Dunkler Engel
dir sagen«, erwiderte Derek wütend. »Sie ist in Gefahr. Wir sollten etwas tun.«
»Wir tun ja etwas, Derek«, sagte William ernst. »Wir tun genau das, was man uns aufgetragen hat. Wenn du ein Regiment führst, sprichst du ja auch nicht mit jedem einzelnen Soldaten über deinen Plan. Du erzählst ihnen genau das, was sie wissen müssen, um ihren Job zu machen, und dann erwartest du, dass sie deinen Befehlen gehorchen.
Wenn sie es nicht tun, wenn sie auf eigene Faust losgehen, setzen sie sich selbst und ihre Kameraden der Gefahr aus, getötet zu werden, und gefährden die ganze Aktion. Wir kennen den Kriegsplan des Himmels nicht, Derek. Wir kennen nur einen ganz kleinen Teil davon. Wenn wir gegen unseren Auftrag handeln, setzen wir alles aufs Spiel - Rachel eingeschlossen.«
Derek starrte ihn grimmig und schweigend an. Er hasste es, zugeben zu müssen, dass William recht hatte.
William mäßigte seinen Ton. »Ich verstehe. Du bist ein Mann der Tat, aber blinder Eifer schadet nur. Du solltest vorsichtig sein, Derek.«
Er sah Derek an und sagte dann: »Ich denke, ich werde Michael bitten, dir einen Partner an die Seite zu stellen.«
»Bloß nicht!«, sagte Derek erregt.
»Ich fürchte, dass du darüber nicht zu entscheiden hast, mein Sohn.
Dafür ist die ganze Sache zu wichtig. Du kannst nicht rund um die Uhr auf Rachel aufpassen. Ich werde einen Antrag einreichen, dass dir jemand dabei hilft, Rachel zu beschützen. Jemand, der in ihrer Nähe ist, wenn du nicht da sein kannst, und der dich darüber hinaus mit Informationen versorgt.«
»Ich brauche niemanden, das habe ich doch gerade gesagt!« Derek hatte noch nie mit jemandem zusammengearbeitet, und er hatte auch nicht vor, jetzt damit anzufangen. Seine oberste Regel war, anderen nicht zu trauen, und mit dieser Regel war er bisher ganz gut gefahren. Darüber hinaus mochte er den Gedanken nicht, dass ein anderer so nah an Rachel herankam.
»Dein Partner wird dir täglich Bericht erstatten. Ich weiß, dass du das nicht magst, aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Das hast du selber gesagt. Jetzt, wo Zanus weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind, muss er schneller handeln. Das wird Rachel in noch größere Gefahr bringen.«
William sah Derek eindringlich an und versuchte seine Gedanken zu lesen.
Derek blickte trotzig zurück. Er hoffte, dass William seine Gedanken lesen würde. Die kreisten darum, dass die ganze Mission den Bach runtergehen würde. Seine Vorgesetzten hatten nicht die leiseste Ahnung, mit wem oder was sie hier konfrontiert wurden. Sie waren schlecht informiert, und jetzt wurde ihm auch noch jemand an die Seite gestellt, der ebenso gut auch ein Spion sein konnte.
»Dein Partner wird bald mit dir Kontakt aufnehmen. Versuche jetzt, dich ein wenig auszuruhen, mein Sohn«, fügte William besorgt hinzu und klopfte Derek auf die Schulter. »Ich bin in einem Pappkarton unter der Fullerton-Street-Brücke, wenn du mich brauchst.« William zog los und ging die Straße hinunter. Derek machte sich Sorgen um Rachel. Sie war an dem Ort, den sie Börsensaal nannten. Er stellte sich hässliche dunkle Gestalten vor, die sie umschwirrten und ihre scharfen Krallen ausgefahren hatten, mit denen sie versuchten, sie zu packen. Er sah das dämonische Feuer in ihren Augen rot glühen, und er wäre am liebsten sofort zur Börse gefahren, um nach ihr zu sehen.
Zu gerne hätte er sich davon überzeugt, dass sie in Sicherheit war.
Aber er beherrschte sich, denn das hatte er versprochen.
ZEHN
Rachel kämpfte sich durch ihren Tag in den Börsensälen.
Glücklicherweise war dieser Freitag ein ruhiger Tag, an der Börse war nicht viel los. Zanus wusste, dass er sie während der Arbeit besser nicht anrief, aber manchmal schickte er ihr eine SMS oder hinterließ eine Nachricht in ihrer Mailbox, um ihr mitzuteilen, dass er fürs Abendessen einen Tisch reserviert oder Tickets für das angesagteste Stück besorgt hatte. Heute hatte sie von ihm noch nichts gehört.
Ihr Telefon klingelte fast genau in dem Moment, in dem die Börse schloss. Sie ging mit klopfendem Herzen dran. »Hi«, sagte sie und versuchte locker zu klingen. »Hallo, Rachel.« Ei klang kühl. »Ich weiß, dass wir freitags normalerweise zusammen essen gehen, aber ich muss für heute Abend absagen. Es ist etwas dazwischengekommen, und ich muss mich darum kümmern.«
»Oh, natürlich, ich verstehe«, sagte Rachel. »Ich bin richtig müde nach all der Aufregung gestern Abend. Ich hätte heute sowieso nicht
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