Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
»Ich bin überfallen worden, und er kam und hat die Kerle vertrieben. Einer der Männer hatte eine Pistole und hat geschossen, aber Wren hat gesagt, er wäre nicht verletzt. Ich habe keine Wunde an ihm gesehen.« Eine Schusswunde hätte sie doch sicherlich bemerkt, oder?
Wenn er schwer verwundet worden wäre, hätte er doch etwas gesagt. Schließlich ertrug kein Mensch einfach so eine Schusswunde …
»Wren hat dich gerettet?« Die Kellnerin fragte, als ob sie nicht glauben konnte, dass er jemals so etwas tun würde.
Marguerite nickte. »Die Kugel hat ihn nur gestreift, oder?«
»Nein«, sagte die Kellnerin mit harter Stimme. »Wren wäre letzte Nacht beinahe gestorben.«
Marguerite wurde bei diesen Neuigkeiten übel. Das konnte nicht wahr sein. Die Kellnerin machte sich sicher nur über sie lustig. »In welchem Krankenhaus ist er?«
Sie konnte am Gesichtsausdruck der Frau erkennen, dass sie überlegte, ob sie ihr antworten sollte oder nicht, und sie konnte es ihr nicht verdenken. Um Himmels willen, sie war schuld, dass Wren beleidigt worden war, tätlich angegriffen und angeschossen – und das alles innerhalb einer Stunde. Der arme Mann würde sie sehr wahrscheinlich den Rest seines Lebens nicht wiedersehen wollen.
Aimee kniff die Augen zusammen und trat einen Schritt zurück. »Dann bist du diejenige, die ihm heute die vielen Blumen geschickt hat, oder?«
»Ja. Und wenn ich gewusst hätte, dass er verletzt ist, dann hätte ich noch mehr geschickt.«
Das schien sie zu amüsieren. »Warte mal.« Aimee gab Marguerite die Tüte und nahm sie mit zu einer Tür hinter der Bar. »Bleib hier stehen, ich bin in ein paar Minuten zurück.«
Marguerite nickte und bemerkte die feindseligen Blicke der Barkeeper. Sie trugen Jeans und T-Shirt, und obwohl sie gut aussahen, strahlten sie etwas Unheimliches aus. Sie schienen sich über ihre Anwesenheit in der Nähe der Bar zu ärgern, aber sie wusste nicht, warum.
Es sei denn, sie wüssten Bescheid über Wren und machten sie dafür verantwortlich.
Nervös und unsicher drehte Marguerite sich um und sah den Mann mit den langen schwarzen Haaren, den sie von gestern Abend her kannte. Justin. So hieß er. Er sah sie wie die anderen finster an und sagte kein Wort, während er die sauberen Gläser wegräumte.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Aimee wiederkam und sie durch die Tür winkte. »Komm mit.«
Marguerite seufzte erleichtert, als die Frau sie in eine Großküche führte. Fünf Köche schwirrten um Töpfe und Herdplatten herum, und zwei Männer wuschen in einer großen Spüle Geschirr ab. Niemand nahm Notiz von ihnen.
Zumindest nicht, bis sie an eine andere Tür am Ende der langen Stahltische gelangten. Ein großer blonder Mann stand davor und sah alles andere als erfreut aus, als Aimee Marguerite durch die Tür führen wollte. Er sah genau so aus wie der Mann, der sie gestern Abend aus der Bar geworfen hatte – abgesehen davon, dass er sich offensichtlich nicht an sie erinnerte.
»Was machst du da, Aimee?«, fragte er grollend.
»Aus dem Weg, Remi.«
»Schwachsinn.«
Aimee stützte die Hände in die Seiten. »Aus dem Weg, Bruder, sonst wirst du gleich hinken.«
Seine Augen wurden schmal. »Vor dir hab ich keine Angst. Ich kann dir den Kopf abreißen, ohne mit der Wimper zu zucken.«
»Und ich könnte dich so verletzen, dass du bleibende Schäden davonträgst.« Ihr Blick wanderte zu seiner Leistengegend. »Jetzt beweg dich, sonst ist es zu spät.«
Mit verzogenen Lippen und zögerlich gehorchte er.
»Das finstere Gesicht kannst du ignorieren«, sagte Aimee, als sie die Tür öffnete. »Das ist sein normaler Gesichtsausdruck. Und es ist kaum zu glauben, aber es ist viel besser als sein Lächeln. Das ist nämlich gruselig und unheilvoll.«
Marguerite wusste nicht, was sie davon halten sollte, als Aimee sie in einen vornehmen altmodischen Salon führte. Das Haus war traumhaft schön. Merkwürdigerweise sah es aus, als hätten sie einen Sprung in eine andere Zeit gemacht. Hier gab es nichts, was modern aussah, überhaupt nichts.
Ihr Blick fiel auf die Tür, und sie sah fünf Riegel und eine Alarmanlage, die mit der NASA konkurrieren konnte.
Nun gut, nicht alles war antik. Aber abgesehen von dieser verräterischen Technik war es, als bewege man sich in altmodischen Filmkulissen.
Aimee führte Marguerite eine verschlungene handgeschnitzte Treppe in den zweiten Stock hinauf in einen Flur, der zu beiden Seiten mahagonybraune Türen hatte. Die Kellnerin
Weitere Kostenlose Bücher