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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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daran, sich Monk gegenüber zu rechtfertigen.
    »Es gibt drei Möglichkeiten«, sagte er mit kühler, ruhiger Stimme.
    »Zweifellos«, gab Monk zurück. »Sie könnte die Überdosis selber genommen haben, aus Versehen…«
    »Nein, das hat sie nicht«, widersprach ihm Rathbone nicht ohne Befriedigung. »Selber hat sie die Mittel ganz bestimmt nicht genommen. Denkbar wäre höchstens ein Versehen, daß jemand die Phiole falsch gefüllt hat. Wenn sie selber etwas genommen hat, dann mit voller Absicht. Das wäre Selbstmord gewesen, theoretisch die zweite Möglichkeit, aber nach allem, was Hester uns über die Persönlichkeit dieser Frau erzählt hat, mehr als unwahrscheinlich.«
    »Und die dritte Möglichkeit ist Mord«, folgerte Monk.
    »Begangen von jemand anderem als Hester. Wahrscheinlich von jemandem in Edinburgh, der die tödliche Dosis in die Phiole gefüllt hat und sie durch Hester verabreichen ließ.«
    »Haargenau!«
    »Unfall oder Mord. Wer hat die Phiolen gefüllt? Der Arzt? Ein Apotheker?« fragte Monk.
    »Ich weiß es nicht. Das ist eine von vielen Fragen, auf die wir eine Antwort finden müssen.«
    »Was ist mit der Tochter, Griselda Murdoch?« Monk ging ungeduldig im Büro auf und ab. »Was wissen Sie von ihr?«
    »Nur, daß sie kürzlich geheiratet hat, ihr erstes Kind erwartet und sich große Sorgen um ihre Gesundheit macht. Mrs. Farraline wollte kommen, um sie zu beruhigen.«
    »Sie zu beruhigen? Wie meinen Sie das? Wie hätte sie ihre Tochter beruhigen sollen? Was hätte sie wissen können, das Mrs. Murdoch nicht selber wußte?« Monk wirkte verärgert, als gehe der Unsinn dieser Antwort auf Rathbones Unverständnis zurück.
    »Ich bin keine Hebamme, Mann! Ich weiß es nicht!« erwiderte Rathbone gereizt und setzte sich wieder. »Vielleicht hat sie sich wegen eines Leidens aus ihrer Kindheit gesorgt.«
    Monk ignorierte die Antwort. »Die Familie hat Geld, vermute ich.« Er drehte sich zu Rathbone um.
    »So scheint es, aber vielleicht sind sie auch bis zum Hals verschuldet. Was weiß ich? Das müssen wir alles herausfinden.«
    »Und? Was haben Sie bisher unternommen? Gibt es in Schottland keine Anwälte? Es wird doch sicher ein Testament geben.«
    »Ich werde mich darum kümmern?« sagte Rathbone zwischen den Zähnen. »Aber dazu brauche ich Zeit. Und wie die Antwort auch ausfällt, sie wird uns nicht verraten, was in diesem Zugabteil passiert ist oder wer sich an ihrer Medizin zu schaffen gemacht hat, bevor sie in den Zug gestiegen sind. Bestenfalls können wir ein bißchen Licht in die Angelegenheiten der Familie bringen. Vielleicht haben sie Geldprobleme, aber wir können nicht tatenlos hier sitzen und darauf hoffen, daß wir damit den Fall klären!«
    Monk hob die Augenbrauen; mit tiefer Abneigung betrachtete er Rathbones elegante Gestalt, die mit übergeschlagenen Beinen im Sessel saß.
    Merkwürdigerweise störte sich Rathbone nicht daran. An Selbstgefälligkeit hätte er sich gestört. Jede Art von Gelassenheit hätte ihn beunruhigt, denn es hätte bedeutet, daß Monk sich nicht fürchtete, daß ihm die Sache nicht zu Herzen ging. Es wäre wenig tröstlich gewesen, hätte Monk sich keine Sorgen gemacht: Die Gefahr war real. Nur ein Idiot konnte darüber hinwegsehen.
    »Ich möchte, daß Sie nach Edinburgh fahren«, sagte Rathbone mit einem winzigen Lächeln. »Natürlich komme ich für die Spesen auf. Ich möchte, daß Sie alles über die Familie Farraline in Erfahrung bringen, über jeden einzelnen von denen.«
    »Und was machen Sie?« wiederholte Monk seine Frage? Er stand jetzt vor dem Schreibtisch, mit leicht gespreizten Beinen, die Hände zu Fäusten geballt.
    Rathbone sah ihn kalt an, wohl auch deshalb, weil es für ihn so wenig zu tun gab. Seine wirkliche Stärke offenbarte sich im Gerichtssaal, im Angesicht der Zeugen und der Geschworenen. Er hatte einen Riecher für Lügen, er wußte, wie man Worte drehte und wendete, bis der Lügner in seiner eigenen Falle saß, wie man unter den Schichten der Einbildung, hinter dem Schleier aus Unwissenheit und Vergeßlichkeit die Wahrheit fand, wie man nach jeder einzelnen Tatsache bohren mußte, bis man sie endlich ans Tageslicht befördert hatte. Aber es gab noch keine Zeugen, abgesehen von Hester, und auch sie wußte furchtbar wenig.
    »Ich werde versuchen, mehr über die medizinischen Dinge in Erfahrung zu bringen«, erwiderte er. »Und über die testamentarischen, die Sie vorhin angesprochen haben. Und mich auf den Prozeß vorbereiten.«
    Das

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