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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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zuvor passiert. Sicher, das von Lucas geerbte Talent ließ sie schon als Kind Dinge sehen, die man im Allgemeinen als Geister bezeichnete. Sie spürte die Emotionen und Gedanken dieser Wesen, wie sie ebenso die von Lebenden wahrnahm. Doch so nah wie jetzt war ihr noch nie zuvor eine dieser Erscheinungen gekommen. Karen fühlte sich ganz von der Persönlichkeit der Besucherin eingehüllt. Eine Frau. Das war keine Einbildung. Karen war sich ganz sicher, dass dieses Wesen weiblich war und das nicht aufgrund der Abbildung des Körpers auf Denis‘ Leinwand. Sie fühlte ihr Sein. Ihr war, als lege sich die geistige und körperliche Form der Fremden ganz über ihre eigene.
    Ein leichtes Beben ließ das Papier in ihren Händen erzittern. Ganz allmählich steigerte sich das Beben zu einem heftigen Flattern, bis sie die Zeitung nicht länger halten konnte. Mit einem heftigen Schlag als wäre er aus Stein, fiel der Papierstoß zu Boden. Erschrocken machte Karen einen Satz zurück. Mit schreckgeweiteten Augen und wild hämmerndem Herz starrte sie auf die Zeitung zu ihren Füßen.
    Sie lag aufgeschlagen. Zu erkennen war der Fortsetzungsbericht der Schlagzeile vom Titelblatt. Das Papier war mit einer dunklen Flüssigkeit getränkt, die feucht schwarz im matten Tageslicht glänzte.
    Noch immer glaubte Karen, den weichen Mantel der Gestalt, die sie eben so dicht umhüllt hatte, zu spüren. Doch der Eindringling war fort. Sie war allein. Ihr Kopf fühlte sich seltsam leicht an. Zögernd machte sie einen Schritt voran. Ihr war, als ginge sie gegen einen Strom. Als liefe sie durch schweres Wasser. Was zum Teufel ist nur los mit mir? fragte sie sich benommen. Sie konnte sich kaum bewegen, doch ihre Gedanken forschten hektisch nach einer Erklärung für das eben Geschehene.
    Taumelnd suchte sie nach einem Halt, fand einen Sessel und stützte sich auf die Lehne. Mit bebenden Fingern tastete sie nach der Zeitung. Kaum, dass sie das feuchte Papier berührte, zog sie entsetzt ihre Hand zurück.
    »Igitt, widerlich«, nuschelte sie. Mit glasigen Augen betrachtete sie ihre Fingerspitzen. Eine klebrige, salbenartige Flüssigkeit war daran haften geblieben. Als sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn streichen wollte, bemerkte sie, dass dieselbe Substanz nicht nur an ihrer Hand, sondern auch in ihren Haaren klebte. Entsetzt blickte sie auf die feuchte Strähne zwischen ihren Fingern. Angewidert fühlte sie schmierigen Schleim auf der Haut. Das Zeug war überall. Wie Rotz tropfte es von ihrer Nasenspitze in den Pulloverausschnitt.
    Was um alles in der Welt war das? Wieder fiel ihr Blick auf die aufgeschlagene Zeitung. Jetzt erst entdeckte sie, dass sich auf dem Artikel und dem Foto darunter bestimmte Muster abzeichneten. Irritiert runzelte Karen die Brauen. Die Muster bildeten Kreise und Pfeile, die bald hierhin, bald dorthin liefen. Sie schienen auf trockene Textstellen zu zeigen. Auf dem Foto war das Gesicht eines bärtigen Mannes verschont geblieben.
    Mit spitzen Fingern zog sie das obere Blatt, das jetzt wieder so leicht wie ganz normales Papier war, zu sich heran. Die Feuchtigkeit bildete einen Kreis um eines der brennenden Häuser auf der Fotografie. Darunter verlief ein Pfeil nach unten, der über einem der Fenster desselben Hauses endete.
    Ein weiterer Pfeil deutete zu der Straße im Vordergrund, auf der Feuerwehrmänner, Fotografen, Kameramänner, Passanten und Fernsehleute mit Mikros wild durcheinanderliefen. Ein einziges Chaos. Doch die schleimige Flüssigkeit dunkelte einen Großteil der Fläche ab, sodass nur eine kleine Stelle frei blieb. Dort war das angstverzerrte Gesicht eines Mannes zu erkennen, der geduckt an einem Feuerwehrmann, der ihn offenbar gerade ansprach, vorbeilief. Sie versuchte sich zu erinnern, ob er ihr irgendwie bekannt vorkam. Doch ein struppiger Bart verdeckte mehr als die Hälfte seines Gesichts, das ohnehin nur undeutlich auf der körnigen Aufnahme zu erkennen war. Doch er musste wichtig sein. Zumindest der fremden Besucherin, die ihn ihr offensichtlich zeigen wollte. Das brennende Haus, das Fenster und dieser Mann. Was wollte sie ihr damit sagen? Da erinnerte sie sich, dass sie zuvor brennendes Holz roch. Oh mein Gott, dachte Karen. War die Frau etwa dort verbrannt? Womöglich wollte sie ihr ein Zeichen, einen Hinweis auf ein Verbrechen geben.
    Schnell überflog sie den Artikel. Erleichtert las sie, dass der Brand am Vorabend gegen halb zwei nachts ausgebrochen war. Zu der Zeit war die Frau schon in Denis

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