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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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wodurch sich die Tür vielleicht lautlos öffnen ließe ohne ein Schleifgeräusch oder ähnliches entstehen zu lassen.” Klang das jetzt wie eine Rechtfertigung? Hatte ich das nötig?
    Newman nickte verständnisvoll, ohne den Blick abzuwenden. “Ich denke, dass die Bodendelle direkt unter der Schwelle es dem Täter durchaus ermöglicht hat, ohne ein Geräusch einzutreten, oder?” gab er zurück.
    Ich nickte, etwas erstaunt, dass er tatsächlich auf mich einging. Aber was hatte ich denn erwartet? Dass das FBI den Tatort tatsächlich direkt als Hoheitsgebiet klassifiziert und alle Anwesenden nur noch herum kommandieren würde? - Ja, wenn ich ehrlich war, hatte ich genau das erwartet. So war es jedenfalls immer zu hören, wenn es um das Zusammentreffen zwischen FBI und Polizei ging.
    Ich war angenehm überrascht, dass es dieses Mal wohl anders war.
    Agent Newman sah mich kurz an, kam dann etwas näher und raunte mir zu:
    “Ich habe auch da unten gelegen und durchgesehen.” Der Ernst in seinem Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er die Wahrheit sagte. Jetzt war ich wirklich etwas verblüfft.
    Mit einer Handbewegung bedeutete er mir, mit ihm in die Wohnung zu gehen. Unsere vorsichtigen Schritte erzeugten leise Knackgeräusche auf dem Parkettboden, wobei unsere Schuhe auch alle mit mehr oder weniger dicken Sohlen ausgestattet waren. Und das Getrappel, das unsere Techniker von der Spurensicherung verursachten, war unmöglich zu überhören.
    Ich dachte wieder an die Ballettschuhe.
    Der Flur war etwas mehr wie mannsbreit und recht hoch. Hell gestrichen. Schon nach zwei Metern gelangten wir durch eine Art Rundbogen in einen größeren Raum. Eine Couch, ein Tisch, ein Fernseher in der Ecke, ein paar Regale an der Wand. Rechts befand sich ein Schreibtisch neben einem der beiden Fenster, die für Helligkeit im Raum und im Flur sorgten.
    Die Techniker waren gerade dabei, die Spuren an diesem Tisch zu sichern. Vier Spezialisten begutachteten jeden Quadratzentimeter und verdeckten den kleinen Tisch fast vollständig. Erst als einer von ihnen in die Hocke ging, fiel mein Blick auf die Tischplatte. Dort stand ein Computermonitor, die Tastatur lag davor.
    Ein Stich fuhr mir durchs Herz.
    Agent Newmann bemerkte meine Reaktion, aber er sagte kein Wort. Stumm folgte er meinem Blick durch den Raum, obwohl er sich mit Sicherheit schon ein genaues Bild gemacht hatte, bevor wir eingetroffen waren.
    Das Zimmer in seiner Gesamtheit war kleiner, als es auf den ersten Blick gewirkt hatte. Im Verhältnis zu Adrianna Lions Wohnung war diese hier regelrecht klein. Ein paar Bilder von Freunden und der Familie hingen an einer Art Draht, der in einem Bogen über dem Computertisch mit zwei Haken in der Wand befestigt war. Darunter entdeckte ich noch drei weitere, kleinere Bilder in Holzrahmen, die junge Männer zeigten, die sie jeweils drückten.
    “Das hier ist der Bruder. Die beiden anderen sind noch nicht identifiziert. Aber wir arbeiten ja daran. Heute Mittag wissen wir schon mehr. Ich nehme an, es handelt sich einfach um ehemalige Beziehungen.” Der FBI-Spezialist schien meine Gedanken lesen zu können.
    Ich nickte.
    Vorsichtig schritt ich den Raum mit kleinen und behutsamen Schritten ab. Die Atmosphäre wirkte auf mich noch jugendlich und nicht so in sich gefestigt, wie in der Wohnung des letzten Opfers. Die Einrichtung war noch etwas planlos, wenn auch trotzdem hübsch. Einfach und gemütlich.
    Ob es die erste eigene Wohnung war? Das erste Stückchen Freiheit für diese junge Frau? Das erste Mal aufbleiben zu können, solange man wollte, war schon ein erhebendes Gefühl. Keine Vorschriften mehr, keine Kontrolle, kein Aufpasser, keine Kritik.
    Dieser ganze Raum strahlte dieses Gefühl der Freiheit aus.
    Ich fühlte mich für einen kurzen Moment in die Zeit zurückversetzt, als ich meine erste Wohnung bezogen hatte. Sie war winzig gewesen. Ein Zimmer, in dem ich arbeitete, lebte und schlief, ein winziges Badezimmer und eine Miniküche nebst Abstellraum, was schon an Luxus gegrenzt hatte. Aber: es war mein gewesen - jedenfalls für eine gewisse Zeit. Diese Unabhängigkeit und dieses Wohlgefühl, eine riesige Last losgeworden zu sein waren damals für mich einfach unbeschreiblich und erhebend gewesen!
    Ich schluckte hart.
    Sarah Blicks war aus ihrem Leben gerissen worden, das gerade erst so richtig für sie begonnen hatte. Sie hatte keine Zeit mehr bekommen, ihren Charakter zu formen, ihre Gedanken und Träume zu verwirklichen. Wie traurig

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