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Dunkler Zwilling

Dunkler Zwilling

Titel: Dunkler Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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Begleitung?«
    »Keine Chance«, winkte der Mann ab. »Das ist lebensgefährlich. Alles einsturzgefährdet. Es wird so schnell wie möglich abgerissen werden. Da gibt es nichts mehr zu holen. Höchstens hier im Container.«
    Der Mann hob das Band an und ließ Max und Chiara auf das Grundstück. Sie beugten sich über den Metallrand des Behälters und ließen ihre Augen auf der Suche nach etwas, das wie eine Dose aussehen könnte, umherwandern. Max stocherte mit einem Ast in dem wilden Sammelsurium aus Möbelteilen, angebrannten Textilresten und Teilen einer unkenntlich miteinander verbackenen Masse. Der Gestank war übel. Missmutig verzog Max das Gesicht.
    »Hier kann man echt nichts mehr finden. Das können wir haken.«
    Chiara ließ nachdenklich den Blick über das Grundstück schweifen. »Vielleicht hat sie es ja irgendwo außerhalb des Hauses versteckt. Ist hinter dem Haus nicht ein Hühnerstall?«
    Max hatte sich seinen ramponierten Tiger unter den Arm geklemmt und sah in die Richtung, wo einmal der Hühnerstall dicht an das Haus gebaut worden war. »So wie es aussieht, ist das dieser verkohlte Bretterhaufen da drüben. Der ist also auch abgebrannt. Der Typ hat ganze Arbeit geleistet«, murmelte er.
    Sie liefen am Absperrband entlang zum hinteren Bereich des Grundstücks. Die Obstbäume, die nahe am Haus standen, wiesen deutliche Brandspuren auf. Der hölzerne Überbau der Terrasse lag als verkohlte Schutthalde dicht an den Resten des Hühnerstalls. Unter einem Brett ragten die rußigen Beine eines Huhnes hervor. Die Hitze hatte die Krallen zu widernatürlichen Spiralen gerollt. Die Verwüstung im hinteren Bereich des Hauses war noch größer als vorne. Selbst ein Laie konnte erkennen, dass der Brand hier seinen Ursprung hatte.
    »Der hat auf alles, was irgendwie brennbar war, sein Zeugs gekippt«, stellte Max mit bitterer Miene fest.
    »Und was ist das da drüben?« Chiara zeigte auf ein niedriges Häuschen, das sich schief an einen alten Obstbaum lehnte.
    »In der Hütte habe ich als Kind gespielt.«
    »Die hat er in der Dunkelheit wohl übersehen. Das spricht gegen Tobias als Täter.«
    »Warum?«
    »Weil es jemand gewesen sein muss, der euren Garten nicht kannte. Und Tobias ist bestimmt schon öfter hier gewesen, oder?«
    »Offiziell zuletzt mit seinen Eltern beim Grillfest zu Sonjas Geburtstag im Sommer.«
    »Na, siehst du. Meinst du vielleicht, es gibt eine Chance, dass deine Oma die Hütte als Versteck genutzt hat?«
    Eine Erinnerung flammte in Max auf. »Das ist es! Ich habe sogar gesehen, wie sie mit einer Blechdose unter dem Arm vom Dachboden kam. Sie muss damals draußen im Garten gewesen sein! Es war der Abend, an dem Schorsch das Gift gefressen hat!«
    Wenig später zwängten sie sich in das Innere des Kinderhäuschens. Dort gab es eine kleine Sitzbank, deren Sitzfläche den Deckel einer Truhe bildete. Max hob den Deckel an. Zwei Mäuse flitzten eilig davon. Chiara quiekte und kicherte dann. Max zog ein Kissen beiseite und hielt eine flache, rechteckige Blechdose in der Hand.
    Max öffnete die Dose. Im Dämmerlicht der Hütte war nicht viel zu erkennen. »Papierkram«, sagte er.
    »Wichtiger Papierkram«, raunte Chiara. »Lass uns in dein Zimmer zu Herolds gehen und genau nachsehen, was das alles ist.«
    Als sie die Hütte verließen, sahen sie sich vorsichtig um und machten sich dann zügig auf den Weg.
    Im Zimmer angekommen, ließ Max den Tiger vor dem Bett zu Boden gleiten. Chiara verzog angewidert das Gesicht. »Das dreckige Ding? Willst du das wirklich behalten? Die Herold findet es bestimmt nicht sonderlich toll, wenn sie sieht, welchen Müll du ihr ins Haus schleppst.«
    Max kickte den Tiger unter das Bett. Dann schüttete er den Inhalt der Blechdose auf die Tagesdecke und setzte sich mit Chiara an den Bettrand, um ihren Fund zu sichten.
    In einem Briefumschag, der bereits aufgerissen war, steckten ordentlich zusammengefaltet zwei handgeschriebene Blätter. Außen auf dem Umschlag stand: Für Sieglinde Wirsing.
    »Das ist meine Oma«, erklärte Max und las weiter vor: »Streng vertraulich! Erst nach dem Tod von Brigitte Wiesner zu öffnen!«
    Außerdem gab es noch einen weiteren Umschlag. Er war wattiert, etwas größer und dicker und gut verklebt und verschnürt. Darauf stand: Für Maximillian Friedhelm Wirsing. An seinem 18. Geburtstag zu öffnen. Von Brigitte Wiesner.
    Max drehte und wendete den Umschlag und betrachtete ihn kritisch von allen Seiten. »Es sieht so aus, als wäre der

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