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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich.
    Marvin schaute zu dem Blockhaus. Er wirkte kühl und nüchtern, aber seine Wange zuckte, als ziehe jemand an einem Faden.
    »Vorhin waren zwei Agenten vom Secret Service da drin. Was haben die mit jemandem zu schaffen, der seinen Kautabak auf jeden Restaurantboden gespien hat?« sagte er.
    »Keine Drogenfahnder?«
    »Nein.«
    »Hieß einer von Ihnen Brian?«
    »Ganz recht, Brian Wilcox. Ein echter Goldschatz. Kennen Sie ihn?«
    »Vielleicht. Haben Sie Lust, mit mir frühstücken zu gehen?«
    »Nach dem, was ich mir in dem Haus anschauen mußte?«
    »Der Sheriff war ein gewalttätiger Mann. Er hat es schon lange herausgefordert.«
    »Wie kommen Sie denn auf diese Scheißidee? Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise. Ein gewalttätiger Mann? Mehr fällt Ihnen dazu nicht ein? Danke, daß Sie rausgekommen sind. Ich glaube, sonst hätte mir heute morgen irgendwas gefehlt.«
    Ich fuhr auf einer abschüssigen roten Sandstraße, die sich in Serpentinen durch den Wald wand, an alten Holzziehwegen und Pipelineschneisen vorbei, die mittlerweile wieder überwuchert waren.
    Vor mir stieß ein dunkler, auf Hochglanz polierter Wagen mit getönten Fenstern und einer Funkantenne aus einem Seitenweg und blieb auf der Kreuzung stehen.
    Der Mann, den Mary Beth Brian nannte, stieg zuerst aus, gefolgt von zwei anderen, die ebenfalls Pilotensonnenbrillen trugen und mich mit ebenso undurchdringlicher Miene musterten. Ein Mann jedoch, der das hintere Fenster ein Stück heruntergekurbelt hatte, stieg nicht aus. Felix Ringo, der mexikanische Drogenfahnder, zündete sich statt dessen eine Zigarette an, die in einer goldenen Filterspitze steckte, und ließ den Rauch aus dem Fenster kräuseln.
    »Steigen Sie aus«, sagte Brian.
    »Ich denk nicht daran«, erwiderte ich.
    Der Mann, der neben ihm stand, öffnete meine Tür.
    »Nur nicht so schüchtern«, sagte er.
    Ich stellte den Motor ab und stieg aus. Zwischen den Bäumen regte sich kein Lüftchen, und es roch nach Kiefernholz und Regenwasser, das in den Wegsenken stand. Brian hielt mir den Zeigefinger vors Gesicht. Er ließ ihn dort, wirkte unschlüssig, so als schwanke er noch, ob er sich zu einer härteren Gangart hinreißen lassen sollte.
    »Mir fehlen die Worte. Aber vielleicht reicht’s ja auch, wenn ich einfach sage, daß ich Sie nicht leiden kann«, sagte er.
    »Sie gehen zu weit, mein Guter«, erwiderte ich.
    »Sie sind kein Polizist mehr, auch kein Bundesanwalt. Sie sind nichts weiter als ein stinknormaler Bürger, der sich in Sachen einmischt. Das ist Ihnen anscheinend entgangen.«
    »Fahren Sie jetzt Ihren Wagen weg?«
    »Nein.« Sein steifer, zitternder Finger mit dem schmalen spitzen Nagel befand sich unmittelbar unter meinem Auge. »Halten Sie sich von Tatorten fern, die sie nichts angehen, und lassen Sie die Finger von der Frau ... Oder wollen Sie noch was dazu sagen?«
    »Eigentlich nicht. Aber wenn Sie mir noch mal mit dem Finger im Gesicht rumfuchteln, breche ich Ihnen den Kiefer. Fahren Sie jetzt endlich Ihre Scheißkarre weg.«
    Ich fuhr nach Hause und jätete den Gemüsegarten. Dann striegelte ich Beau, mistete seinen Stall aus und legte die Welsschnüre im Weiher aus, schaufelte mit einer Mistgabel den Dreck vom Hühnerhof und vergrub ihn eimerweise im Gemüsegarten, umfaßte den glatten Holzgriff immer fester, bis ich jede einzelne Schwiele spürte. Schließlich hatte ich die Nase voll, schmiß die Mistgabel in einen Heuballen und ging hinein.
    Meine Handteller brannten, als wäre ein Schwärm Bienen darüber hergefallen, so als sehnten sie sich nach etwas Hartem, Rundem, das kühl auf der Haut lag, einen geriffelten Hahn hatte, den man mit einem satten Knacken spannen konnte.
    Moon hatte gesagt, manche Menschen seien von Geburt an anders. Hatte er damit nur sich gemeint, oder bezog sich das auch auf Menschen wie mich und Urgroßpapa Sam?
    Oder Darl Vanzandt?
    Durch die offenen Vorderfenster drang das tiefe Röhren der Angeberauspuffrohre an seinem 32er Ford, dann ertönte ein Hupkonzert, begleitet von aufheulenden Motoren und dem Tuckern der gechopperten Harleys hinter ihm.
    Er bog in die Auffahrt ein, allein. Der verchromte, aus der Haube ragende Motor war so fein eingestellt, daß man einen Silberdollar auf die Zylinderköpfe hätte legen können. Seine Freunde fuhren an den Straßenrand, auf meinen Rasen, zerdrückten mit ihren Reifen meine Blumenbeete. Sie stellten ihre Motoren ab und lehnten sich an ihre Autos, ihre Pickups, Vans und Motorräder, so als wollten

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