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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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abrupt zu ihm um. »Nicht viel, fürchte ich. Ich habe noch nicht mit dem Mann gesprochen, nur korrespondiert, und dabei ging’s um Formalitäten. Ich weiß nicht einmal, ob er sie für unschuldig hält.«
    »Sie verdammter Stümper!« fuhr Monk ihn wütend an. »Soll das heißen, Sie haben einen Anwalt engagiert und wissen nicht mal, ob er an Hesters Unschuld glaubt?« Mit wutverzerrtem Gesicht packte er Rathbone am Revers.
    Mit erstaunlicher Heftigkeit stieß dieser ihn zurück. »Ich habe ihn nicht engagiert, Sie Ignorant! Lady Callantha Daviot hat ihn engagiert. Der Glaube an die Unschuld der Mandantin ist eine schöne Sache, aber in unserer prekären Lage ist er ein Luxus, den wir uns nicht leisten können.«
    Monk wollte etwas erwidern, doch angesichts der Wahrheit des Gesagten ließ er es bleiben.
    Rathbone glättete sein Revers.
    »Also, was stehen wir hier herum?« sagte Monk. »Lassen Sie uns diesen Argyll in Augenschein nehmen. Mal sehen, ob er wirklich so gut ist.«
    »Was nützt die beste Kanone ohne Munition?« erwiderte Rathbone bissig. »Wenn Sie schon nicht wissen, wer Mary Farraline ermordet hat, dann sagen Sie wenigstens, wer es gewesen sein könnte und warum.«
    Monks Gesicht war blaß und verschlossen, als er wieder in Gleichschritt mit Rathbone fiel. Sie gingen eine Weile wortlos nebeneinander her, dann sagte er schließlich mit heiserer Stimme: »Ich bin noch einmal bei den Apothekern gewesen. Ich weiß nicht, wo Hester oder jemand anders es sich besorgt…«
    »Das haben Sie mir bereits geschrieben!«
    »Anscheinend ist vor ein paar Monaten jemand mit Digitalis ermordet worden, hier in Edinburgh. Der Fall hat für einigen Wirbel gesorgt. Vielleicht hat er unseren Mörder auf die Idee gebracht.«
    Rathbone sah ihn an. »Ist ja interessant. Es ist nicht viel, aber es stimmt, daher könnte die Idee stammen. Weiter?«
    »Unsere größte Chance ist noch immer der Buchhalter. Kenneth Farraline hat eine Geliebte…«
    »Nichts Ungewöhnliches«, bemerkte Rathbone trocken. »Und wohl kaum ein Verbrechen. Also?«
    Monk mußte sich bemühen, nicht aus der Haut zu fahren. »Sie ist kostspielig, und er ist der Buchhalter der Firma. Der alte Hector Farraline behauptet, daß jemand an den Geschäftsbüchern Änderungen vorgenommen hat…«
    Rathbone blieb stehen. »Warum, um Gottes willen, erfahre ich das erst jetzt?«
    »Es ist schon eine Weile her. Und Mary Farraline soll davon gewußt haben.«
    Rathbone stieß einen Fluch aus.
    »Sehr hilfreich«, sagte Monk spöttisch. Rathbone sah ihn feindselig an.
    Monk ging weiter. »Der schwächste Punkt in dem Fall scheint mir die Zeitfrage zu sein. Hester kann sich das Digitalis nicht hier in Edinburgh besorgt haben – das ist nahezu ausgeschlossen. Und die Perlenbrosche kann sie auch frühestens im Zug gesehen haben, als sie bereits unterwegs waren. Sie kann es also nur gewesen sein, wenn sie das Gift bereits aus London mitgebracht hat – und das erscheint absurd.«
    »Das ist absurd«, sagte Rathbone durch die Zähne. »Aber ich habe schon Leute aufgrund dürftigerer Beweise hängen sehen der Haß der Öffentlichkeit mußte nur groß genug sein.«
    Monk sah ihn an. »Warum ändern Sie dann nichts an der Stimmung der Öffentlichkeit!« Es war keine Frage, sondern eine Aufforderung. »Dafür werden Sie schließlich bezahlt. Zeigen Sie ihnen Hester als Heldin, als eine Frau, die ihre eigene Familie und ihr Lebensglück aufgegeben hat, um sich um die Kranken und Verwundeten zu kümmern. Führen Sie ihnen Hester in Scutari vor, wie sie Nacht für Nacht mit der Lampe in der Hand die Reihen der Verwundeten abgegangen ist, Gesichter getrocknet, die Sterbenden getröstet, mit ihnen gebetet hat was immer Sie wollen.«
    »Ist das Ihr Bild von Hester?« fragte Rathbone lächelnd.
    »Nein, bestimmt nicht!« gab Monk bissig zurück. »Sie ist eine rechthaberische, eigensinnige Person, die immer nur ihren Kopf durchsetzen will. Aber darum geht es nicht!« Er war ein bißchen rot geworden, während er das sagte, und es kam Rathbone so vor als läge mehr Wahrheit in seinen Worten, als er zugeben mochte. Und außerdem mußte Rathbone erstaunt feststellen, daß es ihm selber nicht schwergefallen wäre, ein solches Bild von Hester zu malen.
    »Das ist mir nicht möglich«, erwiderte er. »Sie scheinen zu vergessen, daß wir in Schottland sind!«
    Monk fluchte, und es waren Ausdrücke dabei, die Rathbone noch nie gehört hatte.
    »Oh, sehr hilfreich«, sagte er und traf exakt

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