Dunkler Engel
Gefühle gesprochen wird, Nervosität und Unbehagen mit eingeschlossen.
Rachel hasste solche Aussprachen. Sie hatte gehofft, dass diese Themen mit Zanus gar nicht aufkommen würden. Warum sollten sie auch? Das war eine Geschäftsbeziehung. Oder es ist bis jetzt eine gewesen. Sie mochte ihn wirklich, und sie wollte, was auch immer sie verband, nicht dadurch kaputtmachen, dass sie zu früh zu viel sagte.
Verdammt, sie hasste das. Aber er war ihr Kunde, und darüber hinaus war er etwas Besonderes. Sie konnte sich also nicht zurückziehen. Außerdem war sie auch ein bisschen aufgeregt. Eine Aussprache mit ihm konnte im Grunde genommen nicht so schlecht sein.
»Ich kann meine andere Verabredung absagen.« Sie war ein bisschen durcheinander. »Abendessen wäre wunderbar.«
»Klasse. Ich reserviere für uns bei Charlie Trotters. Kennst du dieses Restaurant?«
»Oh, ja«, sagte Rachel. Sie konnte es nicht glauben. Sie wollte immer schon einmal bei Charlie Trotters essen. Es war das angesagteste Restaurant in der Stadt. Charlie selbst war eine kulinarische Legende.
»Aber du wirst keinen Tisch bekommen. Man muss dort Monate im Voraus reservieren.«
»Überlass das nur mir, mein Liebes«, sagte er mit einem leisen Lachen. »Ich hole dich um acht ab.«
Sie versuchte, locker zu klingen, und fuhr fort: »Charlie ist aus seiner Rohkostphase raus, oder?«
Sie hoffte, dass das nicht zu abfällig geklungen hatte.
Zanus lachte nur. »Ja, Gott sei Dank. Um ehrlich zu sein, hat die mich auch nicht besonders interessiert. Aber der Mann hat sich seinen guten Ruf nicht damit verdient, gewöhnlich zu sein, oder? Ich hole dich heute Abend um acht Uhr ab, okay?«
»Ja, acht ist gut.«
»Vielleicht kann ich später noch auf einen Drink mit zu dir kommen«, sagte er.
»Oh, ja. Sicher. Vielleicht. Wir sehen uns um acht .« Rachel legte auf, warf sich auf ihre Couch und dachte über die ganze Sache nach.
In ihrer Vorfreude auf Charlie's hatte sie die Aussprache ganz vergessen. Sie hatte sich Sorgen gemacht, dass das die Lass-uns-einfach-Freunde-sein-Aussprache werden könnte, aber was, wenn es die Heute-Nacht-werde-ich-deine-tausendfädrigen-Baumwolllaken-ausprobieren-Aussprache würde. Was würde sie dazu sagen?
Sicher, Zanus hatte eine wunderbare Stimme, seine Fingernägel waren gepflegt seine Thomas-Pink-Shirts mit genau der richtigen Menge Wäschestärke gebügelt, und sein Parfüm ließ er sich extra aus Frankreich kommen. Aber versteckte sich hinter all dem nicht auch eine ganze Menge Egoismus? Sie ging jetzt seit drei Monaten mit ihm aus, und Zanus hielt es nicht einmal für nötig, sie zu fragen, ob sie überhaupt zu Trotters gehen wollte oder lieber woanders essen würde. Wenn sie so zurückdachte, hatte er sie noch nie gefragt, wo sie gerne hinwollte. Er wählte die Orte aus, die sie gemeinsam besuchten.
Vor zwei Monaten hatte er sie erst einen Abend vor dem Wochenende angerufen, an dem sie zum Champagnertrinken nach Frankreich gefahren waren. Oder das Wochenende in Rom, wo sie in der Oper waren und ein Vierzehn-Gänge-Menü mit seinen Geschäftspartnern stattfand. Darüber hatte er sie wenigstens ein paar Tage vorher informiert. Jetzt führte er sie in eins der besten und teuersten Restaurants in den USA aus. Und er hatte sie nie gefragt, ob sie das überhaupt wollte.
Bei Trotters bekam man ein bestimmtes Menü, und wenn man nicht mochte, was an diesem Abend serviert wurde, konnte man da nicht essen. Sicher, für sie wäre Trotters auch die erste Wahl gewesen, aber das konnte er nicht wissen. Oder doch? Kannte er sie so gut?
Sie hätte niemals Nein zu einem der Orte gesagt, die er ausgesucht hatte, und das hatte sie auch noch nie getan. Aber er hatte sie in der Tat noch nie gefragt, wohin sie gerne gehen würde. Er rief an, tauchte auf und dann gingen sie. Eine Sache aber hatte sie in dieser Beziehung unter Kontrolle, und das war der Sex.
Großer Gott, Mädchen, du bist ganz schon dumm!, beschimpfte sie sich selber.
Diese Wochenenden waren wahr gewordene Träume für sie.
Warum sollte er sie fragen, ob sie irgendwohin wollte, wenn sie immer mitkam? Eine Frau konnte ja nicht alle Tassen im Schrank haben, wenn sie ein romantisches Wochenende in Europa mit dem Mann ihrer Träume ausschlagen würde. Man musste kein männliches chauvinistisches Schwein sein, um das zu wissen. Und wenn er mit ihr ins Bett wollte, dann war er nur ein normaler, gesunder, amerikanischer Mann.
Zanus war ein Traum, und Rachel wollte sich
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