Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
Vom Netzwerk:
verfügt nicht über genug Leute und lässt ihn nur sporadisch überwachen. Ohne Ergebnis. Die Gesprächsaufzeichnung von seinem Telefonat mit John Chen hat mich misstrauisch gemacht. Ich habe alle Daten und sein Foto nach Taiwan an Weißer Tiger gefaxt, und das ist dabei herausgekommen.“
    Kevchak reichte Holden weitere Papiere.
    Weißer Tiger war der Codename für einen Verbindungsmann der Amerikaner, der seit über dreißig Jahren Informationen, erst aus Hongkong, nach der Rückgabe der Insel durch die Briten an China, aus Taiwan lieferte.
    Holden wusste nur, dass der Informant ein hohes Mitglied einer chinesischen Triade war, die sich Schwarzer Lotus nannte. Keinen persönlichen Namen, oder warum er das tat. Geld schien nicht der Grund zu sein, denn er verlangte nur selten eine Gegenleistung. Die einzige Forderung, die er jemals gestellt hatte, war eine Einreisegenehmigung für einen Mann namens Li Chen und seinen Sohn Jin. Der Major war sich der bizarren Verknüpfung bewusst, ohne dass er sie verstand. Alles sehr geheimnisvoll. Die Beziehung zwischen dem Informanten und diesen beiden unbedeutenden Flüchtlingen war nie geklärt worden.
    Wer war dieser Mann, der sich solchen Gefahren aussetzte?
    Weißer Tiger trat stets über ein mobiles Satellitentelefon mit dem Dienst in Verbindung und wechselte ständig seinen Aufenthaltsort. Die CIA hatte schon vor Jahren aufgegeben, seine wahre Identität aufzudecken, aber Holden wusste, dass die Chinesen fieberhaft nach ihm suchten. Wenn sie ihn in die Finger bekamen, erwartete ihn ein grausames Schicksal, an dessen Ende ohne Zweifel der Tod durch Erschießen stand.
    Holden bewunderte Menschen, die aus idealistischen Gründen handelten. Sein eigener Idealismus war schon vor Jahren verloren gegangen. Zu viel Blut, zu viel Tod, zu viele Schreie auf dem Schlachtfeld.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Blatt Papier in seinen Händen zu.

    Chi Han, richtiger Name Dao Npei
    Vater Sun Npei als Volksverräter hingerichtet

    Mutter Jao Npei 1972 zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt, verstorben, Todesursache unbekannt.

    Dao Npei kam im Alter von 9 Jahren in das kommunistische Erziehungsheim ‘Rote Fahne’ in Yichang. Unterlagen über diese Zeit nicht verfügbar.

    Danach Eintritt in die Volksarmee. Ausbildung zum Scharfschützen.

    Zwei Jahre Offizierschule in Jinan und Chengdu. Mit Auszeichnung bestanden.

    Eintritt in die Pekinger Kaderschule ‘7.Mai’. Seit dieser Zeit keine Informationen verfügbar.

    Major Holden legte den Bericht beiseite und betrachtete erneut Npeis Bild. Es war eine Porträtaufnahme zum Anlass seines Eintritts in die Offiziersschule Jinan.
    Die Fotografie zeigte einen jungen Mann mit asketischen Gesichtszügen und ernstem Ausdruck. Die Augen blickten fanatisch, wirkten wie glühende Kohlestücke unter den schmalen Brauen. Dieser Mann war gefährlich. Sehr gefährlich.
    Der Umstand, dass er sich als Sohn eines hingerichteten Volksverräters aus einem Erziehungsheim bis in die Kaderschule der Partei gearbeitet hatte, ließ auf einen eisenharten Willen schließen.
    Eigentlich sollte er auf diesem Foto lächeln, dachte Holden. Er hat es geschafft, es war schwer, und jetzt wird er Offizier werden, aber er lächelt nicht. Warum nicht?
    Die Augen des Mannes auf dem Bild schienen seinen Blick aufzusaugen, und dann durchfuhr die Erkenntnis Holden, ließ ihn schaudern.
    Er hasst!
    Und er lebt für diesen Hass!

    Dao Npei saß Botschafter Kin Yang in dessen luxuriösem Büro gegenüber, nahm die Umgebung in sich auf und verachtete den schlanken Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches.
    Weiche Teppiche statt Reismatten. Westliche, protzige Möbel statt chinesischer Schlichtheit. Dekadente, entartete Kunst an den Wänden, wo das Porträt des Großen Führers Mao hängen sollte.
    Npeis Miene war ausdruckslos, aber er nahm an, dass der Andere seine heimliche Ablehnung spürte.
    Er hatte gerade den neuesten Bericht über den Verlauf der Aktion Leiser Winter , das Beschaffen des Programms Prometheus , abgegeben und Yang schwieg, als wäre nie ein Wort gesagt worden. In seiner linken Hand hielt er eine Zigarette mit der glühenden Spitze nach oben und folgte mit seinem Blick träge dem Rauchfaden, der langsam zur Zimmerdecke stieg. Schließlich räusperte sich der Botschafter.
    „Wie lange wird es noch dauern?“
    „Darüber kann ich keine genauen Angaben machen, aber nicht mehr lange.“
    „Was haben Sie mit John Chen vor, wenn alles vorbei

Weitere Kostenlose Bücher