Dunkle Visionen
trennen wollte? Sie liebte ihn, sie liebte ihn wirklich, sie war nur so …
Durcheinander.
Und einfach nicht in der richtigen Stimmung.
Und doch fügte sie sich lieber seinen Wünschen, als dass sie versucht hätte, ihm irgendetwas zu erklären, obwohl sie schlicht nicht bei der Sache war. Und dies trotz des Umstands, dass er sich schweißnass und erregt in ihr bewegte.
Endlich erreichte er den Höhepunkt. Fiel über ihr zusammen. Rollte sich auf die Seite.
Er vergrub seine Finger in ihrem Haar.
Schweigend lagen sie nebeneinander.
Ein paar Minuten später fing er an, sie zu streicheln. Sie biss erneut die Zähne zusammen, doch dann spürte sie zu ihrer Überraschung ihre wachsende Erregung. Sie presste sich an ihn. Sie küssten sich. Seine Hände liebkosten ihren Körper. Sie schmiegte sich an ihn, rieb sich an ihm, umkreiste mit der Zungenspitze seinen Nabel.
„Komm, Baby, mach schon, mach, Baby“, stöhnte er.
Es war, als ob er ihr einen Kübel Eiswasser über den Kopf geschüttet hätte.
Kaila verharrte einen Moment regungslos, den Kopf über seinen Bauch gebeugt, die Unterlippe zwischen den Zähnen. Natürlich wusste sie, was ihm vorschwebte. Und sie hätte sich zwischen seine Schenkel knien und ihn mit dem Mund liebkosen können, genau wie er es sich wünschte. Nur dass sie nicht in der Stimmung dafür war.
Sie war weder in der Stimmung, ihn mit Worten zu erregen noch hart an ihm zu arbeiten, damit er eine weitere Erektion bekam. Sie wollte verführt werden, wollte sich von ihrer eigenen Erregung davontragen lassen, sie wünschte sich, dass ihr jemand den Boden unter den Füßen wegzog. Sie wollte fliegen.
Unvermittelt sprang sie auf. Ihr Ehemann riss die Augen auf und starrte sie überrascht an.
„Ich muss Frühstück machen“, sagte sie wütend und marschierte ins Bad. „Die Kinder sind bestimmt schon wach.“
Sie hörte, wie er sich die Zähne putzte, während sie unter der Dusche stand. Nachdem sie fertig war, stieg er in die Duschkabine. Ohne sie eines Blickes zu würdigen.
Er duschte. Sie putzte sich die Zähne und cremte sich das Gesicht ein.
Er kam raus, frottierte sich ab. Sie beobachtete ihn im Spiegel. Dan hatte dunkelblonde Haare – einen gepflegten Haarschnitt, wie es sich für einen Staatsanwalt gehörte. Er hielt sich fit. Er hatte helle blaugrüne Augen und war immer leicht gebräunt. Kinder in die Welt zu setzen hatte auf den Körper eines Mannes keinerlei nachteilige Auswirkungen. Er war hoch gewachsen und gut gebaut und gut aussehend. Sie begehrte ihn; sie begehrte ihn nicht. Sie liebte ihn; sie hasste ihn.
Sie fragte sich, ob sie womöglich an irgendeiner seltsamen Krankheit litt.
Er schlang sich das Badetuch um die Hüften. „Wenn dir etwas nicht passt, Kaila, sag es einfach.“
„Ich musste doch nur …“
„Nein. Beim ersten Mal. Es war so, als würde ich mit einem Holzklotz Liebe machen.“
Das tat weh.
„Es tut mir Leid.“
„Du brauchst es nur zu sagen, wenn du keine Lust hast.“
„Ich habe versucht, eine gute Ehefrau zu sein.“
„Ja. Klar. Es gibt allerdings nichts, wodurch sich ein Mann unzulänglicher fühlen könnte, als durch das Gefühl, die verdammt willigste Ehefrau auf der ganzen Welt zu haben.“
„Ach, fick dich doch selbst“, sagte Kaila leise.
„Ich hätte definitiv mehr Spaß dabei“, versicherte er ihr.
Getroffen verharrte sie einen Moment reglos.
Sie hatte gewusst, dass sie unglücklich war.
Es war ihr jedoch nie in den Sinn gekommen, dass er ebenfalls unglücklich sein könnte. Und jetzt fragte sie sich mehr denn je, ob er eine Affäre hatte.
Er ging nach nebenan ins Schlafzimmer und begann sich anzuziehen. Zitternd schlüpfte sie in einen Bademantel, ging eilig aus dem Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
Mechanisch erledigte sie ihre morgendlichen Pflichten, indem sie Justin und Shelley weckte und anschließend in die Küche ging, um Frühstück zu machen.
Shelley kam in Tränen aufgelöst hereingestürmt, weil sie ihren einen Turnschuh nicht finden konnte, und sie
musste
ihre Turnschuhe anziehen, weil heute die neuen Schaukeln auf dem Spielplatz im Kindergarten kamen.
Anthony – der schon fast abgestillt war, aber noch nicht ganz – warf seine Schnabeltasse auf den Boden und brüllte wie am Spieß.
Justin beschloss, ihr mit den Cornflakes zu helfen, und veranstaltete mit der Milch auf dem Tisch und dem Fußboden eine Riesenüberschwemmung. Natürlich kam genau in diesem Moment Dan herein.
„Jesus,
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