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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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unterwegs.«
    »Meine Ma reist eigentlich nicht«, sagte Andy. »Das Kabel hier ist übrigens total hinüber. Du solltest mal ihren Koffer sehen. Sie nimmt Eier-Zwiebel-Sandwiches mit, einen Riesenvorrat, falls ihr das Essen nicht schmeckt, weil sie es nicht kennt. Ich habe ihr gesagt, wie soll das Essen in Spanien denn sein – klar ist es anders als zu Hause. Sie nimmt Lyons Teebeutel mit und Tayto-Chips. Dabei ist sie noch nicht mal so extrem wie viele andere. Bei der Fatima-Reise war eine Dame dabei, hat Tess mir
erzählt, deren Koffer man kaum hochheben konnte, so schwer war er. Und was war drin? Lauter Zweiliterflaschen mit Leitungswasser von zu Hause.«
    »Wie geht es Tess?« Jetzt war ein guter Moment für ihn, um mich über die neuesten Entwicklungen zu informieren.
    »Es geht ihr prima«, antwortete er fröhlich. »Sie ist in Belfast, um sich einen neuen Fußboden auszuwählen. Sie möchte das ganze Haus renovieren. Der Fußboden ist nur der erste Schritt.«
    Ach, arme Tess! Peg und ich mussten vermutlich bis in alle Ewigkeit so tun, als hätte sie nie etwas angedeutet.
    Andy redete munter weiter. »Sie hat gesagt, dass du auch einen neuen Boden verlegen lassen solltest.«
    »Typisch Tess«, sagte ich. »Sie weiß immer genau, was die anderen brauchen. Aber das Haus gehört mir ja gar nicht. Es ist Mins Haus. Und außerdem würde ich gar nicht hier wohnen, wenn es meine Entscheidung wäre. Ich weiß, wo ich gern wohnen würde …«
    Und wieder beschrieb ich ihm Stoneytown. Ich legte meine ganze Seele in diese Schilderung. Ich begann mit dem Weg, der hinter den Fliegerbaracken zur großen Wiese führte. Dann kletterte ich in Gedanken die Anhöhe hinauf und beschrieb ihm, wie zu meiner Linken die verfallenen Häuser standen, die über den breiten Fluss blickten, hinüber zu den Kaianlagen von Milbay. Und rechts von mir, mit Blick auf das Meer, war das einsame Haus meines Großvaters mit seinem Garten und dem alten ummauerten Obsthain und der Scheune und den kleinen Schuppen und den beiden Feldern, die sich bis zum Wald erstreckten. Ich erzählte ihm, was der alte Mann im Polizeirevier und der Typ im Elektrizitätswerk von Milbay mir über die Halbinsel erzählt hatten.
    »Ich muss sagen, Andy – du kannst wirklich gut zuhören«, sagte ich ganz zum Schluss.
    Während ich redete, hatte ich gemerkt, dass etwas mit ihm passierte, wenn er interessiert war und sich unbeobachtet fühlte:
Sein Blick, der normalerweise verschleiert und fast ein wenig verschlossen wirkte, wurde mit einem Mal ganz offen, die Augen groß. Und dadurch veränderte sich sein gesamtes Gesicht, seine Züge wurden klar und klug. Ich kannte ihn seit dem Kindergarten, und ich hatte keinerlei Hemmungen ihm gegenüber. Deshalb wollte ich ihm gerade eröffnen, was mir aufgefallen war, doch dann überraschte er mich damit, dass er etwas ganz Ähnliches zu mir sagte.
    »Soll ich dir was sagen, Rosie?«, sagte er. »Du siehst vollkommen anders aus, wenn du über das Haus redest. Das heißt, eigentlich nicht anders – eher wieder so, wie du früher ausgesehen hast, als du noch in der Buchhandlung gearbeitet hast und immer total enthusiastisch durch die Gegend gerannt bist. Du hast damals oft ausgesehen wie ein Kind – aber du warst natürlich auch noch eins.«
    »Stimmt doch gar nicht!«, rief ich. »Ich war schon im Ausland gewesen. In Roubaix, bei meiner Freundin Lalla! Min wollte unbedingt, dass ich ins Kaufhaus Pillar zurückgehe, damit ich einen netten jungen Mann kennenlerne. Aber ich wollte ihr beweisen, dass das Kaufhaus der Vergangenheit angehört und dass ich jedes Buch auf der Welt lesen werde und dass sich überhaupt mein ganzes Leben verändert hat.«
    »Ich weiß.« Er lächelte mich an. »Bei mir war es ähnlich. Ich ging mit den Leuten von der Gaelic Athletic Association auf eine Wohltätigkeitsreise nach Tansania, und kaum war ich dort, habe ich auch schon angefangen, mir zu überlegen, was ich tun könnte, um wieder dorthin zu kommen.«
    »Aber das ist nicht das Gleiche«, widersprach ich. »Ihr von NoNeed helft anderen Menschen. Ich helfe niemandem. Ich möchte nur das Beste für mich selbst.«
    »Was denkst du denn, was ich mache?« Er lachte und schaute sich nach seiner Jacke um. »Ich mache das doch auch vor allem meinetwegen. Okay, Rosie, ich probiere jetzt die Klingel aus.
Geh du mal nach oben und sag mir dann, ob du sie jetzt hörst.«
     
    Nachdem Andy die Klingel repariert hatte und nach Hause gefahren war, um sich fürs

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