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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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Körper. Eine Gesellschaft der exotischsten Modekreationen, die Londons Subkultur zu bieten hatte. Während ihrer Suche war sie häufig an Leute aus der Gothicszene geraten. Hier war augenscheinlich die Creme de la creme in aufwendigen und teuren Kostümen vertreten. Der hypnotische Rhythmus und die pulsierenden Klänge von Gesang und Instrumenten beschwor eine übertrieben apokalyptisch anmutende Atmosphäre herauf. Sie wusste nicht, was gespielt wurde, dafür kannte sie die bevorzugten Bands nicht, aber die Musik klang gut, und wieder einmal machte sich ihr Hang zur Dramatik bemerkbar.
    «Karen!» Sie drehte sich um. Jarout legte seine Hand auf ihren Arm. Sie konnte sich gar nicht daran erinnern, ihm ihren Namen genannt zu haben, oder hatte sie es zwischendurch so beiläufig getan, dass es ihr selbst nicht aufgefallen war? «Kannst du bitte einen Moment auf mich warten? Ich bin sofort wieder da. Dauert nur 'ne Minute.» Sein Blick war eindringlich, und ein bittendes Lächeln umspielte seine Lippen. «Ja? Du wartest?»
    «Ist okay, kein Problem.» Sie versuchte locker zu klingen, konnte sie doch kein Getue um ein paar Minuten machen. Aber sie war ganz und gar nicht einverstanden. Der Gedanke, ihn aus den Augen zu lassen, gefiel ihr überhaupt nicht. Vielleicht verdrückte er sich heimlich durch eine Hintertür oder durch das Toilettenfenster, und dann sähe sie ihn niemals wieder.
    Das war albern. Wozu die Angst? War er etwa unfreiwillig mit ihr hier? Er war es doch, der sie einlud. Ebenso gut konnte er schon vor einer halben Stunde verschwunden sein. Dennoch kroch Furcht in ihr hoch, als sie ihn in der nebeligen Dunkelheit verschwinden sah. Einen Atemzug später tauchte seine Silhouette flüchtig vor hellem Neonlicht auf, als er eine Tür neben der Theke öffnete. Dann war er verschwunden, und die einzige Rauchwolke, die dabei zu sehen war, war die vom Trockennebel auf der Tanzfläche.
    Dass es tatsächlich Vampire geben sollte, war absolut nicht auszudenken. Zu viel von diesem lächerlichen Schwachsinn über Dracula haftete ihnen an, und ließ allein schon die Vorstellung, sie könnten tatsächlich existieren, absurd erscheinen. Seltsam, doch sie glaubte nicht an sie. Karen musste sich eingestehen, dass ein gewaltiger Unterschied zwischen glauben wollen und tatsächlich zu glauben bestand. Dass sie in dem Bewusstsein groß geworden war, die Geister von Verstorbenen und die Gedanken der Lebenden zu sehen, änderte auch nichts. Das war etwas völlig anderes. Die waren schließlich mal Menschen gewesen. Aber Vampire? Verrückt, aber erst jetzt begriff sie, dass sich ihr Verstand vehement dagegen wehrte, eine nichtmenschliche Art auf Erden zu akzeptieren. Und da predigten weniger Begabte als sie, das Übernatürliche anzuerkennen. An Werwölfe, Elfen und Außerirdische zu glauben, sahen sie ganz selbstverständlich als Teil ihres Lebens.
    Doch sie musste wohl oder übel zugeben, dass sie wach und Jarout sehr real war. Sie hatte gefühlt, was er getan hatte und konnte sich hundertprozentig auf ihre Sinne verlassen. Dennoch glaubte sie nicht an ihn. Nicht wirklich. Außerdem sah er nicht aus wie ein Vampir.
    Er wirkte viel zu menschlich, und bis auf die auffallende Farbe seiner Augen war nichts Ungewöhnliches an ihm. Schwarzes Haar, eine beinahe kränklich wirkende, schlanke Figur, ein ausgesprochen hübsches Gesicht; sehr feminin, wie es ganz der Mode und zugegeben, auch ihrem Geschmack entsprach. Ein, wenn auch außergewöhnlich gut aussehender Mann Mitte zwanzig. Nichts, was ihn von anderen attraktiven Männern seines Alters nun so großartig abgezeichnet hätte.
    Deutete sie ihre Eindrücke vielleicht nur falsch? Womöglich hatte sie nur eine Szene aus einem Film aufgeschnappt, den er gerade gesehen hatte, oder seine Fantasie glitt ein wenig ins Morbide.
    Was war mit den anderen hier? Der Türsteher, die Bedienung? Beide benahmen sich, als wären sie seit Jahren mit Jarout vertraut. Die Frau erwähnte sogar seinen Vater. Karen blickte zur Bar. Dort stand ein blonder, junger Mann, der sich mit dem Barkeeper unterhielt. Ein gemütlich, vertrauter Plausch, wie ihn der typische Barmann dem Klischee nach zu halten pflegte. Sie versuchte in ihn hineinzusehen. Aber egal, wie sehr sie sich anstrengte, weder bei ihm, noch bei einem der Gäste, konnte sie auch nur die kleinste Emotion, geschweige denn, einen vollständigen Gedanken ausmachen. Merkwürdig, aber sie war blockiert, als läge eine unsichtbare Sperre zwischen ihr

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