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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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und füllten sein Eimerchen mit den schönsten, die wir fanden.
    Tony war nicht im Haus, als Troy und ich zurückkamen.
    Troy erkundigte sich nach ihm, und Curtis berichtete, Tony hätte eher als erwartet nach Boston fahren müssen. Curtis sagte, er hätte eine Nachricht für mich hinterlassen – mein Pferd stünde bereit, falls ich am Nachmittag ausreiten wollte.
    Ich tat es nicht. Ich verbrachte den Tag mit Troy in seinem Zimmer, las ihm vor und spielte mit ihm. Kurz vor dem Abendessen machten wir einen Spaziergang im Park. Wir nahmen altes Brot mit und fütterten die Vögel, die sich um die Brunnen scharten.
    Tony kam zum Abendessen nicht zurück, und ich war froh darüber. Dann überraschte mich Curtis mit der Neuigkeit, daß meine Mutter ein Telegramm geschickt hätte, in dem sie ankündigte, daß sie morgen im Lauf des späten Nachmittags aus ihrem europäischen Kurort zurückkehren würde.
    Dem Himmel sei Dank, dachte ich. Ich wollte ihr alles erzählen, bis in die kleinsten Einzelheiten, damit sie verstand, was ich Entsetzliches durchgemacht hatte und was für einen gräßlichen Mann sie geheiratet hatte. Ich war ganz sicher, daß es nur noch eine Frage von Tagen war, bis wir von hier fortgehen würden. Tony mußte für das büßen, was er mir angetan hatte. Wenn meine Mutter wütend auf einen Mann war, konnte sie ein absolut prachtvoller Gegner sein. Ich faßte den Entschluß, mich von nichts besänftigen zu lassen, nicht durch Entschuldigungen, Versprechen, kostspielige Geschenke
    – nichts würde mich dazu bewegen, ihm zu verzeihen. Ich vermutete sogar, daß er zu mir kommen und mich anflehen würde, ihm zu verzeihen, wenn er herausfand, daß meine Mutter bald zurückkam.
    Als die Dunkelheit hereinbrach, wuchs meine Sorge. Wo ich mich in dem großen Haus auch aufhielt – ich lauschte ständig, ob sich am Haupteingang etwas tat, da ich mit Tonys Rückkehr rechnete. Während die Stunden verrannen, baute sich eine Spannung in mir auf, die wie eine Uhr tickte und sich steigerte bis zu dem Augenblick, in dem er nach Hause kommen und ganz gewiß nach mir sehen würde. Was ich auch zu tun versuchte, um mich abzulenken und zu beschäftigen, es wurde nichts daraus – weder beim Radiohören noch beim Fernsehen, nicht, während ich las oder mich mit Troy unterhielt – nichts konnte meine Gedanken davon abhalten, sich den Geschehnissen der vergangenen Nacht wieder zuzuwenden.
    Schließlich zog ich mich mehr aus Angst als aus Müdigkeit in meine Räume zurück, aber in dem Augenblick, in dem ich die Tür hinter mir schloß, hatte ich das Gefühl, in eine Falle gegangen zu sein. Schließlich war das der Ort, an dem es passiert war und an den er vielleicht zurückkehren könnte. Nur das Schlafzimmer meiner Mutter hatte ein Schloß in der Tür.
    Sie hatte darauf beharrt, daß es eingebaut wurde, denn sie schätzte es sehr, sich zurückziehen zu können und, wie ich jetzt deutlicher denn je erkannte, die Gelegenheit zu haben, sich ihrem fordernden jungen Ehemann zu entziehen.
    Ich hatte eine Idee. Ich zog mir meinen Bademantel an, steckte die Füße in meine Hausschuhe, schnappte mir Angel und begab mich direkt zur Suite meiner Mutter, machte die äußere Tür zum Flur hinter mir zu und schloß sie ab. Nicht nur das gab mir ein Gefühl von größerer Sicherheit, sondern auch das Wissen, daß ich mich im Zimmer meiner Mutter aufhielt, ihr Parfüm roch, ihre Kosmetik, ihre Kleidung und ihre Schuhe sah, sorgte dafür, daß ich mich geborgen fühlte. Ich zog eins ihrer Nachthemden an und tupfte mir Jasminparfum auf den Nacken. Dann kroch ich in ihr Bett, wie ich es früher in Boston oft getan hatte, als ich noch ganz klein gewesen war.
    »O Mama«, stöhnte ich, »ich wünschte, du wärst wirklich hier.« Ich legte Angel auf das Kissen neben mich und schaltete die Lampe auf dem Nachttisch aus.
    Der Mond war heute nacht schon größer, sein silbriges Licht war heller und nicht von vorüberziehenden Wolken getrübt. Zu Füßen des Mondes hatte sich eine kleine Schar von Sternen versammelt, und ich stellte mir ein Königreich im Himmel vor, über das eine wunderschöne Prinzessin, nämlich der Mond, herrschte, der Dutzende von gutaussehenden Freiern, die Sterne, jeden Wunsch von den Augen ablasen. Dort oben ertönte immer leise, liebliche Musik, und es gab keine Grausamkeit und keine Gemeinheit, keine Kinder von geschiedenen Eltern, keine arglistigen Männer und keine eifersüchtigen Frauen und Mädchen, die sich nur

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