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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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Antiquitätengeschäft eine Stunde später schloss.
    Er durchquerte den Vorraum und hielt direkt auf den Computerraum zu. Seine Hand legte sich auf die Klinke der Tür, aber dann hielt er inne.
    Lichtschein drang aus dem Schlitz darunter hervor.

    Als sich die Tür zum Lab öffnete, war Steve auf einen Schlag hellwach. Es war nicht das Geräusch gewesen, das ihn aufschreckte, sondern ein feiner Luftzug, der seinen Nacken gestreift hatte. Seine Nerven waren inzwischen so sensibilisiert, dass schon minimale Veränderungen in seiner Umgebung einen Adrenalinausstoß bewirkten.
    John stand im Türrahmen, und Steve beruhigte sich wieder. Aber das heftige Zittern seiner Hände hielt an.
    Chen wirkte überrascht, ihn hier zu sehen. Für einen Augenblick huschte Verwirrung über seine asiatischen Gesichtszüge.
    „Was treibt dich hierher?“, fragte Steve ruhig.
    John überlegte, ob er sich eine Lüge einfallen lassen sollte, entschied sich dann aber für die Wahrheit. Es war an der Zeit Steve von seinen Problemen zu erzählen. Er setzte sich auf einen der Drehstühle und begann mit leiser Stimme zu reden, zuerst stockend, aber dann sprudelten die lange zurückgehaltenen Worte aus ihm heraus.
    Er tauchte in die Bilder der Vergangenheit ein, sah die endlosen Reisfelder vor seinem geistigen Auge, roch den Duft der Bambuswälder. Seine Erzählung begann in einem kleinen Dorf in China, berichtete von einer abenteuerlichen Flucht, dem Verlust von Mutter und Schwester, dem Tod seines Vaters und endete mit der Erpressung durch Dao Npei - dem Feind aus alter Zeit.
    Chen schluckte, als die letzten Worte ausgesprochen waren, und blickte zu Boden. Stille kehrte ein.
    „Ich kann dir Prometheus nicht geben“, brach schließlich Steve das Schweigen.
    „Es geht um das Leben meiner Familie. Du musst es mir geben.“
    „Du weißt, warum die Chinesen das Programm haben wollen?“
    „Ja“, gab John zu.
    „Dann weißt du auch, dass ich nicht zulassen kann, dass es ihnen in die Hände fällt.“
    John Chens Augen flehten ihn an, und Steve wandte den Blick ab.
    „Bitte!“
    „Wir haben Prometheus geschaffen, um den Menschen zu helfen, nicht um zu verletzen, zu verstümmeln oder zu töten. Kannst du den möglichen Tod von Millionen auf dein Gewissen laden?“
    „Vielleicht kommt es nie soweit. Die Nationen haben gelernt, miteinander zu leben.“
    „Wir beide wissen, dass Nationen von Menschen geführt werden. Von Menschen voller Gier und Machtgelüsten. Du kannst nicht jemandem gottähnliche Macht geben und hoffen, dass er sie nicht missbraucht. Die Geschichte lehrt uns, dass jede Waffe, die erfunden wurde, früher oder später auch benutzt wird, und in den Händen der falschen Personen ist Prometheus eine unvorstellbare Waffe. Wir haben Prometheus geschaffen, und nun haben wir die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass so etwas nie geschehen kann.“
    „Dann musst du das Programm vernichten.“
    Steve sah ihn an, nickte. „Ich weiß, aber ich bringe es nicht fertig. So viel Gutes könnte damit getan werden.“
    „Du willst mir nicht helfen“, stellte John ruhig fest.
    „Doch, das möchte ich. Uns wird etwas einfallen, aber ich kann dir Prometheus nicht geben. Bitte verstehe das.“
    „Was hast du vor?“
    Er berichtete John von seinen eigenen Schwierigkeiten, von der Tatsache, dass auch die amerikanische Armee hinter Prometheus her war. Lückenlos legte er alles dar.
    „Ich habe das Programm auf eine CD kopiert und alle Daten auf dem Computer gesichert“, sagte er schließlich. „Niemand außer mir kommt da noch dran. Ich werde die Kopie an einem sicheren Ort deponieren und für eine Weile verschwinden, aber wir bleiben in Kontakt.“
    „Wo willst du hin?“
    „Zur alten Jagdhütte meines Vaters in der Chesapeake Bay. Du kennst sie vom letzten Sommer, als wir dort Angeln waren. Da werde ich mich verstecken, bis mir etwas eingefallen ist.“
    „Aber du wirst mir helfen? Bitte hilf mir. Ich bitte dich.“ In Johns Augen standen Tränen.
    „Ich verspreche es dir.“

19. Kapitel

    Kessler und Stanton saßen in ihrem Van mit den getönten Scheiben, beobachteten das Firmengebäude, das Sanders vor einer Ewigkeit betreten hatte, tranken lauwarmen Kaffee aus einer silbernen Thermoskanne und langweilten sich zu Tode. Schon vor Stunden war ihnen der Gesprächsstoff ausgegangen.
    Sie hatten gesehen, wie John Chen vor einer Stunde ins Gebäude geschlichen war, dieser Tatsache aber keine weitere Bedeutung zugemessen. Steve Sanders war

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