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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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diesen Räumen eine Art Master gibt, einen Aufseher oder Aufpasser gewissermaßen, ganz wie Sie es nennen möchten, der die anzüglichsten oder aufdringlichsten Chatter verwarnen oder sogar aus dem Chat werfen kann.”
    “Na sehen Sie, Sie sind ja doch sehr gut informiert.” Der gelangweilte Unterton reizte mich.
    “Tatsache ist - und deshalb sind wir heute hier - dass die Chatter in diesen Chaträumen als Mitglied eingetragen sein müssen. Eine kurze Anmeldung vor Eintritt in den Chat genügt, und man ist in einer geschlossenen Gemeinschaft, in der jeder Einzelne weiß, um welches Thema es hier geht.”
    “Das ist, soweit ich weiß, richtig. Aber was, bitte, hat das mit mir zu tun, Detektive Crocket?” Er hatte den Kopf leicht schief gelegt und seine Mundwinkel zeigten nun deutlich nach unten. Nicht die Spur eines Lächelns. Ich lehnte mich zurück, bevor ich die Katze endgültig aus dem Sack ließ.
    “Wir brauchen alle Namen, Adressen und sonstige Informationen über die Chatmitglieder, die in diesen fünf Chaträumen angemeldet sind. Außerdem brauchen wir auch noch eine Liste aller Mitarbeiter, die in dem Bereich der Internetbetreuung tätig sind.”
    Keine Regung auf der anderen Seite des Schreibtisches.
    Keine Reaktion.
    Wallingmans Blick fixierte mich weiter, wenn auch jetzt mehr wie ein lästiges Insekt. Seine Fingerkuppen tippten auch nicht mehr aneinander. Er verharrte, vollkommen unbeweglich. Er blinzelte noch nicht einmal. Dann aber erhob er sich und sagte laut und fast schon gebieterisch: “Es tut mir sehr leid, dass Sie sich Hoffnung gemacht haben. Aber ich werde Ihrem Wunsch nicht entsprechen können!”
    Ich blieb sitzen und entgegnete nichts. Ich hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Zunächst lächelte ich etwas mitleidig, dann aber verlieh ich meiner Mimik ein wenig mehr Härte und hob den Kopf etwas höher.
    Angriffsposition.
    Sein Blick ruhte noch immer auf mir.
    Keine Reaktion meinerseits bedeutete: keine Kontrolle für Wallingman!
    Ich legte nun meinerseits die Fingerkuppen aneinander und begann sie sachte aneinander zu drücken.
    Was dachte er jetzt wohl?
    Gewiss wirkte er auf seine Untergebenen und Geschäftspartner autoritär und vielleicht sogar einschüchternd. Alles, von der Einrichtung des Büros bis zuseiner Gestik und Mimik, war darauf abgestimmt, jedem Besucher unmissverständlich zu zeigen, dass zwei Dinge hier ganz klar in den Händen des Mannes hinter dem Schreibtisch lagen: Macht und Kontrolle !
    Als die Stille im Raum fast schon unerträglich wurde, und ich noch immer keine Reaktion gezeigt hatte, machte er schließlich einen Schritt zur Seite, verschränkte die Arme und drehte sich langsam wieder der Fensterfront zu.
    Abwehrhaltung!
    Sie sollte uns signalisieren: Ihr existiert für mich nicht mehr! Die Unterhaltung ist für mich beendet!
    Weitere, lange Sekunden des Schweigens verstrichen. Irgendwo tickte eine Uhr ruhig vor sich hin. Schließlich begann Charles Wallingman in einem erklärenden, aber dennoch bestimmten Tonfall zu sprechen, ohne sich zu uns umzudrehen: “Unsere Mitglieder berufen sich auf eine gewisse Anonymität. Sie genießen Privilegien, die sie mit ihrer Anmeldung erhalten. Unseren Grundsatz, dass diese Daten streng vertraulich behandelt werden, können wir solchen Dingen wie Ihren Ermittlungen nicht unterordnen. Auf gar keinen Fall! Und was die Daten unserer Mitarbeiter angeht, so können Sie sich sicher sein, dass wir all unsere Mitarbeiter sehr sorgfältig ausgewählt und gut unter Kontrolle haben. Glauben Sie mir, Detectives, wenn sich in den Etagen dieses Gebäudes etwas abspielen würde, was als illegal oder gar anstößig zu bezeichnen wäre, würden wir das Übel sofort erkennen und es mitsamt der Wurzel ausreißen!”
    Ich spürte, dass die Luft zu vibrieren begann. Sein Ärger schwang deutlich in seinen Worten mit.
    “Wir brauchen die Informationen aber leider trotzdem! Es führt kein Weg daran vorbei.” erwiderte ich mit ruhiger, aber umso festerer Stimme.
    Mit einer schnellen Drehung wandte er sich mir zu. Seine Augen hatten sich schlitzartig verengt und erinnerten mich an ein hinterlistiges Reptil.
    “Und ich sagte Ihnen bereits, dass Sie diese Informationen nicht erhalten werden! Und nun würde ich Sie bitten, mein Büro zu verlassen. Guten Tag!”
    Gerade wollte ich zu einer Entgegnung ansetzen, als eine ruhige, raumfüllende Bariton-Stimme hinter uns ertönte: “Aber, aber, Charles. Man kann doch über alles reden!”
    Ich war

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