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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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gegenseitig schaden wollten.
    »Das ist die Welt, die wir haben sollten, Angel«, flüsterte ich.
    »Die Welt, in die wir gehören.«
    Ich schloß die Augen und bemühte mich, von dieser Welt zu träumen.
    Hätte ich doch nur davonschweben können, mich langsam zum Mond emporschwingen und Teil dieser Welt sein können…
    Ich schlief ein, doch Stunden später erwachte ich davon, daß im Wohnzimmer die Lampen angeschaltet wurden. Ich setzte mich eilig auf. Tony stand in der Tür, und sein Gesicht und sein Körper waren im Dunkeln. Plötzlich lachte er. Ich konnte nichts sagen; mein Herz fing an zu klopfen.
    »Du sperrst mich also wieder einmal aus«, sagte er und lachte wieder. Konnte es etwa sein, daß er mich für meine Mutter hielt, daß er das Telegramm falsch gedeutet hatte und glaubte, sie sei heute nacht zurückgekommen? Er hielt einen Schlüssel ins Licht.
    »Ich habe es dir nie gesagt, aber ich habe den Schlüssel nachmachen lassen, weil ich es satt habe, deine… deine albernen Possen mitzuspielen. Ich habe es auch satt, mich zum Narren halten zu lassen. Als wir uns kennengelernt haben, hast du mich gutaussehend und begehrenswert gefunden. Jetzt, nachdem wir verheiratet sind und du mich dazu gebracht hast, diesen lachhaften Ehevertrag zu unterschreiben, glaubst du, du könntest mich abschieben. Aber da spiele ich nicht mit. Jetzt nicht mehr. Ich bin gekommen, um mir zu holen, was mir von Rechts wegen zusteht und was du von Rechts wegen selbst auch wünschen solltest.«
    Er trat ins Zimmer.
    »Tony«, sagte ich in einem lauten Flüsterton. »Ich bin nicht Mama. Ich bin Leigh.«
    Er blieb stehen, und eine Zeitlang herrschte Schweigen. Da er vom Licht ins Dunkel getreten war, konnte ich seine Augen und seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber ich nahm seine Verwirrung wahr.
    »Ich schlafe heute nacht im Schlafzimmer meiner Mutter. Sie ist noch nicht zu Hause. Geh jetzt. Du hast schon genug angerichtet, um dir für alle Ewigkeit meinen Haß zuzuziehen!«
    Plötzlich lachte er wieder, diesmal kalt und scharf.
    »Du willst also deine Mutter sein«, höhnte er. »Du willst genauso sein wie sie. Du kriechst in ihr Bett, ziehst ihr Nachthemd an und sprühst dich mit ihrem Parfüm ein. Du träumst davon, Jillian, meine Frau, zu sein. Das also malst du dir in deiner Phantasie aus.«
    »Nein! Deshalb bin ich nicht hergekommen. Ich bin hergekommen, damit du mir nicht zu nahe kommst.
    Verschwinde!«
    »Genau wie deine Mutter! Du weigerst dich, dir einzugestehen, was du wirklich willst und was du brauchst.
    Das kann ich gut verstehen. Das liegt bei euch in der Familie«, fügte er noch hinzu und lachte.
    »Geh weg«, flehte ich ihn verzweifelt an.
    »Du hast mich ausgesperrt, genau wie sie es tut«, zischte er.
    »Das ist nicht recht. Das lasse ich nicht zu.« Er kam näher. Als er kaum noch einen Meter von mir entfernt war, roch ich den Whisky in seinem Atem. Das erschreckte mich noch mehr. Ich zuckte zusammen und zog die Decke über mich.
    »Bitte, Tony, geh weg. Ich fürchte mich vor dir, und ich ekle mich vor dem, was du mir angetan hast. Schon allein bei dem Gedanken daran wird mir übel. Bitte, geh jetzt.«
    »So darfst du das nicht empfinden. Du mußt gegen diese Ängste ankämpfen. Verschließt du deshalb die Tür und suchst dir einen Vorwand nach dem nächsten, um mich dir vom Leib zu halten?« fragte er und verwechselte mich schon wieder mit meiner Mutter.
    »Nein, Tony. Ich bin nicht Jillian. Ich bin Leigh. Kannst du das denn nicht verstehen? Hörst du mir denn nicht zu?«
    »Immer noch wutentbrannt, aber auch die Wut ist eine Leidenschaft. Verstehst du das denn nicht? Du bist erfüllt von Verlangen, Begierde und Lust. Du darfst diese Stimme in deinem Innern nicht mißachten«, sagte er und setzte sich aufs Bett. Ich wich zurück, weil ich dachte, ich könnte auf der anderen Seite aus dem Bett springen und vor ihm davonlaufen, aber er war zu schnell und ahnte rechtzeitig, welchen Fluchtweg ich wählen wollte. Er streckte die Hand aus, umklammerte mein Handgelenk und drehte es um, bis ich die Decke nicht mehr festhalten konnte. Ich schrie vor Schmerz auf, und er ließ mich los, beugte sich aber vor und lag auf meinen Beinen und meinem Bauch.
    »Es ist eine wunderschöne Nacht, eine romantische Nacht, eine Nacht, wie sie sich Liebende erträumen.«
    »Wir sind kein Liebespaar, Tony«, stöhnte ich unter Tränen.
    »O doch, das sind wir. Durch meine Arbeit bin ich in alle Ewigkeit mit dir

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