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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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dem man durch ein übersteigert freundliches Entgegenkommen rasch ablenken wollte. Dem Verdacht sozusagen zuvorkommen - das war der Gedanke dahinter. Al Pacino, mein absoluter Lieblingsschauspieler hatte das treffend in einem seiner Filme so formuliert: Erschlage sie mit Nettigkeit - das ist das Geheimnis! ”
    Und auch jetzt war ich wieder skeptisch geworden. Vielleicht Berufskrankheit?! Vielleicht aber auch einfach nur Instinkt.
    Mit einer kaum wahrnehmbaren Handbewegung bedeutete er uns, wieder Platz zu nehmen. Er selbst trat hinter den Schreibtisch und drehte uns zunächst den Rücken zu, um scheinbar die Aussicht zu genießen, wie er es sicher schon tausendmal gemacht hatte; insbesondere dann, wenn jemand wie wir sein Büro betreten hatte, den er lieber gehen als kommen gesehen hatte.
    Sein schütteres, grauweißes Haar war in leichten Wellen um seinen Hinterkopf frisiert, während die vordere Halbglatze wie poliert glänzte. Sein Anzug wirkte unverschämt teuer und umriss seine Silhouette in geraden, absolut klaren Linien. Keine einzige Sitz- oder Knautschfalte war irgendwo an dem gewiss maßgeschneiderten Anzug zu sehen.
    Ich sah, wie Wallingman tief durchatmete. Was wollte er uns damit sagen? Etwa soviel wie Bringen wir es hinter uns. Sie sind mir zwar lästig und ich sehe keinen Grund, Ihnen meine ohnehin schon knapp bemessene Zeit zu opfern - aber o.k. Erledigen wir die Angelegenheit einfach so schnell wie möglich ? - Ja, was so ein tiefes Seufzen schon so alles aussagen konnte.
    Ramirez warf mir einen vielsagenden Seitenblick zu. Er stützte seinen Kopf mit der linken Hand. Nun bewegte er kaum sichtbar den Zeigefinger in Richtung seiner Schläfe und tippte leicht dagegen.
    Plötzlich drehte sich Wallingman ruckartig zu uns um und setzte sich in den breiten, etwas höher stehenden Sessel hinter dem Schreibtisch. Aus dieser Position sah er nun sogar leicht auf uns herab.
    Macht!
    Er legte behutsam seine Fingerkuppen aneinander, die Finger leicht voneinander abgespreizt. Er betrachtete uns aufmerksam, während er seine Hände wie zum Gebet locker an der Tischkante lehnte. Während er jeweils eine leichte Drehbewegung nach Links und Rechts in seinem Ledersessel vollführte, um sich jedem von uns einmal ganz zuwenden zu können, begannen seine Fingerkuppen in einem gleichmäßigen Rhythmus aneinanderzutippen.
    Mir dauerte das alles viel zu lange! Langsam aber sicher beschlich mich wachsende Ungeduld. Wenn er - oder seine Firma, die er repräsentierte - wirklich vorhaben sollten uns in den Ermittlungen zu helfen, dann war dieses Geduldsspiel alles andere als hilfreich und bestärkte mich nur in dem Glauben, dass wir aus irgendeinem Grund hingehalten werden sollten.
    Was ging Wallingman in diesem Moment wohl durch seinen Kopf? Sein Blick war undurchsichtig, und überhaupt wirkte die Person vor uns nur wenig einschätzbar.
    Schließlich begann Wallingman in ruhigem und sachlichen, wenn auch mit einem weniger freundlichen Tonfall zu sprechen: “Nun, meine Herren, was kann ich denn nun für Sie tun?”
    “Wir bearbeiten die derzeitigen Mordfälle, von denen Sie mit Sicherheit schon in der Zeitung gelesen haben.” sagte ich.
    Er legte die Stirn kurz nachdenklich in Falten, bevor er eilig antwortete: “Oh, ja, natürlich. Die Morde des sogenannten Unheimlichen. Ja, ich habe darüber in den Zeitungen gelesen. Schlimme Sache, in der Tat. Aber ich weiß natürlich nicht mehr, als die Medien darüber preisgeben. Wenn auch,” fügte er mit etwas ironischem Unterton hinzu, “wenn auch das, was man in den Zeitungen liest, häufig nicht einmal annähernd der Realität entspricht, nicht wahr?”
    “Da kann ich Ihnen nur Recht geben, Mister Wallingman. Auch wir haben unsere liebe Not mit den Medien.”
    Ich lächelte reserviert. Ich hatte seine Anspielung auf einen etwa ein Jahr zurückliegenden Bericht gleich verstanden, in dem über teilweise unzumutbare Arbeitsumstände in den Produktionsanlagen von Chips Enterprises berichtet wurde. Fast jedem Bericht war ein mindestens ebenso langes Dementi der Firma gefolgt. Dieser öffentliche Schlagabtausch mit den Medien hatte sich fast über zwei Wochen hingezogen, letzten Endes aber zu keinem Ergebnis geführt. Aber Missstände - wenn sie denn existierten würden - zu beheben, war ja nicht die Aufgabe der Medien, sondern lediglich die Information der Bevölkerung! Das hatte man auch uns von der Polizei nur zu oft gesagt, wenn wir die Art der Berichterstattung über aktuelle

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