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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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aus der Entfernung konnte ich sehen, wie er bei meinem Anblick die Augen aufriss. »Gevatterin«, formten seine Lippen. Dann brüllte er seine Bodyguards an: »Das ist sie, das ist die Gevatterin!«
    Die Schützen zielten jetzt in eine andere Richtung, aber das hatte ich erwartet. Ich warf mich nach rechts, sodass ich nur eine Kugel abbekam. Sie traf meinen Rumpf mit der Wucht eines Torpedos, aber ich hielt nicht inne, weil mir klar war, dass der Beschuss andauern würde. Anders als im Film sahen die Bösen nicht nach, ob man vielleicht schon tot war. Ich rappelte mich auf und floh zwischen zersplitternden Grabsteinen hindurch, die von den Projektilen getroffen wurden.
    Ein Schrei ertönte, dann verstummte eins der Maschinengewehre. Dann noch eins. Lächelnd rannte ich weiter.
    Ich wusste, dass Vlad, Spade und Gorgon mein kurzes Ab-lenkungsmanöver gereicht hatte, um anzugreifen. Apollyon und seine Aufpasser hätten das auch wissen müssen und nicht alle auf mich feuern sollen.
    Ich wirbelte herum und lief zurück zum Fuß der Anhöhe.
    Vlad hielt einen der Schützen erbarmungslos umklammert, während der Ghul in Flammen aufging. Spade rang mit dem zweiten Wachmann, aber ich machte mir keine Sorgen um ihn, weil es ihm gelungen war, ihm das Maschinengewehr aus der Hand zu schlagen. Blieben noch Ed und Gorgon, die sich gegen zwei weitere, neu hinzugekommene Ghule zur Wehr setzten, aber auch denen galt meine Aufmerksamkeit nicht. Sie war einzig und allein auf den untersetzten Ghul gerichtet, der gerade dabei war, schnurstracks auf das Friedhofstor zuzurennen. Dahinter begann das kleine Geschäftsviertel, das zu dieser Nachtzeit zwar größtenteils menschen-leer war, aber gute Versteckmöglichkeiten bot.

    »Das lässt du schön bleiben«, knurrte ich und lief schneller. Die entsetzlichen Schmerzen in meiner Bauchseite wurden wieder schlimmer, das Brennen so stark, dass ich das Ge-fühl hatte, von Säure verätzt zu werden, aber das durfte mich jetzt nicht stören. Ich musste mich auf die mich umgebende Luft konzentrieren, sie mir als etwas Körperliches vorstellen, das ich formen und mit meinem Willen beeinflussen konnte. Bones' Worte hallten mir in den Ohren. Du hast die Fähigkeit. Du brauchst nur noch ein bisschen Übung.
    Der Boden unter meinen Füßen brach weg, aber ich fiel nicht. Ich flog , lehnte mich in die Luft hinein, um mich von ihr schneller als von meinen Beinen tragen zu lassen. Wind fuhr mir durchs Haar, strömte an meinem Körper entlang und hob mich hinweg, als wollte er mich in meinem dringen-den Anliegen unterstützen. Die Distanz zwischen Apollyon und mir wurde kürzer, seine Schritte kamen mir langsam und ungelenk vor im Vergleich zu der Art, wie ich durch die Luft sauste. Ich verringerte den Luftwiderstand, indem ich die Arme vor mir ausstreckte, und schoss auf sein schwarzes Armani-Jackett zu, als wäre es das Schwarze in einer Zielscheibe und ich ein Pfeil. Noch zehn Meter. Sechs. Drei...
    Als ich ihn mit solcher Wucht rammte, dass er eine Narbe im Erdboden hinterließ, lächelte ich, obwohl bereits eine neue Schmerzwelle meine Bauchseite erfasst hatte. Und während ich mich aufrappelte und zu Apollyon umdrehte, machte mich die Erleichterung beinahe unempfindlich gegen die Fausthiebe, die er mir verpasste, bevor es mir gelang, seinen Hals mit eisernem Würgegriff zu umklammern.
    »Eine Bewegung, und ich reiß dir deinen verfluchten Kopf ab«, verkündete ich und meinte jedes Wort todernst.
    Apollyon war entweder schlauer, als ich gedacht hatte, oder fürchtete sich wirklich vor mir, denn er hörte sofort auf, sich zu wehren.
    »Was hast du mit mir vor?«, zischte er mit gepresster Stimme, weil ich ihm so fest die Kehle zudrückte.
    Ich stieß ein gequältes Lachen aus.
    »Wie schön, dass du das fragst.«

    Als wir wieder am Springbrunnen ankamen, hatte Spade den Ghul umgebracht, mit dem er gekämpft hatte. Von dem, den ich mit Vlad gesehen hatte, waren nur noch verkohlte Überreste geblieben, und in der Nähe von Gorgon und Ed lagen zwei geköpfte Leichen am Boden. Bones konnte ich nirgends ausmachen, aber ich wusste, dass es ihm gut ging.
    Meine Gefühlsverbindung zu ihm war stark wie immer, und seine Emotionen schwappten mit Intensität und Entschlossenheit über mich hinweg. Nun, da eine ausreichend große Zahl von Vampiren in der Nähe war, ließ ich von Apollyon ab, indem ich ihm einen so heftigen Stoß versetzte, dass er sich am Brunnenrand abstützen musste, um nicht zu

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