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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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verlassen konnte. Du hast ja selbst gesehen, wie schwer krank er war. Es war eine Erlösung, als er die Welt verlassen durfte. Dein lieber Markey, mit dem du so dick befreundet warst, ist nach Amerika abgehauen. Deine Lalla ist tot. Es ist immer das Gleiche. Verlass dich auf niemanden, Rosie Barry. Ich kann’s dir sagen, hier und heute, es gibt kein einziges Lebewesen auf der Erde, bei dem es sich lohnt. Lalla muss so tief im Keller gewesen sein, dass sie nicht mehr rausgefunden hat. Das ist schrecklich, aber hier erlebt man so etwas nicht allzu oft. Wenn eine Frau hier die Chance hätte, im Hotel zu übernachten, dann würde sie das in vollen Zügen genießen und nicht vom Balkon springen.«
    Ich konnte den Blick nicht von ihr nehmen.
    »Die Menschen sterben – so ist das eben, junge Frau«, sagte sie verzweifelt. Und ich ging hinauf in mein Zimmer.

    RosieB an MarkC
     
    Ein Gedanke … über Freundschaft.
     
    Das Herz behält nicht automatisch seine Kraft, wir müssen es unterstützen. Freundschaft hält es lebendig. Sie ist unerlässlich für unser Herz, sie gehört zu seinen Alltagsfunktionen.
    Schlechte Freundschaft schadet, sie kann sogar tödlich sein. In Okinawa leben die Menschen länger. Sie sind körperlich und seelisch gesünder als die Menschen irgendwo sonst auf der Welt: Sie glauben, dass man toxische Kontakte identifizieren und abbrechen muss, auch bei Personen, die einem nahestehen. Man muss sie loslassen.
    Lieben und achten Sie Ihre Freunde. Gehen Sie behutsam mit ihnen um. Schenken Sie Ihren Freunden den gleichen Respekt, den Sie von ihnen erwarten. Bewahren und pflegen Sie Ihre Freundschaften mit Geduld und Einfühlungsvermögen, auch wenn es nicht immer leicht ist – verhalten Sie sich wie ein Begleiter am Klavier, der improvisiert, bis der Sänger sich wieder einfindet.
    Schaffen Sie sich Ihr privates Okinawa. Je großzügiger Sie mit den Wünschen Ihrer Freunde umgehen, desto kräftiger schlägt Ihr Herz. (150 Wörter)
    MarkC an RosieB
     
    Ich habe Probleme mit dem Text, Rosie. Vielleicht solltest Du lieber so anfangen: »Sie haben schon viele Freunde, aber Sie können Ihren Freundeskreis noch erweitern, wenn Sie …« Man muss den Leuten versichern, dass sie wirklich schon viele Freunde haben.
    Und bei dem Okinawa-Beispiel gibt es natürlich ein zentrales Problem: Es impliziert, dass man sich von bestimmten Menschen
trennen muss – was umgekehrt bedeutet, dass man auch verlassen wird.
    Andererseits habe ich persönlich über die »toxischen Menschen« nachgedacht – und meine Autowerkstatt gewechselt, weil mich der Mechaniker dort seit Jahren fertigmacht. Jetzt gehe ich in eine andere Werkstatt, und Du kannst Dir nicht vorstellen, wie mich das beflügelt.
    Wie geht es Min? Wie geht es Dir? Es fehlen nicht mehr viele »Gedanken«, oder? Ich will gar nicht daran denken, dass unser kleines Projekt fast abgeschlossen ist.

14
    A m Montag goss es in Strömen. Die Wolken hingen tief und waren bleigrau, die Dachrinnen gurgelten und blubberten, und ich musste in der Küche zum Teekochen alle Lichter anmachen. Bell saß auf der Fensterbank und schaute auf die Wasserströme, die über die Fensterscheibe rannen, und vor blanker Langeweile fielen ihr immer wieder die Augen zu. Mir ging es ähnlich. Offenbar hatte Amerika uns erreicht: Irgendein Hurrikan, der die Küste von Florida verschont hatte, war in unsere Richtung abgedreht, und diese Sintflut war ein Ausläufer davon.
    Da siehst du’s, sagte ich mir. Wie kommst du nur auf die Idee, du könntest hier ein entspanntes mediterranes Leben führen – auf einer Insel im Nordatlantik?
    Aber ich wollte Stoneytown nicht aufgeben. Ich fing an, die Details meiner inneren Bilder zu verändern. Jetzt lag ich nicht mehr auf heißen Steinplatten in einem sonnengetränkten Garten, sondern in der gemütlichen Wärme eines geheizten Raumes, geborgen unter einem regenglänzenden Dach, in einer Arche, die zwischen einem Meer mit weißen Schaumkronen und einer Wiese aus nassem, sattgrünem Gras dahinschwamm.
    Ich fand einen Schirm im Kleiderschrank meines Vaters. Dad war der letzte ordentliche Mensch in diesem Haus gewesen.
    Eine Szene auf der Treppe zu Granny Barrys Wohnung in Milbay, wo wir zum Tee eingeladen waren: Dad holte seinen
Kamm aus der Tasche und verstellte Min den Weg, um ihr die Haare zu kämmen. Den ganzen Abend war sie deswegen sauer auf ihn. Aber sie war sowieso immer aufsässig, wenn wir Granny Barry besuchten. Und ich erinnerte mich an viele

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