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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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zurück, und ihre Augen glühten vor Entrüstung.
    »Was genau hat dir dein Vater erzählt?«
    »Daß du uns verlassen hast, um über einiges nachzudenken, und daß er ein Telegramm von dir bekommen hat, in dem stand, du seist nach Mexiko geflogen, um dich scheiden zu lassen.«
    »Und hat er dir auch gesagt, warum?«
    »Er hat gesagt, daß du enttäuscht von ihm und noch jung bist und eine Chance haben willst, glücklich zu werden. Aber warum kannst du nicht mit Daddy glücklich sein?« stöhnte ich gequält.
    »Also, Leigh, du mußt versuchen, auch meinen Standpunkt zu verstehen. Das sollte dir jetzt leichter fallen, da du selbst gerade zur Frau wirst.
    Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie diese allerletzten Jahre für mich gewesen sind. Ich bin mir wie ein Vogel in einem Käfig vorgekommen, in einem vergoldeten Käfig zwar, ja, aber dennoch gefangengehalten.«
    Gefangengehalten? Was meinte sie bloß? Sie konnte kommen und gehen, wie es ihr paßte, sie konnte sich alles kaufen, was sie haben wollte, und sie konnte tun und lassen, was sie wollte.
    »So geht es jetzt seit vielen, vielen Jahren, und ich habe alles versucht, um den Verstand nicht zu verlieren, damit du ein glückliches Zuhause hast, aber jetzt kann ich keine Opfer mehr bringen. Ich denke gar nicht daran, noch mehr Zeit zu verlieren! Ich bin nicht bereit aufzugeben, was so kostbar und so vergänglich ist – meine Jugend und meine Schönheit. Ich denke gar nicht daran, zu welken wie eine Blume, die keine Sonne bekommt. Ich gehöre in Ballsäle, in die Oper, ins Theater, in die Badeorte am Meer, auf Partys, auf denen man mich für die Zeitungen fotografiert.
    Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie viele solche Ereignisse ich mir entgehen lassen mußte, weil dein Vater zu beschäftigt war, um mit mir hinzugehen? Kannst du dir das vorstellen?« Sie holte jetzt Atem. Ihr Gesicht war knallrot, und die Augen traten so weit heraus, daß es mir Angst einjagte. Ihr Ausbruch bestürzte mich. Nie hätte ich mir vorstellen können, daß sie solchen Groll hegte und derart verzweifelt war.
    Ich wollte sie für das hassen, was sie Daddy und mir antat, aber als ich sie in diesem Zustand sah, mit hervorquellenden Augen, zerzaustem Haar und rot angelaufenem Gesicht, war mein einziger Gedanke der, daß dieses abscheuliche Geschöpf nicht meine Mutter sein konnte.
    »Daddy tut all das leid. Es tut ihm wirklich leid.«
    »Ja, sicher… für den Moment, aber morgen nimmt irgendeine geschäftliche Krise ihn ganz und gar in Anspruch, und er vergißt, was zwischen uns gewesen ist.«
    »Nein, Mama, er vergißt es nicht. Kannst du es denn nicht noch einmal mit ihm versuchen? Kannst du ihm nicht eine letzte Chance geben?« flehte ich sie an.
    »Ich habe ihm immer wieder eine Chance gegeben, Leigh.
    Nur zu oft. Das hat doch alles nicht erst vor kurzem angefangen. Es ging doch schon kurz nach unserer Heirat so los. Ach«, seufzte sie und lehnte sich zurück, »in den allerersten Jahren war es nicht ganz so schlimm, weil du bald darauf geboren bist, und dann mußte ich für dich sorgen, und dein Vater war sehr aufmerksam und liebevoll im Umgang mit mir. Natürlich war er damals zwölf Jahre jünger, aber du darfst nicht vergessen, daß er schon ziemlich alt war. Ich wette, dir ist nie klargeworden, daß er alt genug ist, um mein Vater sein zu können.«
    Diese Vorstellung war so abscheulich und albern, daß ich fast laut gelacht hätte, aber sie lächelte kein bißchen. Daddy ihr Vater? Mein Großvater?
    »Sein Alter hat ihn eingeholt. Ich gebe zu, daß all das zum Teil auch meine Schuld ist, weil ich mich bereit erklärt habe, ihn zu heiraten, aber damals war ich so jung und so unglücklich, daß ich mir nicht überlegt habe, wie die Zukunft aussehen könnte. Und dein Vater hat mir alles mögliche versprochen… die wunderbarsten Versprechungen hat er mir gemacht, aber er hat sie nie gehalten… Versprechungen, an die er sich gar nicht mehr erinnern kann!«
    »Aber du warst doch so sehr verliebt. Das hast du mir doch selbst erzählt.« Mein kleiner Rettungsanker schien mir keine neue Hoffnung zu geben. Das, was sie mir erzählt hatte, bestätigte nur, wie hoffnungslos alles war.
    »Ich war jung; damals wußte ich noch nicht, was Liebe ist.«
    Sie lächelte. »Aber jetzt, jetzt weiß ich es. Ganz genau sogar«, fügte sie hinzu und strahlte plötzlich wieder. Ihre Augen leuchteten. »O Leigh… Leigh«, rief sie, »hasse mich nicht dafür, aber ich bin verliebt, wirklich und

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