Dunkle Symphonie der Liebe
einzudringen.
Unten am Türrahmen ist ein deutlicher Pfoten Abdruck, als hätte der Jaguar
versucht, die Tür aufzustoßen. Weiter oben befinden sich Kratzer.
Antonietta ging durch den
langen Korridor, der Francos Wohnung von Tashas Zimmern trennte. Als sie
jemanden weinen hörte, runzelte sie die Stirn und klopfte hastig an die Tür
ihrer Cousine. Tasha konnte zwar andere mit ihrer scharfen Zunge fertigmachen,
aber sie selbst weinte fast nie.
Das Weinen verstummte sofort.
Kleider raschelten. Antonietta drückte auf die Klinke. Die Tür war
verschlossen. »Tasha? Was ist los?«
»Nichts. Geh bitte, Toni.«
»Auf keinen Fall. Mach sofort
die Tür auf, oder ich hole den Hauptschlüssel.« Antoniettas Unruhe wuchs. Tasha
sperrte sich nie in ihrem Zimmer ein.
»Ist jemand bei dir?«
»Nur Celt. Was ist denn los,
Tasha? Du machst mir Angst.«
Byron konnte spüren, wie nervös
Antonietta war. Er blieb wie ein Schatten in ihrem Bewusstsein, während er
gleichzeitig das Grundstück um den Palazzo nach Hinweisen auf den Jaguar
absuchte. Diese Katzen waren bekannt für ihre Lautlosigkeit und ihr Geschick,
sich verborgen zu halten. Und dieses Exemplar war mit Sicherheit wesentlich
verschlagener als die meisten seiner Gattung.
Die Tür öffnete sich langsam.
Tasha trat beiseite, um ihre Cousine hereinzulassen, machte die Tür wieder zu
und sperrte ab. »Pass auf den Stuhl auf, Toni. Einen Moment, ich stelle ihn
weg. Ich habe nicht daran gedacht, dass er dir im Weg stehen würde.«
Antonietta, die für jede noch
so feine Nuance empfänglich war, hörte das Beben in Tashas Stimme, obwohl sie
sich offensichtlich große Mühe gab, es zu unterdrücken.
Irgendetwas stimmt nicht mit ihr,
Bijron. Sie erzählt mir sonst alles, bis ins kleinste Detail. Dieses Verhalten
ist ganz untypisch für sie.
Bring Celt dazu, sie
anzuschauen. Byron konzentrierte sich auf die Bilder, die er über
den Hund empfing. Tashas Gesicht war verschwollen und feucht von Tränen. Er
schaute genauer hin. Dunkle Wut stieg in ihm auf. Nimm deine Fingerspitzen zu
Hilfe, Liebes. Jemand hat sie geschlagen. Eines ihrer Augen ist zugeschwollen,
und ihre linke Gesichtshälfte ist verfärbt.
Antonietta fing die Hand ihrer
Cousine ein und zog sie nahe an sich heran. »Wer hat dir das angetan?« Ihre
Fingerspitzen strichen über Tashas Gesicht, zart wie ein Lufthauch, um ihrer
Cousine nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten. »Du hättest sofort zu mir kommen
müssen. Ich hätte dir geholfen.«
»Ich habe mich zu gedemütigt
gefühlt.« Tasha brach erneut in Tränen aus. »Ich wollte nicht, dass jemand mich
so sieht, weißt du. Und du warst noch im Bett mit... diesem Mann«, beendete sie
ihren Satz anklagend.
»Hat Christopher das getan?«
»Er kam mich besuchen, wie
jeden Tag, und plagte mich wieder mit seinen Forderungen. Es gefällt ihm nicht,
wie ich mich anziehe. Er will, dass ich mein Haar anders trage. Ich verstehe
nicht genug von Kunst. Die Liste meiner Mängel ist endlos, und dabei weiß er
noch nicht einmal über mein größtes Manko Bescheid.« Tasha schluchzte auf,
schlang ihre Arme um Antonietta und weinte an ihrer Schulter, als würde ihr das
Herz brechen.
Antonietta hielt sie fest.
Sogar Celt drängte sich an Tashas Beine, um sie zu trösten. »Du hast diesem
Mann hoffentlich gesagt, dass er zum Teufel gehen soll.«
»Genau deshalb hat er mich ja
geschlagen. Er bekam einen Wutanfall, als ich ihm seinen Ring zurückgab, und
sagte, er würde mir nicht erlauben, die Verlobung zu lösen. Er hat schreckliche
Sachen zu mir gesagt.« Sie hob den Kopf und legte Antoniettas Hand an ihre
Hüfte. »Er hat so fest zugeschlagen, dass ich hinfiel, und dann hat er mich
hierhin getreten.«
Brennender Zorn stieg wie aus
dem Nichts auf, so intensiv, dass es Antonietta förmlich schüttelte. Sie wusste
nicht, ob es nur ihr eigener Zorn war oder ob sie so eng mit Byron verbunden
war, dass sie auch seine Wut spürte. Die Kombination war tödlich. »Eher würde
ich den Palazzo verkaufen, bevor ich zulasse, dass dieser schreckliche Mensch
jemals wieder in deine Nähe kommt! Nonno würde ebenso empfinden und Paul und
Franco auch. Ich hätte gute Lust, bei Christopher auch mal ein bisschen Gewalt
anzuwenden.«
Sie legte ihre Hände an das
Gesicht ihrer Cousine und konzentrierte sich darauf, in ihrem Inneren Kraft zu
finden. Hilf mir, Byron! Sie wusste, dass er ihr helfen würde, dass seine Heilkräfte groß waren
und dass sie zusammen jeden Schmerz vertreiben
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