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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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Schritt durch den Gang näher heran und versteckte sich hinter der kleinen Kommode neben der Tür, um das Gesprochene deutlicher zu verstehen.
    Doch mit einem Mal verstummten ihre Stimmen. Und als Nächstes sah er seinen Bruder aus dem Zimmer stürzen und eilig davonlaufen. Was war geschehen? Ein über alle Schwächen erhabener Jarout, der fluchtartig die Bühne verließ? Das kam ungefähr genauso häufig vor wie Schneefall mitten im August. Behutsam näherte er sich der halb offenen Tür und schob sein Gesicht am Rahmen vorbei.
    Da saß sie. Auf dem Bett. Ihre Hände lagen reglos mit den Innenflächen nach oben in ihrem Schoß. Zwei offene Blüten, weiß und zart, mit feinen Gelenken und schlanken Gliedern, die aus dunkelroter Satinspitze wuchsen. Er kannte dieses Kleid. Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wann seine Mutter es zuletzt trug. Das war an jenem letzten Abend gewesen, den sie in Paris ausgegangen war, bevor sie ihn mit sich in ihr Exil nahm, um den Unruhen, die in den Straßen über ihnen tobten, zu entfliehen.
    Drei Wochen lang versteckten sie sich in den stinkenden, feuchten Katakomben nahe den Abwasserkanälen. Solange, bis Blanche die Wut packte, weil sie den Gestank und auch die anderen, die mit ihnen nach unten gegangen waren, nicht länger ertragen konnte.
    Wild entschlossen, ihren sogenannten Freunden auf immer den Rücken zu kehren und niemals wieder nach Paris zurückzukommen, schleifte sie ihn mit sich auf ein Schiff. Ihr erklärtes Ziel war die »Neue Welt«. Amerika. Und dieses Zauberland war viele Monate weit von dem einzigen Ort entfernt, den er als sein zu Hause kannte. Eine erschreckende Zeit, die er niemals vergaß, egal wie lange das auch her sein mochte.
    Und nun sah er das Mädchen in diesem Kleid dort sitzen, und es passte ihr noch nicht einmal. Aber diese Farben. Wie eine einzige, vollkommen in sich stimmige Komposition reinster verklärter Schönheit.
    In den dunklen Smaragd und Jadefarben des Zimmers leuchtete ihr lohfarbenes Haar, die milchhelle Farbe ihrer Haut und der glänzende dunkelrote Stoff wie das flammende Rot einer einzelnen Mohnblume inmitten unscheinbarer Wiesenblumen.
    Und als sie dann mit ihren weißen Händen dieses unbeschreibliche Haar zurückstrich und ihm ihr kleines Gesicht, mit den fein geschwungenen Wangenknochen, dem energischen Kinn und der geraden Nase, mit den zart gekerbten Nasenflügeln, zuwandte, und als ihre dunklen Augen sich in seinen Blick bohrten, war alles Weitere schon entschieden.
    Er musste sie haben! Gerade so, wie sie jetzt dort saß. Mit diesem zornigen Blick, den zu Fäusten geballten Händen und dem Flammenhaar. Nur wenige Stunden. Nur solange, bis er brauchte, diesen Anblick zu malen. Sie auf immer in leuchtenden Farben auf eine Leinwand gebannt, genauso unvergleichlich, wie sie ihm in diesem Augenblick schien.
    «Und wer bist Du?», fragte sie mit zornig funkelnden Augen. Schrecklich. Ganz deutlich lag ungeduldige Wut in ihren Worten. Doch nur Furcht und Verwirrung ließ sie so aufgebracht klingen. Damit versuchte sie zu verbergen, was sie wirklich bewegte. Er war wirklich gut darin, solche Feinheiten zu erkennen, und nur selten irrte er sich.
    «Du brauchst keine Angst vor mir zu haben», versuchte er es, auch wenn er gleichzeitig wohl mehr Angst vor ihr hatte, als sie vor ihm.
    «Ich habe keine Angst, verdammt!», fauchte sie und reckte trotzig ihr kleines Kinn vor. «Es steht mir nur bis hier», schimpfte sie und zog mit der Handkante einen Strich einige Zentimeter über ihrem Kopf in die Luft, «dass Jarout Vale mich ständig einfach so stehen lässt und mir dann irgendwelche neuen Verwandten über den Weg laufen.»
    «Das tut mir leid. Ich glaube, er hat es nicht so gemeint. Ich meine, ich konnte hören, dass er dich wirklich gut leiden kann. Oh, nicht, dass du denkst, ich hätte gelauscht. Es war nur ...»
    Er trat einige Schritte weiter ins Zimmer und merkte, dass sie sich anspannte, so als wolle sie sich auf eine schnelle Flucht vorbereiten.
    «Bitte, lauf nicht weg! Mein Name ist Denis.» Er musste selber dem Drang widerstehen, die Flucht zu ergreifen, doch dieses Bild ... «Ich bin Jarouts Bruder, Denis», fügte er eilig hinzu.
    «Ach?!», war alles, was sie darauf sagte.
    Gott, er musste diesen Augenblick haben. Er konnte nicht einfach vergessen, und aus dem Gedächtnis würde ein Bild von ihr niemals so werden, wie es sein sollte. Verzweifelt überlegte er, wie er sie danach fragen sollte, mit ihm zu kommen. Oh,

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