jetzt schließlich nicht hier gestanden.
    Daher überraschte es mich ein wenig, als er mit geöffneten Händen die Arme ausbreitete. »Na los, Gevatterin, verbrenne mich! Oder lasse mich mit der Kraft deines Geistes erstarren. Zeige meinen Leuten die Macht, die zu be-kämpfen sie sich so sorglos weigern.«

    Selbst seine letzten Augenblicke muss er noch nutzen, um Hass zu säen, dachte ich angewidert.
    »Gib ihm ein Schwert«, sagte ich zu Bones, der zusammen mit Veritas hinter der Gruppe von Ghulen hervorgetreten war. Er war voller Blut, seine Kleidung zerfetzt, aber er bewegte sich mit einer todbringenden Präzision, die mir sagte, dass er die ganze Nacht hindurch hätte kämpfen können.
    Sah ihm ähnlich, die Ghule hierher zu treiben, damit sie dem Ende ihres Anführers beiwohnen konnten.
    »Ich brauche keine Wunderkräfte, um dich niederzustre-cken«, wandte ich mich an Apollyon, nachdem Bones zu seinen Füßen ein Schwert in den Boden gerammt hatte. »Ich habe einen Haufen Silberkugeln in mir stecken und Schmerzen wie ein Gaul, aber wenn du zum Schwert greifst, mache ich dich fertig, das schwöre ich dir.«
    Apollyon sah von dem Schwert zu mir. »Nein.«
    »Nein?«, wiederholte ich ungläubig. »Ich biete dir einen fairen Kampf an, du Vollidiot! Hättest du es lieber, wenn ich dir einfach den Kopf abschlage und Feierabend?«
    Apollyon wandte sich Veritas zu und machte einen Knie-fall vor ihr. »Ich stelle mich dem vampirischen Rat.«
    »Du mieser kleiner Jammerlappen, nimm das Schwert, bevor ich dir mit bloßen Händen den Kopf abreiße«, brüll-te Bones ihn an.
    Apollyons Züge verzerrten sich zu einem Ausdruck irren Triumphes. »Du kannst mich nicht umbringen, wenn ich mich einer Gesetzeshüterin ausliefere. Niemand kann das!«
    Ich sah ihn erstaunt an. Das war der Typ, der im vierzehnten Jahrhundert fast einen Krieg zwischen Vampiren und Ghulen heraufbeschworen hätte? Und jetzt kurz davor gewesen war, es wieder zu tun?

    Ich hatte schon viele widerliche Bösewichte in ihren letzten Augenblicken erlebt, von denen die wenigsten ihrem eigenen Ableben mit Freude entgegengesehen hatten, aber so jämmerlich wie Apollyon hatte sich noch keiner aufgeführt.
    Er schreckte nicht einmal davor zurück, sich Veritas in einer Art hüpfendem Kriechgang zu nähern, bis er sich an der blutverschmierten Hose der Gesetzeshüterin

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