Dunkles Feuer
ist?“
„Ehrenwerter Genosse Botschafter, darüber darf ich Ihnen nichts sagen. Anordnung der Parteizentrale in Peking.“
Ich werde ihn töten! Langsam! Eintausend Mal eintausend Qualen soll dieser Hund erleiden, aber davon werde ich dir bestimmt nichts erzählen, du bourgeoises Schwein.
„Ich wünsche, über alles auf dem Laufenden gehalten zu werden“, erklärte Yang.
Npei nickte ergeben. Die Zeit, da sich die Parteiführung der alten Werte erinnert, wird wiederkommen und dagegen wird die Kulturrevolution ein Possenspiel gewesen sein. Dann werden wir mit Leuten wie dir abrechnen.
„Sie können gehen, Genosse“, entließ ihn der Botschafter mit einer Handbewegung.
Als Npei aufstand und sich verbeugte, bemerkte Yang verärgert, dass der Agent die Füße nicht geschlossen hatte und die Fersen sich berührten. Eine ungeheuerliche Respektlosigkeit, aber er wies Npei nicht zurecht.
Der Mann verfügte über Macht. Trotzdem, die Zeiten änderten sich. China öffnete sich der westlichen Welt und die wirtschaftlichen Veränderungen brachten einen Wandel der Gesellschaft mit sich. Npei und seine Genossen waren eine aussterbende Rasse, die verzweifelt um ihr Überleben kämpfte, aber wie die Dinosaurier würden sie von der Bildfläche verschwinden. Es gab keinen Weg zurück, und die Reformer innerhalb der Partei gewannen ständig an Einfluss.
Bald, sehr bald würde ein Mann die Staatsmacht übernehmen, der sich der gewaltigen Umwälzungen, die dem Land bevorstanden, bewusst war und er selbst wollte dabei eine wichtige Rolle spielen. Für seine Karriere war es unendlich wichtig, dass er Prometheus in die Hände bekam, und so war er gewillt, Npei und seine Frechheiten zu erdulden, aber Npeis Tod war schon jetzt beschlossene Sache, und vielleicht würde er sich das Vergnügen gönnen, diesen Mord selbst auszuführen.
18. Kapitel
6.Mai
Steve hatte die Nacht in einem billigen, unauffälligen Hotel in der Innenstadt verbracht. Ohne richtig Schlaf zu finden, hatte er sich hin und her gewälzt. Je länger er darüber nachdachte, umso erdrückender erschien ihm die Macht der Gegenseite. Der unsichtbare Feind hielt die Fäden in der Hand, ließ ihn wie eine Marionette tanzen, aber Steve war entschlossen, die Schnüre zu zerschneiden, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Gegen Morgen war ein Plan in ihm gereift. Erst vage, nicht greifbar, hatten sich nach und nach die Details herauskristallisiert. Es konnte klappen, aber er brauchte Glück. Verdammt viel Glück.
Am Abend zuvor hatte er Liz angerufen und ihr gesagt, dass er in der Stadt übernachten würde. Sie hatte diese Mitteilung gleichmütig aufgenommen, ohne nach dem Grund für seine Entscheidung zu fragen. Für einen Moment war er in Versuchung gewesen, ihr von seinen Problemen zu erzählen, aber Liz hatte das Gespräch beendet, bevor er sich dazu durchringen konnte.
Seine Versuche, Richard zu erreichen, waren erfolglos geblieben. Er war noch immer nicht zu Hause aufgetaucht. Wenigstens hatte er mit Eve gesprochen. Ihre weiche Stimme spendete ihm ein wenig Trost in dieser dunklen Zeit.
Dem Portier, einem zwergenhaften Mann mit Spitzbart, sagte er, dass er das Zimmer noch für eine weitere Nacht brauche, dann durchquerte er die Lobby und ging zu seinem Wagen. Er wandte seinen Kopf nach beiden Seiten, aber wie nicht anders erwartet, war von seinen Verfolgern nichts zu sehen. Steve gönnte sich ein Grinsen.
Er hatte eine Überraschung für diese Männer parat.
Im Büro angekommen, wartete ein Stapel Post auf ihn, den er Linda Hamsher zur Bearbeitung gab, bevor er sich auf den Weg ins Lab machte. John Chen saß vor dem Computer, seine Finger flogen scheinbar mühelos über die Tastatur und zauberten lange Reihen von Algorithmen auf den Bildschirm. Er hielt kurz inne. Sein Blick forschte in Steves Gesicht.
„Du siehst schlecht aus“, stellte er lakonisch fest.
„Mir geht es auch nicht so toll.“
„Probleme?“, fragte Chen nach.
„Mehr als ich mir wünsche.“
Steve trat zu dem Informatiker, zog sich einen Drehstuhl heran und setzte sich rittlings darauf.
„John?“
„Ja?“
„Ich möchte, dass du für heute aufhörst und nach Hause gehst.“
John Chen sah verblüfft auf die Wanduhr, die über der Tür hing. Neun Uhr morgens.
„Was ist los?“
Steve schüttelte stumm den Kopf, dann antwortete er doch. „Besser du weißt nichts davon.“
„Du klingst wie in einem schlechten Agentenfilm, und ich erwarte eine Erklärung
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