Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
setzte sich an seinen Schreibtisch und rief die Northumbria Police an. Zehn Minuten später hatte er die Aktenzeichen sämtlicher Fälle, an denen Danby in den vergangenen achtzehn Monaten gearbeitet hatte, und dazu noch das Versprechen, dass man ihm die betreffenden Akten so schnell wie möglich zukommen lassen würde. Dann wurde er zu einem Detective Inspector Walsh durchgestellt.
» Waren Sie das, der uns von Oscar Renwick erzählt hat? Dem Zellengenossen von Richard Knox in der Haftanstalt Frankland?« Der Newcastle-Akzent klang genervt und wütend.
Logan runzelte die Stirn. » Ja?«
» Haben Sie eine Ahnung, wie viele Mannstunden wir damit vergeudet haben, Ihrem Hinweis nachzugehen?«
» Vergeudet? Aber er war –«
» Er war nicht mal in der Nähe eines dieser Häuser, die abgebrannt sind. Bei keinem einzigen. Hat für jeden Fall ein hieb- und stichfestes Alibi, verstehen Sie?«
Logan öffnete die Datei mit der Auflistung von Knox’ Zellengenossen in Frankland. » Aber Knox hat gesagt, Renwick hätte ihm erzählt –«
» Knox ist ein Sexualstraftäter, schon vergessen? Die manipulieren nun mal ihre Umgebung, das ist deren zweite Natur.«
» Aber –«
» Knox war es gelungen, ein Handy in seine Zelle zu schmuggeln, und Renwick hat ihn an die Gefängnisaufsicht verpfiffen. Knox wusste, dass Renwick bald auf Bewährung freikommen sollte, also hat er Ihnen ein hübsches kleines Märchen über ermordete Familien aufgetischt. Und zack – schon gibt es eine großangelegte Ermittlung, und Renwicks Bewährung ist gestrichen. Knox hat Sie benutzt, um sich zu rächen, und Sie sind drauf reingefallen!«
» Aber ich wusste doch nicht –«
» Und jetzt sitzt mir mein Chef im Nacken wegen der ganzen Überstunden, die ich für diese Geschichte verpulvert habe, Sergeant. Vielen Dank. Wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
» Aber …«
Doch er redete mit einer toten Leitung. Der DI hatte aufgelegt.
Logan beugte sich vor, dotzte mit dem Kopf auf den Schreibtisch und fluchte ein bisschen.
» Machst du dir je Gedanken über den Job?«
Logan richtete sich auf. » Was?«
» Den Job.« Bobs Blick war auf die Wand gerichtet, doch er redete mit Logan. » Wofür wir uns das eigentlich antun?«
» Jeden verdammten Tag.«
Bob nickte. » Es ist, als ob die ganze Stadt in Flammen steht, und wir können nichts tun, als nur auf die Stelle direkt vor uns pinkeln.« Er knallte seinen Stift auf den Schreibtisch. » Und ich hab’s verdammt noch mal satt, mir immer die Schamhaare zu versengen.«
Logan lachte, aber Bob lächelte nicht einmal.
» Du hast mit Deborah geredet, nicht wahr?«
» Ich hab gestern einen festgenommen. Jedes Mal, wenn seine elfjährige Tochter eine schlechte Note nach Hause brachte, hat er sie an die Heizungsrohre im Keller gefesselt und die Zentralheizung voll aufgedreht. Arme und Beine, alles übersät mit riesigen nässenden Blasen. Seine eigene Tochter.« Bob ließ die Schultern hängen. » Scheiße, was ist nur in die Leute gefahren?«
» Willst du Horrorstories austauschen? Da hätte ich auch ein paar gute anzubieten.«
» Ich hab gestern Abend mit Deborah geredet. Hab mich vor sie hingestellt und sie direkt gefragt, was da eigentlich läuft. Die heimlichen Anrufe, die merkwürdigen Nachrichten und all das. Willst du wissen, warum sie sich nicht ausziehen mag, wenn ich im Zimmer bin? Warum ich sie nicht mal anfassen darf?« Er griff nach einer Archivbox und feuerte sie quer durchs Zimmer. Dann saß er da und starrte die Papiere an, die zu Boden flatterten.
» Scheiße. Es tut mir leid, Bob.«
» Sie war bei einem Spezialisten: Brustkrebs.« Er fiel kraftlos auf seinen Stuhl zurück und starrte zur Decke hinauf. » Vor sechs Monaten hat sie einen Knoten gefunden. Wollte mir nichts sagen aus Angst, ich könnte sie verlassen … Kannst du dir das vorstellen?«
Es wurde wieder still. Und dann klingelte Bobs Telefon. Er seufzte, rieb sich das Gesicht und hob ab. » Bobs olfaktorische Sprengfallenfabrik, Bob am Apparat …«
Es war, als sähe man jemandem zu, der Biowaffen-Bob Marshall spielte. Der derbe Humor, die Ausdrucksweise, die kleinen Eigenheiten – all das war da, und doch fehlte es der Darstellung an Leben.
Logan griff nach seinem Telefon und leierte die von Steel geforderte Suchaktion an. Dann wies er die Medienstelle an, Plakate mit Knox’ Gesicht an sämtlichen Tankstellen zwischen Aberdeen und London anbringen zu lassen. Es war nicht sehr erfolgversprechend, aber falls er ein
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