Dunkle Umarmung
über sich selbst hinaus. Sie war entschlossen, zu tun, was sie konnte, um alle meine Freundinnen aus Winterhaven zu beeindrucken, obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre, dazu etwas Besonderes zu veranstalten. Sowie sie durch die großen Tore gefahren wurden und auf Farthy zukamen, waren sie bereits zur Genüge beeindruckt. Jennifer und ich hatten entschieden, Wendy und Carla einzuladen, weil sie auch dann noch freundlich zu uns gewesen waren, als Marie und die anderen uns aus ihrem Club ausgeschlossen hatten. Natürlich verhärteten sich dadurch die Fronten, und wir sonderten uns noch krasser als bisher ab, aber wir machten uns längst nichts mehr daraus.
Es war ein wunderschöner Oktobertag, ein wenig wärmer als sonst. Das Gras war noch üppig und grün, ebenso die Hecken.
Mit den Herbstfarben im Hintergrund und einem kristallblauen Himmel, an dem vereinzelte Wölken wie Zuckerwatte hingen, versprach es, ein wunderschöner Tag zu werden. Ich hatte keine Ahnung, wie vollendet meine Party geplant war. Am späteren Vormittag traf eine fünfköpfige Band ein und baute ihre Instrumente im Ballsaal auf. Die Angestellten richteten ein großes Büffet und Tische für die Gäste her. Unter den Vorspeisen war Kaviar, der Punsch wurde in Schalen aus massivem Silber serviert, eine Dekorateurin aus Boston hatte den Saal ausgeschmückt, Berufsmusiker waren bestellt worden, für alle meine Gäste gab es Geschenke, die sie zur Erinnerung an diesen Tag behalten durften, überall liefen Kellner und Kellnerinnen herum, und in dem kleinen Theater sollte ein Film vorgeführt werden – es war wahrhaft eine umwerfende Party. Sogar Tony war überrascht.
Troy war so aufgeregt, daß er sein Bestes tat, um sich vor seinem Mittagsschlaf zu drücken. Erst auf die Androhung hin, er könne sonst nicht zu dem Fest erscheinen, willigte er schließlich ein, sich hinzulegen. Mama putzte sich heraus, als sei es eine Party für Erwachsene. Sie schmückte sich mit ihren kostbaren Diamanten und zog eines ihrer teuersten schwarzen Modellkleider an, und den größten Teil des Vormittags brachte sie mit ihrer Frisur und ihrem Make-up zu. Sie bezog ihren Posten in der großen Eingangshalle, um meine Gäste gleich bei ihrem Eintreffen zu begrüßen. Wenn sie mit ihr geredet hatten, wurden sie von Troy oder mir in den großen Ballsaal geführt.
Als Joshua eintraf, nahm ich ihn an der Hand, um ihn meiner Mutter ganz speziell vorzustellen. Mein Herz zog sich zusammen, als sie noch nicht einmal bemerkte, daß ich ihn als einen ganz besonderen Gast behandelte, und mir wurde klar, daß sie mir nie zugehört hatte, wenn ich ihr etwas über ihn erzählt hatte.
»Das ist Joshua Bennington«, wiederholte ich, als sie ihn eilig begrüßt und sich dann an eines der Dienstmädchen gewandt hatte, um eine Anweisung zu erteilen.
»Kenne ich vielleicht Ihre Familie, Joshua?«
»Nein, das glaube ich nicht, Mrs. Tatterton«, erwiderte Joshua höflich. Ich stöhnte enttäuscht und führte Joshua durch das große Haus, zeigte ihm das Musikzimmer mit den Wandgemälden, dem Konzertflügel und dem riesigen Kamin, und dann stahl ich mich einen Moment lang mit ihm in meine Suite, um sie ihm zu zeigen.
»Das ist ja wunderschön«, staunte Joshua. »Ich bin noch nie in einem solchen Haus gewesen. Es ist wie… ein Schloß.«
»Viel zu groß, als daß man sich zu Hause fühlen könnte«, sagte ich. Er nickte, und dann fiel sein Blick auf Angel. Ich hatte sie an ein Kissen gelehnt und auf mein Bett gesetzt.
»Was ist denn das?«
»Das ist Angel. Angel, darf ich dir Joshua Bennington vorstellen. Du erinnerst dich doch an ihn. Ich habe ja oft genug über ihn geredet«, sagte ich. Joshua riß die Augen weit auf und lachte dann. Er trat näher.
»Die sieht ja aus wie du.«
»Das bin ich«, erklärte ich. »Es ist das neueste Tatterton Toy, eine Porträtpuppe. Ich habe für die allererste Modell gestanden.«
»Sie ist schön. Genau wie du, Leigh«, murmelte er und errötete über seine eigenen Worte. Wie wunderbar, daß es außer Tony und meinem Vater noch jemanden gab, der mir das sagte, dachte ich.
»Danke, Joshua. Wenn du möchtest, werden wir uns später von den anderen fortschleichen, und ich zeige dir den Irrgarten und das Häuschen, in dem ich Modell gestanden habe.«
»Ja, sehr gern«, sagte er.
Ich nahm ihn an der Hand und führte ihn wieder die Treppe hinunter. Meine Party kam allmählich in Schwung.
Die Band war sehr gut, denn sie spielte moderne Stücke. Es
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