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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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oberflächlich fröhlich und gelöst, waren aber ziemlich durch den Wind; er konnte es genau in ihren Mienen ablesen. Aber war das denn ein Wunder?
    Er hatte gespürt, wie aufgewühlt sie waren, ganz besonders der jüngere Kollege. Nein, er glaubte nicht, das der lange bei der Polizei bleiben würde. Dafür fehlte ihm der nötige Biss, die Abgebrühtheit und Coolness. Davon war er fest überzeugt. Aber auch die beiden selbsternannten Profis waren offenbar am Ende mit ihrem Latein. Das hatte er deutlich herausgehört.
    Sie hatten über ihn gesprochen!
    Und sie wussten einfach nicht weiter!
    Ach, und dann diese süße Geschichte zum Aufmuntern.
    Nein, wie süß! - Ja, baut ihn nur wieder auf, er kann es wirklich gebrauchen. Ihm kann man ja auch überhaupt nicht böse sein - für euer Versagen! Nein, im Ernst, wie habt ihr denn nur eure Prüfung bestanden und eure Marken erhalten, ihr Memmen?
    Es war so leicht, vor dem Präsidium zu warten und sie dann zu verfolgen. Sie hatten sich nicht ein einziges Mal umgesehen. Sie hätten mich noch nicht einmal gesehen, wenn ich es gewollt hätte! Ja, ist das denn zu fassen?
    Und dann stehe ich hier, keine zwei Meter von euch entfernt, und belausche euch, wie ihr mich in den höchsten Tönen lobt! Ihr wisst nicht weiter! Ihr habt alles versucht, und nichts hat geholfen, was?
    Wie blöd ihr doch seid!
    Im Fernsehen sieht man immer die Geschichten von den Super-Kriminaltechnikern, die schon aus einem Faden alles herauslesen können, was den Täter später überführt. Oder die Super-Detectives, die immer noch eine Frage haben, auch wenn sie eigentlich schon aus der Türe draußen sind. So zermürben sie ihre Verdächtigen. Sie spielen den Unschuldigen, den Tollpatsch, den ungefährlichen Trottel. Doch am Ende merkt man, dass sie schon von Anfang an den Schuldigen kannten und das Netz nur langsam um ihn geschlossen haben.
    Und ihr? Ihr spielt das ja nicht nur! Ihr seid ja wirklich tollpatschig und trottelig! Nein, wie amüsant!
    Er genoss den Moment, diese Gefahr. Es versetzte ihn sogar in eine Art Adrenalin-Rausch. Dieses Spiel mit dem Feuer faszinierte ihn immer mehr!
    Nach seiner letzten Wunsch-Nacht war er anfangs verunsichert gewesen. Hatte er Spuren hinterlassen, die die Polizei auf ihn bringen konnten? War er zu unvorsichtig gewesen? War er zu weit gegangen? Ja, besonders diese letzte Frage hatte sich ihm ins Hirn gebohrt.
    Es war mit ihr anders als sonst gewesen.
    Sie hatte sich gewehrt, wollte sich ihm einfach nicht beugen! Also musste er sie brechen. Er hatte ihren Willen und ihren Widerstand brechen müssen.
    Und dann hatte er sie verletzt!
    Anfangs völlig unabsichtlich, dessen war er sich absolut sicher.
    Doch dann hatte er diesen süßen Schmerz gekostet, und es hatte ihm gefallen. Der Anblick der zarten Wunden und des hellen Blutes hatte ihn geradezu betört. Diesen Reiz hatte er so noch nie zuvor wahrgenommen. Und in diesem Augenblick war ihm eine Sache vollkommen klar geworden: bei all seinen Liebesspielen zuvor hatte ihm zur völligen Erfüllung etwas gefehlt. Etwas, das er nicht greifen, nicht bestimmen, nicht definieren konnte.
    Aber jetzt konnte er es! Jetzt wusste er, was ihm gefehlt hatte! Und diese Erkenntnis selbst schmeckte für ihn so süß wie Honig.
    Und so genoss er auch diesen Moment in dieser Bar. Bei den billigen und teils anzüglichen Witzen der fetten Wirtin schämte er sich schon fast hier zu sein. Das war weit unter seinem Niveau, wie er fand. Doch was er da hinter sich erlauschte, entschädigte ihn dafür voll und ganz. Dann vernahm er das Kratzen des Stuhls.
    Er konnte den Betrunkenen sehr gut spielen, natürlich. Schließlich wusste er, was von ihm erwartet wurde.
    Er hatte ihm direkt in die Augen gesehen, dem großen Detective mit seiner muskulösen Figur. Er rempelte ihn sogar etwas unhöflich an.
    Weißt du, wer ich bin? Weißt du es? Nein - du hast keinen Schimmer!
    Er hatte sich bei dem Detective vielfach entschuldigt, irgendetwas unverständliches gebrabbelt und war dann nach draußen gewankt. Aus den Augenwinkeln hatte er aber noch sein überhebliches und arrogantes Grinsen wahrgenommen.
    Ob er sich später noch an ihn erinnern würde? Ob der Herr Super-Detective sein Gesicht später wieder erkennen würde? Nein, da war er sich völlig sicher. Dieser arrogante Sack hatte ihm ja noch nicht einmal ins Gesicht gesehen.
    Denn ich war ja ein Nichts für ihn, nicht wahr? Eine Person wie jede andere auch. Ich war unsichtbar. Weil ich war wie

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