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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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unbedingt in klare Worte fassen. Trotzdem kann er unmissverständlich sein«, fuhr sie fort.
    Mit einem schweren Seufzen verlor Jarout seine trotzige Haltung.
    »Das wusste ich nicht. Ich dachte, er hätte mit dir gesprochen und du wärst wirklich bereit, mir zu verzeihen. Tut mir leid, Karen.« Er atmete tief ein und wischte sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Alles, was ich dir angetan habe. Glaub mir oder nicht. Ich kann es nicht ungeschehen und auch nicht wieder gut machen. Dass du vergisst, was war, kann ich auch nicht verlangen. Aber kannst du nicht versuchen, mir zu vergeben?«
    »Ha!«, rief sie so laut, dass Jarout erschrocken zusammenfuhr. »Als Mittel zum Zweck hast du mich benutzt. Und als dein hübscher kleiner Plan, Lucas fertigzumachen, nicht funktionierte, hast du deine Wut an mir ausgelassen. Beinahe getötet hast du mich.«
    »Ja, was soll ich denn jetzt tun? Kriechen, betteln, vor dir auf die Knie gehen? Sag mir, was willst du? Ich mach’s. Ehrlich«, rief er aus. »Ich weiß doch, was du sagen und welche Anschuldigungen du mir ins Gesicht schleudern willst. Das habe ich alles schon von Lucas gehört. Und glaub mir, er kann das besser als jeder andere.
    Fünf Jahre, Karen. Glaubst du nicht, dass ich bitter bereut habe? Kaum ein Tag verging, an dem ich nicht daran dachte. Und nicht nur, weil ich allein auf mich gestellt und einsam war. Nein, weil ich mich selber nicht verstanden habe. Ich habe keine Antwort darauf gefunden, warum ich damals auf dich und Lucas losging. Wenn ich mir vorstelle, dass ich dich dabei fast umgebracht habe, kann ich, kann ich ...«
    »Ja, du hast mich beinahe umgebracht. Und nicht nur einmal, sondern wieder und wieder. Jede Nacht. Im Traum, im Wachen. Kannst du dir vorstellen, was für eine Scheißangst ich hatte, dass du eines Nachts auftauchst und der Horror von vorn losgeht?«, schrie Karen halb weinend.
    Ihre anfängliche Furcht vor ihm war zu brennendem Zorn geworden. Wie eine Furie schleuderte sie ihn mit einem schnellen, gezielt eingesetzten Gedanken zu Boden. Hart getroffen krachte er mit dem Rücken gegen das Waschbecken. Die Wucht des Aufpralls schmetterte ihn zu Boden, wo er zusammengekauert liegen blieb.
    »Wo ist er jetzt, hm? Wo ist der starke Jarout? Ein Scheiß ist er jetzt. Ich habe nämlich gelernt, mich zu wehren. Und darin bin ich besser als jeder andere.«
    Aufgebracht stand sie heftig atmend über ihm. »Weißt du, Jarout, die Karen von damals gibt es nicht mehr«, flüsterte sie leise. Sein starrer Bernsteinblick heftete sich an ihren.
    »Den Jarout von damals auch nicht«, erwiderte er ungerührt.
     »Ich denke, es ist besser, wenn ich ein andermal wiederkomme«, murmelte er und versuchte aufzustehen. Sie ließ ihn unbehelligt und beobachtete, wie er seine Kleider ordnete. Der größte Teil ihrer Wut war in dem Schlag gegen ihn verpufft.
    Karens Gedanken suchten böse Erinnerungen und alte Ängste, die seine Anwesenheit zu neuem Leben erweckte. Sie rief sich auch Blanches fürsprechende Worte ins Gedächtnis. Er sei verändert, sagte sie, als Jarout zurückgekehrt war. Er habe bereut und Karen bräuchte nichts zu befürchten. Sie habe wirklich keinen Grund, an seiner Aufrichtigkeit zu zweifeln.
    War er wirklich ein anderer? Spiegelte sein Äußeres die innerlichen Veränderungen wider? Sein ehemals schulterlanges, schwarzes Haar war auf zentimeterlange Stoppeln gestutzt und ein schmaler Bart zierte sein Kinn. Sie sah nichts, außer dieser oberflächlichen Wandlung. Versuchte sie in sein Inneres zu blicken, wusste sie, dass sie nicht weit käme. Zu gut war seine Abwehrreaktion trainiert. Und solange Karen nur bis auf das Gewebe seiner Kleider sehen konnte, war sie davon überzeugt, dass er wieder nur sein Spiel mit ihnen allen trieb. Das käme früher oder später ans Licht. Jarout konnte sich nicht lange verstellen. Sie fürchtete, dass auch diesmal Gefahr drohte. Wenn nicht direkt von ihm, so durch eine seiner Handlungen. Alles, was Jarout wollte, war Macht. Er war ein Opportunist. Wandte sich immer seinen Vorteilen zu und hielt sich eine Tür offen. Ob andere dabei zu Schaden kamen, war ihm egal. Und gelang sein Plan nicht, dann wurde er unberechenbar. So war er damals und mit Sicherheit noch heute. Nein, sie glaubte ihm nicht, wenn er behauptete, geläutert zu sein.
    Mit gesenktem Haupt ging er ins Schlafzimmer. Eilig folgte sie ihm. Doch sie kam zu spät. Auf dem Weg zur Tür waren ihm die Papierblätter aufgefallen, die verstreut auf dem

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