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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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auf den anderen, versteht sich. Und innerhalb dieser Zeit kann sich auch die Zielperson noch sicher fühlen - aber nicht länger. Die wichtige und berechtigte Frage ist: warum gibt es überhaupt Kopfgeldjäger? Ganz einfach: wir suchen nach Verbrechern innerhalb unserer Möglichkeiten und natürlich innerhalb der gesetzlichen Vorschriften - das lässt sich leicht abschätzen für einen Verrückten wie unseren Nostradamus. Er weiß, dass uns dadurch gewisse Grenzen gesetzt sind, gewisse Hürden im Weg liegen. Deshalb verhöhnt er uns. Ein Söldner muss das nicht! Er kann sichüber all diese Hindernisse hinwegsetzen, die unseren Handlungsspielraum eingrenzen. Aber er braucht Zeit, um das Umfeld der Zielperson abzustecken und sie zu fixieren. Um sie einzukreisen. Und das braucht Zeit. Dann aber: Game Over!”
    Für einen Augenblick trat so etwas wie betretene Stille ein.
    “Da fällt mir ein, was ist aus der Schließung der Chats geworden?” fragte Ramirez neugierig.
    In diesem Moment klopfte es neben mir auf der Tischplatte. Arthur Hicks aus der Rechtsabteilung stand neben mir, als hätte sich einen Moment zuvor ein Riss im Boden aufgetan, aus dem er unbemerkt geklettert war. Er lächelte mich mit einem gewissen Stolz an.
    “Auftrag ausgeführt! War übrigens kein so großes Problem, wie ich anfangs vermutet hätte, wie ich bemerken möchte.”
    “Kein Problem? Dann haben sich die Firmenchefs freiwillig bereit erklärt, uns zu helfen?”
    “ Des Konzerns, wenn ich Sie an dieser Stelle korrigieren dürfte.” In seinen Augen blitzte es. “Es ist nur einer .”
    “Was?” Ich war verblüfft.
    “Als ich Ihnen die Liste gezeigt hatte, legten Sie großen Wert auf die Schließung der dort als besonders gefährlich eingestuften Chats. Und als ich mich daran machte, den Sitz dieser Firmen in Erfahrung zu bringen, bemerkte ich, dass alle Chatseiten von ein und derselben Firma betreut werden: Chips Enterprises, die das aber nur als geringfügige Randaktivität betreibt. Sie verdienen an der Werbung in diesen Chaträumen, wie man mir erklärt hatte.” Hicks hielt mir die Papiere unter die Nase.
    Tatsächlich. Fünf Chats, alle betreut durch die Internetabteilung der gleichen Firma - praktisch keine fünf Minuten von uns entfernt! Es gab sogar eine eigene Abteilung zur Bearbeitung der Chatseiten, aber sonst war alles unter einem Dach.
    Mitten in unserer Stadt! War das ein Zufall?

*** 55 ***
    Das Büro, in dem wir saßen, war groß, um es einmal vorsichtig zu formulieren.
    Man konnte fast das Gefühl bekommen, sich in den Dimensionen seiner Ausbreitung in alle Richtungen fast etwas zu verlieren.
    Seit sich die breite Doppeltür aus schwerem Eichenholz hinter uns fast geräuschlos geschlossen hatte, fühlte ich mich irgendwie … Ausgeliefert. Ramirez ging es nicht anders. Er strich sich nervös über die Krawatte, die er sich extra noch im letzten Moment für diesen Besuch organisiert hatte. Und gerade als wir in den großen, tiefen Ledersesseln Platz genommen hatten, zu denen uns die schlanke, auffallend attraktive Sekretärin mit der randlosen Brille geleitet hatte, begann Ramirez gleich den Hals zu recken und den Knoten seiner Krawatte hin und her zu schieben, bis sich ihr eiserner Griff um seinen Hals etwas gelockert hatte.
    Der Raum wirkte wie aus einer anderen Welt, auch wenn das vielleicht etwas übertrieben klang. Die Decke war hoch, hell getüncht und mit reichlich Stuck ausgestattet. Ein eleganter Kronleuchter, der aus einem anderen Jahrhundert zu kommen schien, hing über uns und tauchte das Büro in ein sanftes Licht an diesem bewölkten Nachmittag, an dem kaum noch erhellendes Sonnenlicht zu uns durchdrang.
    Rechts von uns befand sich ein Bücherregal aus dunklem, schweren Holz und auch der große, massige Schreibtisch vor uns schien daraus gebaut worden zu sein. Beides passte hervorragend zu dem tiefdunklen Farbton des Ledersessels, in dem wir Platz genommen hatten. Unsere Schritte waren von dem dicken Teppichboden sofort geschluckt worden. Über den vor uns stehenden Schreibtisch, der durch seine Größe fast schon wie eine Art Bollwerk wirkte, hatten wir einen Ausblick über die halbe Stadt, die ein gutes Stück unter uns lag.
    Wir befanden uns im obersten Stock des Firmensitzes von Chips Enterprises, einem Unternehmen, das im Bereich der Chipherstellung, dem Vertrieb von Prozessoren und Platinen sowie der Erstellung von individuellen Computersystemen nach Kundenwunsch bekannt geworden war.
    Und der Erfolg

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