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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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erlitten. Ich komme nach dem Abendessen noch einmal zu dir, und dann werden wir uns über meine Flitterwochen unterhalten.« Sie ging.
    Kurz darauf ließ Tony mir das Abendessen bringen. Er machte es zu einer größeren Zeremonie, und das nur, um mich zu amüsieren, soviel stand für mich fest. Jeder Gang wurde von einem anderen Dienstmädchen serviert, und Curtis brachte mir die Vorspeisen. Mit dem Nachtisch tauchte Tony dann persönlich auf, und zwar mit einer Serviette über dem Arm wie ein Kellner. Ich konnte das Lachen beim besten Willen nicht unterdrücken.
    »Da haben wir doch endlich das Gesicht, das ich sehen wollte«, sagte er daraufhin. Er trat zurück, nachdem er die Sahnetorte auf meinen Nachttisch gestellt hatte. Ich spürte, daß ich errötete. »Es freut mich, daß es dir bessergeht. Hattest du genug zu essen?«
    »Ja, danke. Aber ich hätte ohne weiteres runterkommen können.«
    »Das ist schon in Ordnung. Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dich verhätscheln zu lassen. Du wirst jetzt wie eine Prinzessin leben«, prophezeite er, und seine Stimme klang zart und verlockend. »Farthy ist ein Palast; die Tattertons sind die Herrscher.« Er sah so ernst aus, daß ich kein Lächeln wagte.
    »Ich wollte dich komplett neu einkleiden, und ich habe Jillian gesagt, sie solle sich gar nicht erst die Mühe machen, irgendwelche deiner Sachen aus Boston mitzubringen, aber sie hat darauf beharrt, ein paar Dinge einzupacken.«
    »Ich habe viele neue Sachen, die ich noch nie getragen habe«, sagte ich. »Ich brauche keine komplett neue Garderobe.«
    »Das werden wir ja sehen. Kann ich im Moment noch etwas für dich tun?«
    »Nein, danke. Geht es Troy gut?«
    »Er schläft tief, aber ich rechne damit, daß er morgen unter den ersten sein wird, die aufstehen, und du kannst davon ausgehen, daß er in dein Zimmer geplatzt kommt, sowie er erfährt, daß ihr hier geschlafen habt. Ich habe es ihm nicht gesagt, aber er ist ein Tatterton, und wie ich spürt er, wenn auf Farthy etwas anders ist als sonst. Dieser Landsitz ist ein Teil von uns, und wir sind ein Teil von ihm. Zwischen uns Tattertons und unserem Zuhause besteht eine unheimliche, fast gespenstische Beziehung«, sagte er und sah sich in meinem Zimmer um, als könne das Haus tatsächlich die Dinge, die sich in ihm abspielten und die hier gesagt wurden, fühlen, hören und sich merken. Seine Augen waren verträumt und schienen in weite Ferne zu schauen, und ich dachte, er hätte vergessen, daß außer ihm auch noch ich in diesem Zimmer war. Seine Liebe zu seinem Elternhaus war so ausgeprägt, daß es schon erschreckend war.
    »Deshalb hoffe ich auch, daß du das unangenehme Erlebnis im Irrgarten vergißt«, sagte er und sah aus schmalen eisblauen Augen auf mich herunter. »Gib Farthy nicht die Schuld daran.
    Ich möchte, daß du diesen Ort mit der Zeit genausosehr lieben lernst, wie ich ihn liebe.«
    »Ich gebe nichts und niemandem die Schuld daran. Es war nur meine eigene Dummheit«, sagte ich.
    Er blieb stumm, und ich wurde nervös und hatte das Gefühl, noch etwas sagen zu müssen.
    »Vom ersten Moment an, in dem ich es gesehen habe, fand ich Farthy schön… wie ein Märchenkönigreich.«
    »Ja«, sagte er. »Ein Märchenkönigreich«, flüsterte er mit glasigen Augen, die in die Ferne schweiften. Wieder herrschte längere Zeit Stille zwischen uns, und dann klatschte er in die Hände. »So, und jetzt lasse ich dich mit deinem köstlichen Nachtisch allein. Es wird gleich jemand kommen, um das Geschirr abzuräumen. Also, gute Nacht, und schlaf gut, Leigh«, sagte er und trat an mein Bett. »Darf ich dir einen Gutenachtkuß geben?«
    Ich zögerte. War das schon wieder ein Verrat an Daddy?
    Aber Tony wirkte so aufrichtig und so betrübt, daß ich es ihm nicht abschlagen konnte. Er hatte sich so um mich gesorgt. Ich nickte, und er beugte sich vor und küßte mich zart auf die Stirn, und seine Lippen verweilten einen Augenblick länger, als ich erwartet hatte.
    Und dann war er verschwunden.
    Die Dienstboten kamen, um das Geschirr zu holen, und Mama kam noch einmal in mein Schlafzimmer, ehe sie sich in ihre eigene Suite zurückzog. Doch statt mit mir über ihre Pläne für die Flitterwochen zu reden, erzählte sie mir alles über das Abendessen, die Gäste und die Gedecke auf dem Tisch. Ihr Monolog ließ mich noch schläfriger werden, und als mir mitten in einem Satz, den sie sagte, die Augen zufielen, erklärte sie, es sei jetzt auch für sie an der Zeit, sich

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