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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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gebracht hatte, eine Abmachung zu unterschreiben, die ihr die Hälfte seines Vermögens zusicherte? Ohne seinen Namen war sie nichts… Wenn sie sich entschieden hätte, mir zu glauben, und wenn sie sich von Tony hätte scheiden lassen, dann hätte sie die Achtung und die Privilegien eingebüßt, die ihr als Mrs. Tony Tatterton zustanden. Die Bostoner Gesellschaft würde ihr die Türen vor der Nase zuschlagen, und sie wäre nichts weiter als ein Mädchen aus Texas, dem es lediglich gestattet war, als Außenseiterin zuzuschauen. So sehr ich Mama ihr Glück gönnte, denn tief in meinem Innern liebte ich sie immer noch, konnte ich nicht zulassen, daß Tony ungestraft davonkam. Ich nahm einen letzten Anlauf.
    »Mama, ich sage dir die Wahrheit.«
    »Also wirklich, Leigh. Deine Geschichte ist empörend. Wie kannst du von mir erwarten, daß ich dir glaube?«
    »Ich erwarte von dir, daß du mir glaubst und nicht ihm! Er ist verrückt.«
    »Er hat gesagt, du hättest nichts unversucht gelassen, um ihn zu verführen, und als alles nichts genützt hat, hast du… mich verraten. Du hast ihm gesagt, wie alt ich bin«, schloß sie. Sie schien eher verletzt als erbost zu sein.
    »Mama, ich… nein, das habe ich gesagt, weil…«
    »Wie konntest du das tun? Ich habe niemandem mehr vertraut als meiner eigenen Tochter.«
    »Mama, er wußte es längst. Es hat ihm nichts ausgemacht.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Also wirklich, Leigh, du mußt wieder zu dir finden. Ich war selbst einmal ein Teenager; ich weiß, was du durchmachst.
    Dein Körper entwickelt sich schnell. Über Nacht bist du zur Frau geworden und hast die Bedürfnisse einer Frau, und dann ist da der gutaussehende Tony Tatterton, der Mann, für den du Modell gesessen hast. Das ist verständlich, und mich trifft auch ein Teil der Schuld, weil ich nicht erkannt habe, wie reif du schon bist, aber du mußt lernen, deine Phantasien und deine Triebe zu zügeln.
    Du siehst doch, wie gut ich das kann. Denk daran, was ich dir darüber erzählt habe – ein Mann kann einen zur Erschöpfung treiben. Und denk daran, daß ich dir gesagt habe, was ein anständiges Mädchen nicht tun darf.
    Ich bin sicher, daß wir in ein bis zwei Tagen alle wieder so gut miteinander auskommen wie vorher. Tony trägt dir nichts nach. Er ist äußerst verständnisvoll, wenn es um solche Dinge geht. Deshalb führen wir auch eine so gute Ehe.« Sie lächelte.
    »Oh, ich kann es kaum erwarten, in ein heißes Schaumbad einzutauchen«, rief sie.
    »Mama, du mußt mir glauben… bitte…«
    »Jetzt reicht es, Leigh«, fauchte sie. »Ich bestehe darauf, daß du kein Wort mehr darüber verlierst. Eins führt zum anderen.
    Ehe man sich versieht, werden die Hausangestellten darüber reden und furchtbare Gerüchte in Umlauf bringen.«
    »Es sind keine Gerüchte. Ich phantasiere nicht, und ich lüge nicht!«
    »Leigh«, sagte sie eiskalt, »erwartest du im Ernst, ich könnte glauben, daß mein Mann sich meiner Tochter zuwendet, einem Mädchen, das gerade erst zur Frau wird, wenn er mich hat?
    Also wirklich«, entrüstete sie sich. »Und jetzt reiß dich zusammen. Ich will, daß du badest und dich anziehst und zum Abendessen nach unten kommst.«
    »Aber, Mama…«
    »Ich bestehe darauf. Und außerdem«, fügte sie lächelnd hinzu, »habe ich so viele hübsche Dinge in Europa gekauft, die ich dir unbedingt zeigen muß, und ich will dir alles über den Kurort und die Leute erzählen, die ich dort kennengelernt habe.« Ihr Lächeln schwand sofort wieder. »Ich war äußerst erbost, als Tony mir erzählt hat, daß du ihm mein Alter verraten hast, Leigh, aber ich kann dir verzeihen, weil es ihm anscheinend nicht so viel ausmacht, wie ich gefürchtet hatte.
    Er ist wirklich ein wunderbarer Mann. Aber ich kann dir beim besten Willen nicht verzeihen, wenn du weiterhin diese…
    diese Show abziehst. Also nimm dich jetzt zusammen, und komm zum Abendessen nach unten.« Sie entspannte sich wieder und seufzte tief. »Ach, es gibt nichts Schöneres, als nach einer langen Reise wieder nach Hause zu kommen«, zwitscherte sie und ließ mich allein.
    Nach Hause? Hatte sie gerade Farthinggale Manor als ihr Zuhause bezeichnet? Treffender hätte sie es als Hölle beschreiben können! Ich starrte die Stelle an, an der Mama gerade noch gestanden hatte. Träumte ich? Mama weigerte sich, mir zu glauben. Statt mir zu helfen, zog sie sich hinter die gläsernen Mauern ihrer eitlen, hohlen Welt zurück und war nur von sich selbst besessen. Ich

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