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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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Doch was mich betrifft, magst du recht haben und Lucas, nun, er vollführt einen Balanceakt.
    Er ist dein Vater und seine Liebe zu dir ist ohne Zweifel stark. Auf der anderen Seite jedoch bist du keine Hirudo. Auf welche Position also sollen wir dich deiner Meinung nach stellen? Sollen wir dir Informationen geben, die nicht einmal einer der jüngsten unserer Art erhält?«
    »Dasselbe hat mich Calman auch gefragt«, musste Karen zugeben. »Aber«, fuhr sie hastig fort, ehe Arweth weitersprechen konnte, »ich wohne seit fünf Jahren in eurem Haus und habe keiner Menschenseele von euch erzählt. Und ich bin Lucas Tochter, habe sein Blut getrunken und das zwei Mal. Meine Talente stehen denen einiger eurer Begabtesten in nichts nach – was verlangt ihr noch von mir als Beweis dafür, dass ich loyal bin, würdig, euer Leben zu teilen?«
    »Eine komplizierte Frage, meine liebe Karen«, antwortete Arweth ernst und richtete seinen finsteren Blick auf die sanft wogenden Baumwipfel, deren kahle Äste und Zweige wie schwarze Blitze in den bewölkten Nachthimmel aufragten.
    »Ich bin weiß Gott nicht ignorant genug, um Phoebes Entscheidung, sich an dich zu wenden, als bloßen Zufall abzutun. Sie war schon zu Lebzeiten sehr wählerisch, was Vertrauen in andere betraf. Für ihre Zwecke wäre sicherlich auch jemand anderes infrage gekommen. Calman zum Beispiel oder Lucas. Auch sie haben ähnliche Talente wie du.
    Doch Phoebe wählte dich und ich kann nicht leugnen, dass mir das zu denken gibt. Versteh mich nicht falsch, ich werde meine Politik dir gegenüber unter gar keinen Umständen ändern. Selbst wenn ich wollte, ist das unmöglich.«
    Sie erreichten das Tor, das ungebetene Besucher den Weg zur Auffahrt versperrte und blieben stehen. Der leichte Wind raunte durch das trockene Winterholz des Waldes. Aufgeschreckte Tiere flohen raschelnd durch das Laub und ein Nachtvogel schrie einen lauten Warnruf in die Nacht. Fröstelnd zog Karen ihre Jacke fester um die Schultern.
    Die Wolkendecke riss auf und bleiches Mondlicht erweckte die Schatten um sie herum zum Leben. Arweths weißes Haar erstrahlte hell und rein wie der Schnee. Er sieht aus wie ein Winterengel, dachte Karen. Und er ist auch genauso kalt. Er wollte sie nicht akzeptieren, keiner von ihnen wollte das, da war sie sicher. Nichts änderte etwas an ihren Ansichten, obwohl sie doch diejenige war, die ihnen die Spur zu Prior geliefert und ihn getötet hatte. Mit Phoebes Hilfe zwar, aber trotzdem war sie es, durch die diese Aktionen erst möglich geworden waren. Zählte das etwa nicht?
    »Warum wolltet ihr mich loswerden?«, fragte sie mit bebender Stimme. »Ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Calman war verschwunden und dann lügt er über den Grund dafür, Jarout benimmt sich so überheblich, alle tun so geheimnisvoll. Calman sagte, eure Schwester wäre hier und dass ich deshalb nicht da sein dürfe. Er faselte etwas von wegen, dass sie wichtiger sei als ich oder als Lucas oder sonst was. Ich fragte ihn, ob er vielleicht glaube, dass Maratos Prior geschickt habe, um euch zu töten. Und auch da hat er sehr seltsam reagiert.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Arweth und packte Karen grob am Arm.
    »Nichts, verdammt«, rief sie und machte sich mit einem heftigen Ruck von ihm los. »Aber da ist es wieder, diese Andeutung.«
    »Ich weiß nicht, was du damit meinst.«
    »Warum reagierst du so aufgebracht, wenn nichts an meiner Vermutung dran ist, hm? Also, was hat Maratos damit zu tun und warum ist eure Schwester wegen einer Sache hier, die, wie Calman sagte, größer ist als Lucas oder du?«
    Arweth dermaßen heftig zu bedrängen, kostete Karen allen verfügbaren Mut. Trotz ihrer Wut fürchtete sie ihn und seine Autorität. Sie spürte, dass sie ein Risiko einging, wenn sie sich ihm gegenüber so respektlos benahm. Wenn ihm ihre Fragerei zu bunt wurde, kostete ihn ihre Verbannung nur ein müdes Lächeln und ein einziges Wort.
    Und tatsächlich lächelte er. Seine Fänge glänzten perlweiß im strahlenden Silberlicht des Mondes. »Du gibst nicht auf, was?«
    Entschlossen schüttelte sie den Kopf. »Nein.«
    Arweth schien kurz zu überlegen. »Also gut, du sollst einige Antworten haben. Früher oder später wirst du sowieso alles erfahren. Betrachte es einfach als Lohn oder Anerkennung, oder was weiß ich.«
    Hart nahm er ihr Kinn zwischen die Finger seiner rechten Hand und zwang sie, ihm in die Augen zu blicken.
    »Kein Wort zu irgendjemandem. Nicht zu Denis, nicht zu Beryl und

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