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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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Ihnen dann das: Sie Dreckschwein haben sie eingemauert - Ihre eigene Frau! Sie haben sie da unten in Ihrem Keller elend verrecken lassen.”
    Pause. Er erwiderte nichts. Nur sein rasselnder Atem war zu hören.
    “Sie wäre verhungert. Verdurstet. Sie hätte sich wahrscheinlich selbst in die Hand oder die Arme gebissen, ihr eigenes Fleisch gegessen, in der Hoffnung, sie würde noch lange genug durchhalten, bis man sie entdeckt - oder bis Sie selbst sogar zurückkehren würden, weil Sie Ihren riesigen Fehler eingesehen hätten!” Ich wusste, dass besonders die Sache mit dem Fleisch ein wenig übertriebenwar, aber vielleicht konnte ich ihn so provozieren und unvorsichtig machen. Je weniger er auf seine Umgebung achtete, umso besser.
    Noch immer schwieg er.
    “Es hätte Tage gedauert, bis der letzte Atemzug aus ihren Lungen verklungen wäre. Ausgemergelt, schwach, nur noch lose Haut über den Knochen und den Tod herbeisehnend wäre eine einzige Frage in ihrem Kopf hängen geblieben: Warum?”
    “Sie Mörder!” schrie er plötzlich unbeherrscht. Er brüllte wie ein wildes Tier, schluchzte laut auf und stampfte mit dem Fuß auf. Dann knallte er etwas hart und mit aller Kraft auf die Werkbank. Immer und immer wieder schlug er zu, so dass ich schon dachte, der Tisch müsse jeden Augenblick zusammenbrechen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich Gumbler wieder etwas beruhigt und Luft genug zum Sprechen hatte.
    “Mörder!” stieß er zitternd, aber zutiefst hasserfüllt hervor. Ich hörte das Knirschen seiner Kiefer, was mich an ein wildes Tier oder einen tollwütigen Hund erinnerte.
    “ Sie haben sie umgebracht,” sagte ich ruhig und machte noch einen halben Schritt in seine Richtung. Langsam erfasste mich ein Kribbeln, denn der große Augenblick kam immer näher. “ Sie allein sind für ihren schmerzhaften Tod verantwortlich, Karl Gumbler! Sie - und kein anderer!”
    “Oh, für euch Bullen ist das ja auch immer so einfach, was? Und ich sage: ihr habt sie auf dem Gewissen!” brüllte er laut wie unter Schmerzen. Dann trat einen Augenblick völlige Stille ein, bevor er mit tränenerstickter Stimme flüsterte: “Es hätte nicht sein müssen.”
    “Nichts von alldem hätte jemals sein müssen, Gumbler!” entgegnete ich.
    “Nein, es hätte nicht geschehen müssen - wenn ihr mich nicht dazu gezwungen hättet!” Er hielt einen kuren Moment inne, richtete dann seinen Oberkörper wieder auf und sagte: “Oh ja, Detective Crocket. Ich habe Sie beide damals sehr wohl bei ChipsEnterprises bemerkt. Ihr Versuch, es so aussehen zu lassen, als hätten Sie einfach nur den Ausgang verpasst, war kläglich und durchschaubar. Ha, ich war von ihrem erbärmlichen Täuschungsversuch fast schon gekränkt! Aber ich wusste, dass Sie eine unsichtbare Falle für mich ausgelegt hatten und nur darauf warteten, bis ich mit einem Fuß in der Schlinge stehen würde. Tja, was soll ich sagen? War wohl nix! Ach, und dann vielleicht noch ein kleiner Rat: sprechen Sie das nächste Mal einfach leiser. Oh ja, ich hörte jedes Ihrer Wort! Und da war mir klar, dass es Zeit war etwas zu tun, von dem ich mir gewünscht hätte, dass es nie würde getan werden müssen. Und deshalb wiederhole ich: Sie sind schuld am Tod meiner Elisabeth!”
    Plötzlich durchzuckte es mich wie ein Stromstoß. Jetzt verstand ich es!
    Bei unserem ersten Besuch in der Firma musste er schon im Gang unter dem Ausgang gesessen und uns belauscht haben. Aus unseren Wortfetzen hatte er sich etwas zusammengereimt, alles auf sich bezogen - und sich eingebildet, wir hätten ihn schon im Visier!
    Das war also der Auslöser, auf den dann seine Reaktion erfolgte: sein gewaltsamer Rückzug, was den Tod seiner Frau beinhaltete! Und ihm war auchbis jetzt noch nicht klar, dass wir erst durch den Mord an seiner Frau die stichhaltigen Beweise in die Hand bekommen hatten, die uns heute in dieses Loch unter der Erde geführt hatten.
    “Sie haben sie geliebt.” sagte ich fast mitleidig und ich meinte es irgendwo sogar ernst.
    Es folgte ein kurzes Schweigen. Dann sagte Karl Gumbler: “Ja, ich habe sie geliebt. Ich habe sie geliebt. Ich … habe … sie geliebt.” Und wie von Sinnen begann er hysterisch zu lachen, wobei er dazwischen immer wieder seine letzten Worte wiederholte.
    Ich hielt meine Waffe so fest umschlossen, dass es schmerzte. Ich war jetzt mit Sicherheit nur noch etwa zwei Meter von ihm entfernt. Ich spannte meinen Körper an, bereit, jeden Augenblick auf Gumbler zuzuspringen und

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