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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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vermuten, dass womöglich alles von vorn losging.
    Timmie starrte uns mit offenem Mund an, dass es fast schon komisch war, aber ich spürte nur Wut in mir. »Es war nicht nur der Klerus, der Johanna auf dem Scheiterhaufen sehen wollte, oder?«
    Bones schloss kurz die Augen. »Nein, Süße. Selbst nach ihrem Tod hatten einige von Apollyons Ghulen noch Angst vor ihr. Sie gruben ihr Skelett aus und zermahlten es zu Staub, um sicherzustellen, dass Johanna nicht wieder auf-erstehen konnte.«

    »Und die Vampire ließen zu, dass sie hingerichtet wurde«, sagte ich und sah Bones fest an, als er die Augen öffnete. Meine Stimme wurde lauter. »Sie war ihr Opferlamm, ihr Tod der Preis, den sie für den Waffenstillstand zahlten.«
    Seine Augen waren so düster und unergründlich, dass ich fast das Gefühl hatte, in ihren braunen Tiefen zu versinken.
    »Ja und nein. Man stellte Johanna vor die Wahl, eine vollwertige Vampirin zu werden oder auf dem Scheiterhaufen zu sterben. Sie wählte den Tod.«
    Ein ganz seltsames Gefühl von Trauer beschlich mich. Johanna war Jahrhunderte vor meiner Geburt gestorben, und trotzdem hatte ich das unbestimmte Gefühl, eine Freundin verloren zu haben. Nur sie teilte meine Erfahrungen, wusste, wie es war, weder in die Welt der Menschen noch in die der Vampire zu gehören. Wie ich war sie für ihr ungewolltes Anderssein bestraft worden. Doch selbst wenn sie sich gegen den Tod entschieden hätte und sich in eine Vampirin hätte verwandeln lassen, wäre sie vor Apollyon womöglich nicht sicher gewesen. Jedenfalls nicht, wenn alle Mischlinge, die diesen Weg gingen, sich zu so seltsamen Kreaturen entwickelten wie ich. Mehr Vampir konnte ich nicht werden, doch der Ghul-Anführer benutzte mich noch immer als Vorwand für seine Kriegshetze.
    Und da beschloss ich, Apollyon zu töten. Das hatten wir bisher vermeiden wollen, um keinen Märtyrer aus ihm zu machen und damit noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, aber selbst wenn ich es aussehen lassen musste wie einen furchtbar schmerzhaften Unfall, würde dieser Ghul sterben. Es reichte nicht, ihn aufzuhalten oder zu diskreditieren. Er würde einfach abwarten, bis ein weiteres Halbblut auf der Bildfläche erschien, das er zum Buhmann machen und so selbst an die Macht gelangen konnte. Das würde ich nicht
    zulassen.
    »Kein Wunder, dass die Vermutung, Apollyon könnte hinter den Anschlägen stecken, dich so umtreibt«, sagte ich leise. »Du hättest mir das alles früher erzählen sollen.«
    »Dieser Kotzbrocken ist noch am Leben?«, warf Timmie entgeistert ein.
    »Das wollte ich ja, Kätzchen.« Er verzog den Mund. »Obwohl ich zugeben muss, dass mir das Thema einigermaßen gegen den Strich geht. Das kannst du dir ja wohl vorstellen.«
    Und ob ich das konnte. Jetzt wusste ich, in welcher Gefahr wir schwebten, falls Apollyon auf bewährte Muster zurückgriff - und im Augenblick deutete alles darauf hin. Gelang es uns nicht, ihn aufzuhalten, bevor es kein Zurück mehr gab, würden die Vampire ihm womöglich das anbieten, was auch den letzten Krieg verhindert hatte: das Leben des Halbbluts.
    Oder in meinem Fall, das Leben der seltsamen, größtenteils toten Vampirin mit dem gelegentlichen Herzschlag und den äußerst sonderbaren Essgewohnheiten. Und im Gegensatz zu Johanna würde man mich nicht vor die Wahl stellen, denn ich war ja bereits verwandelt. Würde die Vampirwelt diesen Kuhhandel akzeptieren, wäre ich nirgendwo mehr sicher. Fünfundneunzig Prozent aller Vampire würden sicher meinen Tod fordern, wenn sich dadurch ein Krieg mit den Ghulen verhindern ließe.
    Und Bones würde auch sterben, weil er versuchen wür-de, mich vor seinesgleichen zu schützen, selbst wenn unsere Lage hoffnungslos war. Das wusste ich, weil ich für ihn das Gleiche getan hätte. Nun verstand ich auch sehr viel besser, warum er Ed, Scratch und sogar Dave gegenüber, den er als seinen Freund betrachtete, so kaltherzig gewesen war. Es reichte nicht, Apollyon davon abzuhalten, einen Krieg anzuzetteln. Wir mussten ihn aufhalten, bevor der kritische Punkt auch nur annähernd erreicht war. Gelang uns das nicht, war ich geliefert, und Bones dazu.
    »Also dann«, ich sprach sehr ruhig; die Lage war so ernst, dass ich nicht einmal mehr Nervosität empfinden konnte, »müssen wir eben noch ein bisschen schneller arbeiten, nicht wahr?«
    »Kann ich irgendwie helfen?« Timmies Stimme war ein heiseres Krächzen, aber ich wandte mich mit einem dank-baren, etwas gezwungenen Lächeln ihm zu.
    »Ich

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