Dunkler Rausch der Sinne
seine
tiefschwarzen Augen. Sie sah so zart und verwundbar aus, dass er Angst hatte,
sie könnte zerbrechen.
»Ich bin bei dir, Jaxon«, wisperte er leise. Behutsam begann er sich
von ihr zu lösen. »Du wirst nie wieder allein sein. Ich bin in dir, so wie du
immer in mir sein wirst.« Sanft barg er sie in seinen Armen.
»Ich kann nicht daran denken, Lucian. Wenn ich es versuche, drehe ich
durch.«
»Schon gut, mein Engel. Was
erwartest du von dir? Sofortiges Akzeptieren? Niemand könnte so etwas ohne
Weiteres akzeptieren. Es ist eine dunkle Gabe. Wir leben in einer wunderschönen
Welt, aber wir müssen einen hohen Preis für die besonderen Fähigkeiten zahlen,
die uns gegeben wurden. Und dein Gefährte hat Pflichten, die dich in
gefährliche Situationen bringen. Wenn ich es könnte, würde ich ändern, was ich
bin - der dunkle Todesengel, wie mich mein Volk nennt aber ich bin ein Jäger
der Untoten, und ich fürchte, ich werde es immer sein.«
Plötzlicher Zorn flammte in ihren Augen auf. »So nennt man dich?
>Dunkler Todesengel? Wie kann dein Volk so grausam sein, wenn du ihm so viel
gegeben hast? Mit welchem Recht verurteilen dich deine Leute?« Sie erinnerte
ihn an ein Tigerweibchen, das seine Jungen verteidigt, und er hatte eine flüchtige
Vision von ihr als Mutter.
Bei der Vorstellung hätte er beinahe gelächelt. Stattdessen drehte er
das Wasser ab und trug sie aus der Dusche. Sowie sie auf dem gekachelten Boden
stand, wickelte er sie in ein großes Badelaken und zog sie eng an sich. »Ich
bin ein Karpatianer des alten Stammes, mit ungeheurem Wissen und
unvorstellbarer Macht. Mein Volk weiß, wie gefährlich diese Kombination ist.
Wir sind Raubtiere, mein Liebes, und können jederzeit auf die dunkle Seite überwechseln,
wenn wir keine Gefährtin finden. Sehr viele Karpatianer tun es nach weniger
Jahrhunderten, als ich durchlebt habe.«
Sie starrte ihn erzürnt an. »Such keine Entschuldigungen für sie. Ich
war in deinem Geist, und du bist genauso wenig ein Killer, wie ich es bin.«
Er lachte. Er konnte einfach nicht anders. Sie war so unschuldig,
selbst jetzt, nach allem, was sie geteilt hatten. Sie konnte niemals sein, was
er war, ein Raubtier mit einer dünnen Schicht Zivilisation und ungeheurer
Disziplin. Sie war das Licht in seiner Dunkelheit, seine Rettung, sein Wunder,
und sie konnte es nicht erkennen. Sie würde sich selbst nie mit seinen Augen
sehen.
»Der Tag bricht an, Jaxon.« Er
wusste es, ohne auf die Uhr zu schauen; sein Volk kannte immer den genauen
Zeitpunkt von Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang. »Komm mit mir in die
Schlafkammer.«
Lucian spürte ihre spontane Abwehr, das plötzliche Grauen, das sie
befiel. Seine Worte brachten ihr die Realität zu nahe, machten die Dinge zu
endgültig für sie. Er streckte eine Hand aus. »Komm mit mir.« Er sagte es leise
und sanft.
Jaxon starrte seine Hand an. Sie wehrte sich innerlich dagegen, mit
ihm zu gehen, als könnte sie menschlich bleiben, wenn sie sich nur im oberen
Teil des Hauses aufhielten. Sie war hin- und hergerissen. Einerseits wollte sie
nicht mitgehen, andererseits wollte sie Lucian nicht verletzen. Langsam und
zögernd legte sie ihre Hand in seine. Seine Finger schlössen sich fest und warm
um ihre. »Bei mir wirst du immer in Sicherheit sein, Jaxon. Wenn du daran
glaubst, wirst du es schaffen.«
Er zog an ihrer Hand, bis sie sich an seine Schulter schmiegte und er
einen Arm um sie legen konnte. Zusammen gingen sie durch das Haus, die breite
Treppe hinunter, durch die Küche und in den Keller hinunter. Er spürte Jaxons
Zaudern, als sie den schmalen Gang betraten, der zur Schlafkammer führte. In
ihrem Kopf war er da, der Gedanke, einfach wegzulaufen. Lucian verstärkte
seinen Griff und beugte sich vor, um mit seinen Lippen tröstend über ihre
Schläfe zu streichen.
»In all den Jahrhunderten meines Daseins, Jaxon, bin ich nie einer Frau
wie dir begegnet.« Die Bewunderung und die Liebe, die er für sie empfand, klang
aus seiner weichen Stimme heraus. Bewusst passte er seine Atmung ihrer an,
ließ ihr Herz in einem Rhythmus mit seinem schlagen, sodass er ihre Panik
beherrschen konnte. Mühelos bewegte er sich in ihrem Geist, um den Aufruhr
ihrer Gedanken zu besänftigen, mit einer leichten Geste ein gewisses Maß an
Gelassenheit zu bringen und ihr den schwierigen Übergang zu erleichtern.
Lucian achtete sorgfältig darauf, ihr nicht ihren freien Willen zu
nehmen, aber er konnte es nicht ertragen, wenn sie litt. Es bewegte
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