Dunkles Fest der Leidenschaft
erntete so stürmischen Beifall, dass er vor Begeisterung beinahe von der Bühne gefallen wäre.
Falcon legte einen Arm um Saras Schultern und bettete eine Hand auf ihren Bauch, wo ihr ungeborenes Kind schlummerte. »Du bist eine unglaubliche Frau. Wie hast du das bloß auf die Beine gestellt? Die Kleinen sind so glücklich. Schau sie dir an! Sie sind alle die geborenen Bühnenkünstler.«
Mikhail nickte zustimmend. »Es war eine fantastische Vorstellung, Sara. So etwas hatte ich nicht erwartet. Du musst viel Zeit und Mühe in die Vorbereitungen investiert haben.« Er schaute sich im Saal um und sah nur lachende Gesichter. Selbst die grimmigen Mienen seiner Krieger wirkten gelöst und glücklich, als sie den Kindern tosenden Applaus spendeten.
»Waren sie nicht großartig?« Sara strahlte vor Stolz auf ihre Schützlinge. »Was hältst du von Josefs Rap-Version eines Weihnachtslieds? Er hat wirklich hart daran gearbeitet. Und Skyler hat wunderschön gesungen. Ich war fassungslos, als ich sie zum ersten Mal gehört habe. Paul und Ginny haben ihre Tanznummer toll gebracht, und natürlich kann niemand so Klavier spielen wie Antonietta. Ich bin sehr, sehr glücklich!«
»Und dass die ›Dark Troubadours‹ für alle gesungen haben, war ein echter Volltreffer«, warf Falcon ein. »Ich denke, unsere Gäste waren mit der Show sehr zufrieden.«
»Im Ernst, Sara, ich habe nicht annähernd so etwas wie diese Aufführung erwartet«, gestand Mikhail. »Woher hast du bloß die Zeit genommen, das alles in Szene zu setzen? Ich weiß, dass du mit den Kindern und auch mit den Teenagern geprobt hast, doch was hier geboten wurde, hat alle meine Erwartungen bei Weitem übertroffen.«
»Es hat Spaß gemacht, Mikhail. Und die Kinder haben wirklich das Gefühl gebraucht, auch etwas zu dem Fest beizusteuern. Ich will nicht, dass sie sich ausgeschlossen und anders fühlen. Keines von ihnen. Mir liegt viel daran, dass die Erwachsenen sie wirklich sehen und ihre Leistungen anerkennen.«
»Tun sie das denn nicht?« Das Lächeln auf seinem Gesicht verblasste. Nein, natürlich nicht. So wichtig ihnen die Kinder auch waren und so gut sie auch behütet wurden – der Rest der karpatianischen Gemeinschaft achtete auf ihre Gesundheit und Sicherheit, mehr nicht. Das war nicht immer so gewesen.
»Ich meine nicht nur ihre Eltern«, fuhr Sara fort. »Karpatianische Männer mussten sich so lange allein durchschlagen, dass sie vergessen haben, wie es ist, eine Familie zu haben. Ihr Leben besteht aus Krieg, nicht aus Frau und Kindern und einem Heim. Unsere Kinder brauchen eine Ausbildung, und zwar nicht nur Wissen aus Büchern. Sie müssen lernen, welche Fähigkeiten Karpatianer besitzen – wie man seine Gestalt wechselt, Schutzbarrieren errichtet, sogar, wie man kämpft. Aber wer übernimmt diese Aufgaben? Diese Frage haben wir nie geklärt. Es gibt nur sehr wenige Kinder, und niemand denkt daran, sie zusammenzubringen, wie bei dieser Feier zum Beispiel, wo sie einander kennenlernen und Freunde werden können und Erwachsene erleben, von denen sie Anerkennung erfahren.«
Mikhail erinnerte sich an seine eigene Jugend, an die Krieger, die sich die Zeit genommen hatten, ihm hier und da einen Rat zu geben, an die Edelsteinsucher, die ihn mit in die Höhlen genommen hatten, um ihm zu zeigen, wie sie arbeiteten, und an andere, die ihm das Formwandeln und sogar Kampftaktiken beigebracht hatten. Sara hatte recht.
»Ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen, Sara«, versprach er. »Was du sagst, klingt vernünftig. Die Kinder wirken glücklicher, als ich sie je gesehen habe. Ich hatte eine kurze Unterhaltung mit Joies Mutter, Mrs. Sanders, und sie erwähnte, dass du diese Kostüme selbst mit der Hand genäht hast. Ich hätte dir Hilfe besorgen können, wenn du gefragt hättest.«
»Ich hatte Hilfe: Corinne. Und wir wollten lieber richtig nähen, als die Kostüme auf karpatianische Weise zu beschaffen. Meine Mädchen und Jungs sollten sehen, wie man mit der Hand näht. Falcon und ich versuchen, unsere beiden Welten so gut wie möglich miteinander in Einklang zu bringen. Colby de la Cruz hat mir erzählt, dass Rafael und sie sich ebenfalls darum bemühen.«
Mikhail nahm Ravens Hand und zog sie an seinen Mund, um mit seinen Zähnen sanft über ihre Fingerknöchel zu streichen. »Es scheint sehr viele Dinge zu geben, die ich nicht bedacht habe. Wir haben von deiner Feier einiges gelernt, Raven. Etliche unserer Landsleute müssen die menschliche Lebensart
Weitere Kostenlose Bücher