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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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noch?«
    »Ich weiß nicht. Wirklich nicht. Quinlan, das ist Eilishs Ehemann..«
    »Wer ist Eilish? Sagten Sie Eilish? Was ist das für ein komischer Name?«
    »Weiß ich nicht. Schottisch, nehme ich an. Sie ist die mittlere Tochter. Oonagh ist die Älteste und Griselda die Jüngste.«
    »Was ist mit diesem Quinlan?«
    »Er und Baird McIvor, Oonaghs Ehemann, können sich anscheinend nicht ausstehen. Aber ich wüßte nicht, was das mit einem Mord zu tun haben könnte. In jeder Familie gibt es Sympathien und Antipathien, besonders dann, wenn sie alle unter einem Dach wohnen!«
    »Natürlich!« sagte Monk verständnisvoll. Der Gedanke daran, mit anderen so eng zusammenleben zu müssen, jagte ihm Schauer über den Rücken. Seine Privatsphäre war ihm heilig, er wollte niemandem Rechenschaft schuldig sein, schon gar nicht jemandem, der ihn genau kannte.
    Sie mißverstand ihn. »Niemand würde sie umbringen, nur um seiner Wege gehen zu können.«
    »Hat das Haus nicht ihr gehört?« fragte er unvermittelt. »Und wie sieht’s mit Geld aus? Ach nein, lassen Sie. Woher sollen Sie das wissen? Rathbone wird es herausfinden. Erzählen Sie mir ausführlich, was Sie während Ihres Aufenthalts im Haus der Farralines getan haben. Wann waren Sie allein? Wo war das Ankleidezimmer oder das Zimmer, in dem die Arzneischatulle aufbewahrt wurde?«
    »Das hab’ ich doch alles schon Oliver erzählt«, protestierte sie.
    »Ich möchte es von Ihnen hören«, erwiderte er kühl. »Mit Hinweisen aus zweiter Hand kann ich nicht arbeiten. Und ich stelle Ihnen meine eigenen Fragen, nicht seine.«
    Ohne weitere Widerrede gehorchte sie und erzählte ihm – auf der Kante ihrer Pritsche kauernd – jede Einzelheit, an die sie sich erinnern konnte. Daran, daß ihr die Worte so fließend über die Lippen kamen, ohne Zögern, erkannte er, daß sie die ganze Zeit darüber nachgedacht hatte. Ihm wurde schmerzlich bewußt, wie sie im Dunkeln auf ihrer Pritsche gelegen hatte, ängstlich und viel zu intelligent, um nicht genau zu wissen, in welcher Gefahr sie schwebte, und daß sie die Wahrheit vielleicht niemals oder zu spät herausfinden würden. Sie hatte es schon erlebt. Monk war schon einmal gescheitert.
    Bei Gott, diesmal würde er nicht scheitern, koste es, was es wolle!
    »Danke«, sagte er schließlich und erhob sich. »Ich muß den Zug nach Norden erreichen.«
    Sie stand ebenfalls auf. Ihr Gesicht war schneeweiß. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich jedoch im letzten Moment anders.
    Er wollte nicht gehen, ohne ihr ein wenig Hoffnung zu machen _ aber wie? Ihm fiel nichts ein, was nicht eine Beleidigung für ihren Mut und ihre Intelligenz gewesen wäre.
    Sie rümpfte die Nase. »Sie müssen gehen.«
    Spontan nahm er ihre Hand und hob sie an seine Lippen, dann ließ er sie wieder los und ging mit energischen Schritten zur Tür. »Ich bin soweit!« rief er. Einen Augenblick später klapperte der Schlüssel, und die Tür schwang auf. Er ging hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Nachdem Monk die Kanzlei verlassen hatte, zögerte Oliver Rathbone nur einen Moment, bevor er den Entschluß faßte, Charles Latterly doch einen Besuch abzustatten. Als Hester ihn gebeten hatte, ihre Familie aus dem Spiel zu lassen, war es lediglich um Diebstahl gegangen, eine Beschuldigung, mit der sie binnen weniger Tage fertig zu werden glaubten. Aber jetzt ging es um Mord, und die Geschichte würde in den Abendzeitungen stehen. Er mußte ihn vorher erreichen, es war eine Frage des menschlichen Anstands.
    Die Adresse kannte er, und es dauerte keine fünf Minuten, da hatte er einen Hansom angehalten und sie dem Kutscher genannt.
    Es war zehn nach fünf am Nachmittag, als der Wagen vor dem Haus hielt. Charles Latterly war gerade von der täglichen Arbeit heimgekehrt.
    Rathbone hatte ihn noch nie gesehen. Er kletterte aus der Kutsche, trug dem Kutscher auf, vor dem Haus auf ihn zu warten, und ging zur Eingangstür.
    »Sie wünschen, Sir?« fragte der Butler höflich. Sein geübter Blick hatte in Rathbone den Gentleman erkannt.
    »Guten Abend«, erwiderte Rathbone kühl. »Ich heiße Oliver Rathbone und bin Miss Hester Latterlys Anwalt. Ich hätte Mr. Latterly gerne in einer Angelegenheit gesprochen, die – so fürchte ich – keinen Aufschub duldet.
    »Tatsächlich, Sir? Wenn Sie bitte so freundlich wären, mir in das Frühstückszimmer zu folgen. Ich werde Mr. Latterly von Ihrer Ankunft und der Dringlichkeit Ihres Anliegens in Kenntnis

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